Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 7.November 2013, Teil 4

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Genau, Sie müssen den Filmtitel nur laut vor sich hinsprechen, dann wissen Sie sofort um was es geht. Um Bildung, vermeintlichen Bildungsdünkel und mangelnde Bildung, das auf jeden Fall, vor allem, wenn es um Rechtschreibung geht. Sie haben recht, es geht um Schule, das was man früher Pennäler nannte, die Schule als Tragödie empfinden, auch wenn daraus gerne Komödien gemacht werden. Wie hier.

 

 

FACK JU GÖHTE

 

Nein, man braucht nicht bei der Feuerzangenbowle ansetzen, die heute keinen mehr zu 'Fack Ju' bringt. Man darf und kann und muß aber an den heutigen Schülern ansetzen. Ihrer Wirklichkeit, ihrem Umgangston, ihren Ängsten und ihren oft verzweifelten Versuchen, von den Erwachsenen endlich einmal die Grenzen ihres Frechheiten, Unverschämtheiten, eben aber auch Einsamkeiten zu erfahren.

 

Das, was im Film als Klassengeschehen abgeht, sei übertrieben. Na gut, vielleicht etwas übertrieben, aber im Kern zutreffend und nur darum geht es. Darum scheuen wir uns auch nicht, diesen Film als zutreffende Klamotte zu bezeichnen, den anzuschauen Spaß macht, weil man wieder einmal seine Vorurteile bestätigt erhält, die Urteile aber auch, die im Kanzlerkandidatenjargon heißen: klare Kante zeigen. Das hintersinnig witzige ist hier zudem, daß der Schulschreck, der da plötzlich auftaucht und die Schüler in der Horrorklasse 10 b weder mores noch sciencia lehren will, aber aus Versehen der erfolgreichste Pädagoge wird, einer ist, der gerade aus dem Gefängnis kommt und eindeutig nach einem dunklen Ausländer aussieht. Eine Paraderolle für Elyas M'Barek aus Österreich, der einen tunesischen Vater hat und der seit vielen Jahren ein verläßlicher Mitspieler – wobei er meist überzeugend den Türken geben muß - ist und für mehr gut ist, wie man hier sieht.

 

Ehrlich gesagt, haben wir uns auf diese Filmkritik schon gefreut, wie man es immer tut, wenn einem etwas so sehr viel besser gefällt, als man zuvor dachte. Denn als man das Thema 'Schüler' hörte und die Geschichte, daß da einer aus dem Gefängnis kommt und jetzt erst mitbekommt, daß genau dort, wo er sein Beutegeld vergraben hatte, nun eine Turnhalle drüber gebaut wurde, weshalb er sich in dieser Schule als Hausmeister bewerben will, um heimlich einen Tunnel graben zu können, da gähnten wir nicht nur, sondern fürchteten Schlimmeres. Aber da sei Bora Dagtekin vor! Der hatte schon in TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER gezeigt, daß er eine leichte Hand für die Komödie hat.

 

Und so kann man in Katja Riemann die den Schulalltag auf ihre Dompteurweise bewältigende Direktorin bewundern, die gar nicht zuhört, als Zeki Müller sie um eine Hausmeisterstelle bitten will, sondern ihn gleich als Lehrkraft einstellt, denn die durchgedrehte Kunstlehrerin Uschi Glas ist aus dem Schulfenster gesprungen. Wir lernen die ihren sanften pädagogischen Lehrerinnenweg gehende Karoline Herfurth kennen, vor allem aber die Schüler, die so rotzfrech und verwegen wie feig und insgeheim gehemmt sind, daß es nur so ein Spaß ist. Es geht kunterbunt durcheinander, ein Schock nach dem anderen, am Schluß hat sich alles geklärt. Privat und beruflich. Auf jeden Fall wird Zeki Müller seinen Weg gehen und das nicht allein, sondern mit der lieben Lehrerin, und die Schüler den, den er ihnen gewiesen hat: zu lernen, um aus den miesen Verhältnissen von alleine herauszukommen. Aber dieses Ende ist der konsequente logische und psychologische Schluß und keine verzuckerte Moral.

 

 

DAS GROSSE HEFT

 

Wir gehen heute auf diesen Film von János Szász nur kurz ein, wollen dies ausführlicher nachholen. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans der in die Schweiz emigrierten Ungarin Ágota Kristófs, spielt Ende des 2. Weltkriegs, wo die kindlichen Zwillingsbrüder in einer Welt leben, in der ihre Verhärtung und Verrohung für sie auch Überlebenstraining ist, aber zum Selbstzweck wird, böse zu sein.