NC21 Retro Oyu Sama 01 MitCreditsFilmreihe von Dienstag, 3., bis Samstag, 21. August im Kino des DFF Frankfurt

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Retrospektive des japanischen Filmfestivals Nippon Connection, das im Juni online stattgefunden hat, wird im August im Kino des DFF nachgeholt. Die Nippon Retro widmet sich der Filmschaffenden Kinuyo Tanaka: Insgesamt sieben Spielfilme zeichnen ihre Schauspielkarriere in den 1950er bis 1970er Jahren nach. Die Filme werden auf 16mm- und 35mm-Filmkopien aus dem Archiv der Japan Foundation Tokyo gezeigt. Im Herbst sind dann Tanakas Regiearbeiten zu sehen.


Kinuyo Tanaka (1909–1977) war einer der größten Stars der klassischen japanischen Studioära und spielte in mehr als 250 Filmen von Regiegrößen wie Yasujirō Ozu, Keisuke Kinoshita, Mikio Naruse oder Kenji Mizoguchi. Für ihre Rollen wurde sie mit zahlreichen Preisen bedacht. Tanaka war allerdings auch (nach Tazuko Sakane) die zweite Regisseurin Japans – und die erste erfolgreiche. Mit ihrem Debüt LOVE LETTERS (1953) war sie gleich im Wettbewerb von Cannes vertreten. Ihre Filme setzen sich auf vielfältige Weise mit der Rolle der Frau in der japanischen Gesellschaft auseinander, zumeist aus dezidiert weiblicher Perspektive.

*** In Kooperation mit ***

Filme & Spielzeiten



Dienstag  3. August 2021, 18 Uhr

KANZASHI  Ornamental Hairpin
Japan 1941. R: Hiroshi Shimizu
D: Kinuyo Tanaka, Chishu Ryu, Tatsuo Saito. 68 Min. 16mm. OmeU

mit Einführung: Florian Höhr

In ORNAMENTAL HAIRPIN erzählt Hiroshi Shimizu eine zarte Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs. Der verwundete Soldat Nomura erholt sich in einem Badehaus, wo er sich mit einem Tritt auf eine verlorene Haarnadel eine weitere Verletzung zuzieht. Als Besitzerin der Nadel stellt sich Emi (Kinuyo Tanaka) heraus, die daraufhin aus Tokio anreist, um Nomura um Verzeihung zu bitten. Beide beginnen, Gefühle füreinander zu entwickeln – wohl wissend, dass der Soldat nach seiner Genesung wieder in den Krieg zurückkehren muss.


Mittwoch  4. August 2021, 18 Uhr

KAZE NO NAKA NO MENDORI   A Hen in the Wind
Japan 1947. R: Yasujiro Ozu
D: Kinuyo Tanaka, Shuji Sano, Chieko Murata. 84 Min. 16mm. OmeU

mit Einführung: Florian Höhr

Während sie in Tokio auf die Rückkehr ihres Mannes aus dem Zweiten Weltkrieg wartet, muss Tokiko (Kinuyo Tanaka) sich allein um ihren kranken, vierjährigen Sohn kümmern. Um seine Behandlung bezahlen zu können, bleibt der jungen Mutter nur die Prostitution als Ausweg. In seinem zweiten Nachkriegsfilm zeichnet Yasujiro Ozu ein gleichermaßen tragisches wie auch hoffnungsvolles Bild menschlicher Schicksale und Anstrengungen. Kinuyo Tanaka glänzt mit ihrer eindringlichen Darstellung einer Mutter und Ehefrau, die für ihre Familie bis zum Äußersten geht.


Samstag, 7. August 2021, 18 Uhr

OYU-SAMA   Lady Oyu
Japan 1951. R: Kenji Mizoguchi
D: Kinuyo Tanaka, Nobuko Otowa, Yuji Hori. 95 Min. 35mm. OmeU

Shizu wird Shinnosuke als mögliche Braut vorgestellt, doch er verliebt er sich in Shizus verwitwete Schwester Oyu. Eine Ehe der beiden ist aufgrund der Etikette undenkbar. Shizu erkennt die Situation und willigt selbstlos ein, Shinnosuke zu heiraten, damit er und Oyu sich nahe sein können. Fortan leben sie in einer Dreiecksbeziehung und müssen aufgrund der gesellschaftlichen Norm ihre Leidenschaften zurückhalten. Kinuyo Tanaka brilliert in der Titelrolle der Oyu.


Dienstag, 10. August 2021, 18 Uhr

HIGANBANA   Equinox Flower
Japan 1958. R: Yasujiro Ozu
D: Shin Saburi, Kinuyo Tanaka, Ineko Arima. 118 Min. 16mm. OmeU

Wataru und Kiyoko leben in einer Ehe, die einst von ihren Eltern arrangiert wurde. Dass ihre Tochter Setsuko nun einen einfachen Angestellten aus Watarus Firma heiraten möchte, missfällt dem reichen Geschäftsmann, der sich für seine Tochter eigentlich eine bessere Partie wünscht und sich weigert dem jungen Paar seinen Segen zu geben. Yasujiro Ozus erster Farbfilm schildert diesen Generationenkonflikt in sorgfältig durchkomponierten Tableaus und mit viel Humor. Kinuyo Tanaka ist hier als Kiyoko in einer ihrer letzten größeren Rollen vor ihrem kurzen Comeback in den 1970ern zu sehen.


Mittwoch, 11. August 2021, 18 Uhr
Samstag, 14. August 2021, 18 Uhr

NARAYAMA BUSHIKO   Ballad of Narayama
Japan 1958. R: Keisuke Kinoshita
D: Kinuyo Tanaka, Teiji Takahashi, Yuko Mochizuki. 98 Min. 35mm. OmeU

mit Einführung: Pavao Vlajcic

Die 69-jährige Orin (Kinuyo Tanaka) lebt mit ihrem verwitweten Sohn und drei Enkelkindern in einem verarmten Dorf. Als der Sohn wieder heiratet, bereitet sie sich auf den Aufstieg zum Berg Narayama vor. Dorthin werden, einer Tradition folgend, alte Menschen zum Sterben gebracht. Ein tieftrauriges Meisterwerk des japanischen Films, das eindrucksvoll Elemente des traditionellen Kabuki-Theaters in eine filmische Erzählung integriert. Die beeindruckenden Breitwandbilder sind in grandiose Herbstfarben getaucht. Ein unvergessliches Erlebnis.


Dienstag, 17. August 2021, 18 Uhr

HÔRÔKI   A Wanderer’s Notebook
Japan 1962. R: Mikio Naruse
D: Hideko Takamine, Akira Takarada, Daisuke Kato. 124 Min. 35mm. OmeU

Nachdem Mikio Naruse im vorangegangenen Jahrzehnt einige seiner erfolgreichsten Filme nach Vorlagen von Fumiko Hayashi inszeniert hatte, widmete er sich hier dem Leben der Schriftstellerin selbst. Der Film basiert auf dem gleichnamigen autobiografischen Roman und erzählt von der Zeit vor Hayashis großem Durchbruch als Literatin, ihrem Leben in tiefer Armut und ihren zahlreichen Gelegenheitsjobs und Liebschaften. Hideko Takamine überzeugt als HAYASHI, während Kinuyo Tanaka, die in dieser Phase ihrer Karriere vorwiegend in Nebenrollen auftrat, als ihre Mutter zu sehen ist.


Samstag, 21. August 2021, 18 Uhr

SANDAKAN HACHIBANSHOKAN BOKYO   Sandakan No. 8
Japan 1974. R: Kei Kumai
D: Komaki Kurihara, Kinuyo Tanaka, Yoko Takahashi. 121 Min. 16mm. OmeU

Die junge Wissenschaftlerin Keiko forscht über Frauen, die im frühen 20. Jahrhundert zur Prostitution in Übersee gezwungen wurden, sogenannte Karayuki-san. Sie lernt dabei die vereinsamte Osaki kennen, die sich Keiko zögerlich öffnet und von ihrer Jugend in einem Bordell auf Borneo erzählt. Basierend auf einem Buch von Tomoko Yamazaki greift Kei Kumais Film ein bis heute stark tabuisiertes Thema auf. Für ihre berührende Darstellung der vom Leben gezeichneten Osaki wurde Kinuyo Tanaka bei der Berlinale 1975 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.

Foto:
OYU-SAMA   Lady Oyu
©tdff,de

Info:
Weitere Programminformationen auf www.dff.film/aktuelles-kinoprogramm