die drei ganster Tödliche Gier. Mittwoch, 24. Februar 2021, 20.15 Uhr, im ZDF, Teil 2/4

Jutta Bök

Mainz (Weltexpresso) - Interview mit Autor und Regisseur Thorsten Näter: Wie entstand die Idee zu dem Psychothriller "Tödliche Gier"?

Ich bin schon immer ein Freund des klassischen Thrillers, bei dem ich anders als bei Ermittlerkrimis nicht auf der Suche nach einem Täter bin, sondern mich von vornherein mit Tätern und Opfern beschäftigen kann, damit, was in ihnen vorgeht, wie der Druck, unter dem sie sich befinden, sie verändert.


Was war Ihre Intention dabei?

Mir war wichtig, sowohl auf der Seite der "Gangster" als auch auf der der "Geiseln" zu sein, die sich alle in einer ausweglosen Situation befinden und das Ganze nicht einfach auflösen können, also irgendwie miteinander klarkommen müssen. Das Ganze spielt bewusst in einer Kirche beziehungsweise im dazugehörigen Pfarrhaus. Mich hat das Spannungsfeld von christlichen Werten und der Frage, wie jemand, der an diese Werte glaubt, auf Gewalt reagiert, schon immer sehr interessiert. Die beiden extremen Pole dabei sind Hanno Pottek und Pastor Bahnert. Pottek sieht sich durch die seiner Meinung nach verlogenen Werte in Frage gestellt und fordert den Pastor ständig heraus, während Bahnert sich vor seiner Familie rechtfertigen muss, weil er nach deren Meinung mit Gewalt antworten, sich wehren, müsste.


Hatten Sie Einfluss auf die Besetzung?

Ja, das war mein absolutes Wunsch-Ensemble, und zum größten Teil bereits für diese Schauspieler*innen geschrieben. Da ich mit dem Produzenten und der Redakteurin seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeite, haben die meine "Wunschliste" bedenkenlos akzeptiert.


Wie würden Sie Ihren Regie-Stil beschreiben?

Ich weiß nicht, ob man das als "Stil" bezeichnen kann. Ich habe gern einen sehr präzisen Plan. Da ich beim Schreiben der Bücher sehr oft schon eine Besetzung im Kopf habe, entsteht bereits beim Schreiben und spätestens bei der Vorbereitung ein sehr genaues Bild des Films in meinem Kopf, einschließlich der Auflösung. Dafür muss ich ein sehr komplexes Bild der Figuren haben, damit ich ihnen nicht etwas unterstelle, das sie in der entsprechenden Situation gar nicht tun würden. Aber natürlich passiert es immer wieder, dass die Schauspieler*innen eine andere Fantasie entwickeln, sich bei den Proben etwas anderes entwickelt, oder die Umstände einen dazu zwingen, umzudenken. Da muss ich dann flexibel sein, aber der Plan und die genaue Vorbereitung sorgen dafür, dass genau für diesen Moment auch ausreichend Zeit da ist.


Wie haben Sie die Dreharbeiten insgesamt erlebt? Humor ist Ihnen ja bei der Arbeit wichtig.

Die Dreharbeiten haben mir großen Spaß gemacht. Vor allem, weil es die meiste Zeit darum ging, in einer kammerspielartigen Situation mit diesem wunderbaren Ensemble zu arbeiten. Ich habe ja auch viele Produktionen gemacht, die sehr actionreich waren. Da ist eine eher generalstabsmäßige Arbeit angesagt.

Was die "gute Stimmung" angeht: Wenn man sich ansieht, wie viele Filme ich in den letzten 40 Jahren gemacht habe, lässt sich nicht verbergen, dass ich diesen Beruf zum Zentrum meines Lebens gemacht habe. Das wäre ja ein ziemlich klägliches Leben, wenn ich nicht dafür sorgen würde, dass dabei ausreichend Spaß abfällt. Außerdem mache ich ja meist eher düstere Filme, bei denen von Darsteller*innen erwartet wird, ziemlich ans Eingemachte zu gehen. Das verlangt sowohl von ihnen als auch von mir, dass wir sehr offen miteinander umgehen. Das funktioniert nur – so geht es zumindest mir – wenn man sich rundherum wohlfühlt.

Und als Letztes: Ich empfinde es als unglaubliches Privileg, diese Arbeit machen zu dürfen. Deshalb gehe ich fröhlich zur Arbeit und lege Wert darauf, auch fröhlich nach Hause zu gehen. Und ich möchte, dass es meinem Team und meinen Darsteller*innen auch so geht. Dazu gehört auch, die "Katastrophen", die einen beim Drehen zwingend ereilen, nicht als solche zu empfinden, sondern als spannende Aufgabe, die es zu lösen gilt. Mit dem Motto "Es gibt keine Probleme, nur außergewöhnliche Augenblicke" kommt man in der Regel ganz gut über den Tag.

Foto:
Die drei Gangster Armin Wiesner (Thomas Sarbacher, l.), Robert Vollmer "Robbie" (Leonard Carow, M.) und Hanno Pottek (Dirk Borchardt, r.) suche die Diamanten aus einem Raubzug
©ZDF/Hans-Joachim Pfeiffer

Info:
Ab Dienstag, 23. Februar 2021, 10.00 Uhr, in der ZDFmediathek

Mittwoch, 24. Februar 2021, 20.15 Uhr
Tödliche Gier

Drehbuch/Regie_____Thorsten Näter
Kamera_____Joachim Hasse
Ton_____Benjamin Schubert
Kostüme_____Sonja Kappl
Szenenbild_____Jost Brand-Hübner
Komponist_____Axel Donner
Schnitt_____Julia von Frihling
Produzent_____Dr. Eberhard Jost
Redaktion_____Gabriele Heuser

Die Rollen und ihre Darsteller
Manfred Bahnert_____Harald Krassnitzer
Claudia Bahnert_____Ann-Kathrin Kramer
Svenja Bahnert_____Sofie Eifertinger
Marius Bahnert_____Johannes Geller
Armin Wiesner_____Thomas Sarbacher
Hanno Pottek_____Dirk Borchardt
Robert Vollmer_____Leonard Carow
Harry Dombrowski_____Thomas Lawinky
Kurt Nielsen_____Uwe Rohde
Sven Färber_____Josef Heynert
Silke Harmsen_____Katrin Pollitt
Paul Harmsen_____Marek Erhardt
und andere