Bildschirmfoto 2021 09 15 um 00.04.41Die L‘AUBERGE ESPANGNOLE-Trilogie auf DVD und Blue-ray!, Teil 1

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Durch Zufall entdeckt, wie schön, daß diese drei Filme nun seit Augsut auf DVD und Blue-ray vorliegen. Es ist schon lange her, das Anlaufen in den Kinos. Der BARCELONA-Film kam am 13. November 2003 in die deutschen Kinos, das ist 18 Jahre her, aber ich fand den Film so frisch wie von heute. Nein, frischer, denn wenn man sich diesen paneruropäischen Film im studentischen Milieu anschaut und daran denkt, daß all das in Coronazeiten gar nicht möglich war, dann sieht man, was im Miteinander speziell junger Leute in der Pandemiezeit verlorengegangen ist.

Deshalb paßt das ausgezeichnet, heute diese aufmüpfigen jungen Leute in ihrem Beziehungswirrwarr und dem Groß- und Erwachsenwerden und Verantwortungübernehmen unbeschwert zu erleben. Die Beschwernisse kommen von alleine und jetzt rede ich nicht von Corona! Loben wir also erst einmal den französische Regisseur Cédric Klapisch, daß er gleich zweimal einer Jugend die Leinwand überläßt, die sich durchaus austobt, woran wir beteiligt werden, was Spaß macht. Wir bleiben also dicht bei Xavier (Romain Duris), einem Wirtschaftsstudenten aus Paris, der nur noch ein Jahr bis zum Abschluß hat und auf einmal ein verlockendes berufliches Angebot für nach dem Abschluß bekommt, wozu aber die Kenntnis der spanischen Wirtschaft und Sprache gehören. Daß er noch dazu in das europäische Erasmusprogramm aufgenommen wurde, also finanziert wird, kommt hinzu, so daß es gar keine Frage ist, daß er – das konnte er sich nicht aussuchen – nach Barcelona will. Dort spricht man stärker Katalonisch, das kommt als zusätzliche komödiantische Variante noch hinzu, aber bevor er wegkann, muß er erst einmal seine maulende Freundin, die kapriziöse Martine ( Audrey Tautou) beruhigen. Ach ja, da war sie ja mit Die fabelhafte Welt der Amélie gerade zwei Jahre zuvor zum Star geworden und ist auch hier einfach: süß, nervend auch.

Xavier hat auf dem Flug gleich den anteilnehmenden Jean-Michel (Xavier de Guillebon) und dessen Frau (Judith Godrèche) ohne jegliche Spanischkenntnisse kennengelernt, bei denen er, als seine erste Übernachtungsgelegenheit auffliegt, auch erst einmal wohnen kann; später wird er sich aufopfernd um Anne Sophie bemühen vor allem, wenn sie zusammen im Bett liegen. Aber das Vorgeplänkel soll darauf vorbereiten, daß das Eigentliche erst kommt. Er erfährt von einer Kommilitonin von einem freien Platz in einer multi-kulti Wohngemeinschaft, auf den man sich ‚bewerben‘ kann. Diese Szenen sind schon mal die halbe Miete, so witzig ist das, was hier die Studenten und Studentinnen aus Italien, Dänemark, Deutschland, Belgien, Andalusien und England an Fragen an den potentiellen Mitbewohner stellen, der brav antwortet. Denn noch ist er der zurückhaltende Xavier, den erst insbesondere Isabelle (Cécile de Franc e)aufmischt. Die ist lesbisch, kann ihm also aus doppelter eigener Erfahrung die besten Tricks zeigen, wie man Frauen verführt, denn Xavier, der so brav studiert und längst gut Spanisch spricht, vermißt weibliche Nähe.

Aber es geht ja nicht nur um ihn, er ist vielmehr die Person, um den sich die Geschichten der anderen dann ranken. Uns hatte schon in Barcelona Wendy (Kelly Reilly) besonders gut gefallen, die im Folgefilm in St. Petersburg zu besonderer Form aufläuft, aber auch hier der ganzen Geschichte eine emotionale Note gibt, vor allem, als sie zu lange zu ihrem unmöglichen Bruder hält, was da passiert, das schlägt dem Faß den Boden aus! Denn jetzt kommt etwas ins Spiel, was den Reiz dieser spritzigen Komödie ausmacht, die aus einer Mischung aus ganz individuellen jungen Männern und jungen Frauen und unserer aller Vorurteile über ihre Herkunftsländer liegt. Natürlich ist der Deutsche ordentlich und wird auf deutsche Primärtugenden festgelegt, sowie man vom Engländer erwarten darf, daß er ständig Bier trinkt. Tut er auch. Der Bruder, der eigentlich seine Schwester Wendy besuchen will, dann aber sich einnistet, bis er so unglaubliche Sachen macht, bis er herausgeschmissen wird.

Wir werden ihn wiedertreffen in St. Petersburg, aber bevor wir die Fortsetzung anschauen, muß Xavier ja nach einem jahr wieder zurück nach Paris. Er ist ein anderer geworden, das spüren alle, auch er. Und auch die ewige Freundin Martine, die ihn in Barcelona besucht hatte und schmerzhaft erfahren muß, daß sich junge Männer weiterentwickeln, teils auch über sie hinaus.

Übrigens ist das ein Film, der im Verlauf zunehmend mehr Spaß macht, wobei Spaß fast die falsche Kategorie ist, man sollte Interesse und Anteilnahme sagen. So ging es auf jeden Fall uns. Damals und auch beim Wiedersehen auf dieser DVD, deren zweite wir und gleich anschauen werden.

P.S. Ach so, das geht immer unter und wissen nur gut Französischsprechende, was nämlich L‘AUBERGE ESPAGNOLE überhaupt bedeutet. Die Übersetzung spanische Herberge ist das eine, daß damit aber ausgedrückt wird, daß es um Übernachten, aber ohne Essen geht, muß man schon dazu sagen.

Foto:
© Cover

Info:

REGIE
Cédric Klapisch

BESETZUNG
Xavier        Romain Duris
Anne Sophie Judith Godrèche
Martine Audrey Tautou
Isabelle Cécile de France
Wendy Kelly Reilly
Jean-Michel Xavier de Guillebon
William Kevin Bishop
Alessandro Federico d’Anna
Lars Christian Pagh

Kinostart war am 13.11.2003
Genre: Komödie, Romantik
Länge 117 Minuten
FSK ab 6 Jahren

L'Auberge espagnole - Die Trilogie
DVD Schuber 3er im Handel seit 09.09.21
ARTHAUS

Extras
Making of, Interviews mit Cast & Crew, Trailer
Technische Angaben
Bild: 1,85:1 anamorph
Sprachen/Ton: Deutsch, Französisch (5.1 Dolby Digital)
Untertitel: Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte
Angaben zum Vertrieb
Bst.-Nr. 506831, EAN 4006680092089