nebenan3Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. Juli 2021, Teil 4

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Noch vor der ersten Drehbuchfassung war Peter Kurth (im Foto rechts) unsere Traumbesetzung für die Rolle des Bruno“, sagt Malte Grunert. „Es gab keinen Plan B. Den hätten wir noch entwickeln müssen.“ Peter Kurth, der 2014 vom Fachmagazin „Theater heute“ zum Schauspieler des Jahres gekürt wurde, absolvierte an der Seite von Hauptdarsteller Daniel Brühl schon Gastauftritte in „Goodbye, Lenin!“ (2003) und „Ein Freund von mir“ (2006).

Auf der Bühne schon längst eine gefeierte Größe, wurde er dem breiten Publikum vor allem als Kommissar Erik Seidel im Frankfurter „Tatort“ (2011–2015) und als Oberkommissar Bruno Walter im Serienhit „Babylon Berlin“ (2017– 2019) bekannt. 2016 erhielt er den Deutschen Filmpreis für seine Hauptrolle als ehemaliger Boxer, der an ALS erkrankt ist, in Thomas Stubers Drama „Herbert“.

„Als wir das Drehbuch geschrieben haben, hatten wir immer Peter Kurth als Bruno vor Augen“, sagt Daniel Kehlmann, „aber wir hatten ihn noch nicht gefragt, ob er die Rolle überhaupt spielen will. Es hätte auch sein können, dass er wegen einer anderen Produktion keine Zeit gehabt hätte. Wir waren schon froh, dass seine Figur in der zweiten Staffel von „Babylon Berlin“ starb, weil wir wussten, dass er dann zumindest nicht mehr für diese Serie geblockt ist.“ Daniel Brühl hoffte, dass einem Bühnenschauspieler wie Peter Kurth das kammerspielartige Konzept des Drehbuchs gefallen könnte, allerdings richtete er sich darauf ein, viele Wochen lang auf eine Antwort warten zu müssen. „Er meldete sich aber schon nach zwei Tagen und war Feuer und Flamme“, freut sich Daniel Brühl.

„Die Schnelligkeit und die Emotionalität, mit der er zugesagt hat, haben mein Vertrauen in das Projekt enorm gesteigert. Wir haben uns dann in seiner Berliner Lieblingskneipe getroffen und sind uns, als man das vor Corona noch machen durfte, sofort in die Arme gefallen.“ Peter Kurth wertet es als Glücksfall, dass Daniel Kehlmann und Daniel Brühl ihn schon beim Schreiben des Drehbuchs vor Augen hatten: „Die Geschichte ist außergewöhnlich und auf den Punkt spannend geschrieben. Die Gentrifizierung in Berlin ist ein großes Thema. Ich kenne viele Leute, die an den Rand gedrängt wurden, weil sie ihre alten Wohnungen nicht mehr bezahlen konnten, und ich bin froh, dass jemand dieses Thema in einem Film anfasst. Außerdem kommt dieser Bruno, wie auch ich, aus dem Osten. Die Rolle ist vielschichtig und hat meine Fantasie sofort angeschmissen. Es passiert nicht oft, dass ich etwas auf den Tisch bekomme, bei dem mir gleich das Herz aufgeht und ich sage: Komm, lass uns loslegen!“

Auch alle anderen Schauspieler sagten schnell zu: Rike Eckermann als resolute Kneipenwirtin, Gode Benedix als betrunkener Stammgast und Aenne Schwarz als Daniels Ehefrau Clara. Nicht nur die Rollen vor der Kamera waren schnell besetzt, auch alle Wunschkandidaten hinter der Kamera ließen sich nicht lange bitten: „Mir war elementar wichtig, mich in allen Gewerken mit den besten Leuten zu umgeben, die man bekommen kann“, sagt Daniel Brühl. Dass aus diesem Wunsch sofort Wirklichkeit wurde, überraschte sogar den erfahrenen Produzenten Malte Grunert: „Wir haben in der Vorbereitungsphase dieses Films keine einzige Absage bekommen. So etwas habe ich noch nie erlebt. Normalerweise ist der Produzentenberuf davon geprägt, dass man hartnäckig bleiben muss, Rückschläge hinnimmt und trotzdem nicht den Glauben an eine Sache verliert. Aber in diesem Fall haben alle, die wir gefragt haben, zugesagt. Das war fast ein bisschen unheimlich.“

Als Kameramann kam Jens Harant („Der Staat gegen Fritz Bauer“, „Das schweigende Klassenzimmer“) an Bord und erwies sich als ebenso große Stütze für den Regiedebütanten Daniel Brühl wie der 1. Regieassistent Sebastian Fahr-Brix („Babylon Berlin“, „Ein Hologramm für den König“), Herstellungsleiter Jan Brandt („My Zoe“, „Die Vermessung der Welt“) und Filmtonmeister Roland Winke („Babylon Berlin“, „Ballon“). Szenenbildnerin Susanne Hopf („Gundermann“, „Halt auf freier Strecke“) schuf im Studio die urig-ranzige Berliner Eckkneipe „Zur Brust“ und stattete die modernspartanisch eingerichtete Maisonettewohnung im Stadtteil Prenzlauer Berg aus, Kostümbildnerin Lisy Christl („Ballon“, „Anonymus“) kleidete die Yuppies und die Kneipengänger ein, die Maskenbildnerinnen Heike Merker („Der Mann aus dem Eis“, „Goethe!“, „Crazy Rich Asians“) und Annett Schulze („Der Nanny“, „Frau Ella“) sorgten für den letzten optischen Schliff.

„Auch der Finanzierungsprozess verlief recht reibungslos“, sagt Daniel Brühl. Die Filmförderungsanstalt und der Deutsche Filmförderfonds glaubten ebenso an das Projekt wie das Medienboard Berlin-Brandenburg. Unterstützung kam außerdem vom Creative-Europe-Media-Programm. „Irgendwie gab es von allen Seiten nur Zusagen“, sagt Daniel Brühl. „Das hat mir fast ein bisschen Angst gemacht, weil ich dachte: Wo ist denn das Problem? Wo ist denn der Haken?“ Der Haken kam im Frühjahr 2020 in Form der Corona-Pandemie. „Wir waren eine Woche vor Drehbeginn, als in Berlin und im Rest des Landes der erste Lockdown beschlossen wurde“, sagt Produzent Malte Grunert. „Danach mussten wir fünf Wochen pausieren. Das war eine ungewohnte und herausfordernde Situation. Als Produzent hatte ich mich noch nie damit beschäftigen müssen, Filmschaffende in Kurzarbeit zu schicken. Wir mussten das Team durch die Krise bringen und sicherstellen, dass wir den Film zu einem späteren Zeitpunkt fertigstellen konnten. Das war eine aufregende und belastende Zeit, auch wegen des wirtschaftlichen Risikos.“

Foto:
© Verleih

Info:
Darsteller

Daniel Brühl, Daniel
Peter Kurth, Bruno
Rike Eckermann, Wirtin
Aenne Schwarz, Clara
Gode Benedix, Micha.

Regie, Koproduktion, Idee:  Daniel Brühl
Drehbuch: Daniel Kehlmann

Abdruck aus dem Presseheft