Eine tolle Alternative zum Fußball am Sonntag, den 13. Juni 2021 bei SAT.1
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Katherine Goble-Johnson (Taraji P. Henson), Dorothy Vaughn (Octavia Spencer) und Mary Jackson (Janelle Monáe) sind drei außergewöhnlich intelligente schwarze Mathematikerinnen, die Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre in dem von Rassendiskriminierung bestimmten Amerika bei der NASA im Langley Research Center in Virginia arbeiten.
Sie werden dort weit unter ihren Fähigkeiten eingesetzt. Sie arbeiten zusammen mit einigen weiteren schwarzen Frauen in einem dunklen Kellerraum als sogenannte "Computer in Röcken". Deren Aufgabe ist es zuvor festgelegte Rechenschritte mit Stift und Papier oder mit einfachen elektromechanischen Rechenmaschinen durchführen.
Privat leben die drei Frauen außerhalb in einer Siedlung für Schwarze, alle drei haben Kinder, zwei sind verheiratet, während Katherine Goble Witwe ist. Sie lernt zu dieser Zeit den Lieutenant Colonel James A. Johnson (Mahershala Ali), einen Veteranen des Koreakriegs, kennen und heiratet ihn bald darauf.
Da die Frauen an andere Abteilungen ausgeliehen werden können, lernt Mary Jackson, die gerne Ingenieurin werden möchte, in der Abteilung die Raumkapseln entwickelt, den polnisch-stämmigen Ingenieur Karl Zielinski (Olek Krupa) kennen, der ihr Mut macht, ihr Ziel zu erreichen. Da es keine entsprechenden Universitätskurse für Schwarze gibt, erstreitet sie vor Gericht, dass sie Abendkurse an einer Universität für Weiße besuchen darf. Dort ist sie nicht nur die einzige Schwarze, sondern auch die einzige Frau.
Katherine Johnson kommt als Controllerin zunächst befristet in die Abteilung für Flugforschung, die bis dahin ausschließlich aus weißen Männern bestanden hat, deren Chef Al Harrison (Kevin Costner) ist. Sie wird dort einigen Diskriminierungen ausgesetzt, z.B. dass sie ihren Kaffee nicht aus der normalen Kanne holen darf, oder immer noch auf die weit entfernte Toilette für Farbige muss.
Da sie sich aber sonst hervorragend bewährt (sie korrigiert z.B. Fehler in den Berechnungen) spricht Harrison sie auf ihre Probleme an, dabei erzählt sie nicht nur von den getrennten Toiletten, sondern sie beklagt sich auch über die schlechte Bezahlung der Schwarzen. Harrison schafft daraufhin sofort die getrennten Toiletten ab. Als Katherine merkt, dass sie immer nur Ergebnisse aus zweiter Hand bekommt, spricht sie Harrison wieder an, der sie dann auch als erste - nicht nur schwarze - Frau zu den Briefings mitnimmt. Dort kann sie nachweisen, dass sie die Daten viel besser als ihre Kollegen im Kopf hat.
Nachdem mit Juri Gagarin der erste Mensch ins All geflogen ist, ermöglichten Katherines Berechnungen den Erfolg von Alan Shepard, der im Rahmen der Mission Mercury-Redstone 3 1961 als zweiter Mensch und erster Amerikaner einen bemannten Flug in der Geschichte der Raumfahrt absolvierte. 1962 bittet der Astronaut John Glenn (Glen Powell), der bereits bei der Ankunft in Langley als einziger Astronaut auch die farbigen Mitarbeiterinnen freundlich begrüßt hat, Katherine, die von einem IBM-Computer berechnete Umlaufbahn seines Fluges im Rahmen der Mission Mercury-Atlas 6 nochmals per Hand nach zu rechen, da er den Fähigkeiten Johnsons mehr vertraut als den Computern.
Zur gleichen Zeit stellt Dorothy Vaughn fest, dass die NASA dabei ist, einen großen Computer der Firma IBM aufzustellen. Sie ist zwar die Vorgesetzte der farbigen Frauen im Rechenraum, erhält aber nicht offiziell den Posten und wird aber nicht so bezahlt. Da sie fürchtet, dass durch den Rechner die Mitarbeiterinnen ihrer Abteilung überflüssig würden, besorgt sie sich - in der Bibliothek für Weiße - ein Buch zur Programmierung mit FORTRAN (FORmula TRANslation) und lernt damit heimlich. Als die IBM Techniker immer wieder nicht in der Lage sind, den Computer korrekt zu starten, versucht sie es eines Nachts allein. Als sie den Rechner am nächsten Morgen am Laufen hat, kann sie den Technikern ihre Fehler zeigen. Sie fängt auch an, ihre farbigen Mitarbeiterinnen in FORTRAN zu unterrichten, so dass die Frauen sofort in der Lage sind, höherwertige Arbeit im Computerraum anzunehmen als das Gerät endlich am Laufen ist und ihre bisherigen Arbeitsplätze abgeschafft werden sollen. Als Dorothy zum Supervisor der neuen Abteilung ernannt werden soll, die die Daten in den Rechner eingeben werden, nimmt sie die Stelle nur unter der Bedingung an, dass sie die Frauen ihrer bisherigen Abteilung mitbringen darf, was ihr auch genehmigt wird.
"Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch Hidden Figures der amerikanischen Autorin Margot Lee Shetterly, das 2016 in den USA und 2017 Deutschland erschienen ist. Regisseur des Films ist Theodore Melfi, der zusammen mit Allison Schroeder auch das Drehbuch verfasst hat.
Der Film setzt den drei herausragenden schwarzen Mathematikerinnen Katherine Johnson (1918 - 2020), Dorothy Vaughn (1910 - 2008) und Mary Jackson (1921 - 2005) ein Denkmal.
Katherine Johnson war schon in der Schule ein Wunderkind, die bereits mit 14 Jahren ihren Highschool-Abschluss gemacht hatte. Danach wechselte sie auf das West Virginia College. Sie studierte Französisch und Mathematik im Hauptfach und schloss mit 18 Jahren ihr Studium 1937 mit einem Bachelor of Science in beiden Fächern mit Auszeichnung ab. Danach war sie einige Jahre lang Lehrerin für Mathematik und Französisch. Im Jahr 1953 begann sie dann bei der NASA zu arbeiten. Sie ist 2020 als letzte der drei gezeigten Frauen gestorben und sie war mehr als 55 Jahren mit Jim Johnson verheiratet. Sie hat also die Premiere des Filmes noch miterlebt.
Dorothy Vaughan studierte an der Wilberforce University, der damals bekanntesten Universität für Schwarze, und machte dort 1929 ihren Bachelor-Abschluss. Auch sie arbeitete zuerst als Mathematiklehrerin an einer Schule. 1943 begann sie dann, für das National Advisory Committee for Aeronautics (NACA), der Vorgängerorganisation der NASA, zu arbeiten. Sie gehörte zu den ersten Schwarzen, die dort in einer wissenschaftlichen Funktion angestellt waren.
Mary Jackson studierte am Hampton Institute Mathematik und Physik. Auch sie arbeitete nach ihrem Bachelor-Abschluss im Jahr 1942 zuerst für einige Jahre als Lehrerin. 1951 erhielt sie eine Stelle bei der NACA. Gleichzeitig bildete sie sich an der University of Virginia im Fach Luft- und Raumfahrttechnik weiter.
Der Film zeigt nicht nur deutlich, welche Probleme die drei Frauen während ihrer Arbeit hatten, da die Diskriminierungen für den überwiegenden Teil ihrer Umwelt ganz selbstverständlich waren. Er macht aber gleichzeitig auch Mut, da die Frauen es trotzdem schaffen, in der Hierarchie der NASA aufzusteigen, als ihre besonderen Fähigkeiten endlich erkannt wurden.
Der Film ist nie langweilig. Er lebt vor allem von den darstellerischen Fähigkeiten der drei Hauptdarstellerinnen. Olivia Spencer hat für ihre Rolle als selbstbewusste und durchsetzungsfähige Dorothy Vaughan 2017 zu Recht jeweils eine Nominierung als beste Nebendarstellerin bei den Golden Globe und den Academy Awards erhalten.
Aber auch Taraji P. Henson als Katherine Johnson und Janelle Monáe als die immer etwas vorlaute Mary Jackson, deren Mann sich auch an den Demonstrationen von Martin Luther King beteiligt, stehen der Leistung von Olivia Spencer in nichts nach. Kevin Costner spielt Katherines Chef Al Harrison gewohnt bärbeißig. Mahershala Ali, der 2017 für seine Rolle in "Moonlight" einen Oscar als bester Nebendarsteller erhalten hat, ist hier als Katherines zweiten Mann Jim Johnson zu sehen.
Für die Musikproduktion des Filmes war Pharrell Williams verantwortlich. Williams übernahm nicht nur die Gestaltung des musikalischen Gesamtkonzeptes, sondern spielte auch drei eigene Lieder ein. Er komponierte zudem gemeinsam mit Hans Zimmer die Filmmusik. Zusätzlich war Benjamin Wallfisch an der Filmmusik beteiligt.
Das Drama erhielt 2017 drei Oscar-Nominierungen und zwar in folgenden Kategorien: als bester Film, Octavia Spencer als beste Nebendarstellerin und Allison Schroeder and Theodore Melfi für das beste adaptierte Drehbuch, gewann leider aber keinen davon. Der Film gewann aber neben 36 weiteren Awards auch den Preis für das beste Schauspielensemble bei den SAG Awards der amerikanischen Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild.
Insgesamt ist "Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" ein spannender und absolut sehenswerter Film, den man sich nicht nur als Fußball Hasser unbedingt als Alternative zur Fußball EM ansehen sollte.
Foto 1: v.l.n.r.: Mary Jackson (Janelle Monáe), Katherine G. Johnson (Taraji P. Henson) und Dorothy Vaughan (Octavia Spencer) © Peter "Hopper" Stone 2016 Twentieth Century Fox Film Corporation
Foto 2: Katherine G. Johnson (Taraji P. Henson) und Al Harrison (Kevin Costner) © Peter "Hopper" Stone 2016 Twentieth Century Fox Film Corporation
Info:
Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen (USA 2016)
Originaltitel: Hidden Figures
Genre: Drama, Biopic
Filmlänge: ca. 114 Min.
Regie: Theodore Melfi
Drehbuch: Allison Schroeder & Theodore Melfi nach dem Sachbuch Hidden Figures von Margot Lee Shetterly
Darsteller: Taraji P. Henson, Octavia Spencer, Janelle Monáe, Kevin Costner, Kirsten Dunst, Mahershala Ali, Jim Parsons u.a.
"Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" wird am Sonntag, dem 13.06.2021 um 20:15 Uhr bei SAT.1 zu sehen sein. Wiederholung des Films ist am Montag, dem 14.06.2021 um 01:10 Uhr.