Die Besetzung eines alten Freundes und einer Legende

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 16. September 2021, Teil 11

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Chris Rock war ganz begeistert, als er erfuhr, dass die Produzenten unbedingt Samuel L. Jackson für die Rolle des pensionierten Polizeichefs Marcus Banks haben wollten. „Ich erinnere mich noch daran, dass sie mich fragten, wie ich es fände, wenn Sam meinen Vater spielen würde, und ich sagte: 'Was auch immer notwendig ist, um Sam Jackson für diesen Film zu gewinnen, macht es!' Sam ist immer großartig und hebt jeden Film, in dem er mitspielt, auf ein ganz anderes Niveau. Er ist ja nicht ohne Grund einer der umsatzstärksten Schauspieler der Filmgeschichte. Als ich von seiner Zusage erfuhr, dachte ich nur, ’Wow, jetzt geht’s richtig los! Dieser Film wird der Hammer’.“

Jackson war nicht minder begeistert. „Ich bin ein großer Horrorfilm-Fan und freue mich immer über entsprechende Rollenangebote. Das ’Saw’-Franchise spielt in seiner ganz eigenen Liga – es ist legendär. Logisch, dass ich da nicht widerstehen konnte“, sagt Jackson.

Natürlich reizte Jackson auch die Möglichkeit, mit Chris Rock zu arbeiten. „Wer würde nicht gerne ein paar Wochen lang mit Chris abhängen?“, schmunzelt er. „Das sind Momente, in denen ich merke, wie sehr ich meinen Job liebe. Chris war exzellent vorbereitet – was mich nicht überraschte, denn ich weiß, wie viel Arbeit er in sein Stand-Up-Material und seine Witze steckt, und ebenso akribisch hat er sich ins Zeug gelegt, um seine Filmfigur und die Story zum Leben zu erwecken.“

Anfangs fühlte sich Bousman noch etwas eingeschüchtert bei dem Gedanken, einem der bekanntesten Schauspieler des Kinos Regieanweisungen zu geben, vor allem, weil Jacksons frühere Rollen einen tiefgreifenden Einfluss auf Bousman hatten. „Ich weiß noch, wie ich mich aus der Schule geschlichen habe, um Pulp Fiction zu sehen, und am nächsten Tag mit meinen Freunden nochmal, um ihn wieder zu gucken“, erinnert er sich. „In der nächsten Woche schlich ich mich immer wieder raus und ins Kino. Es war einer der ersten Filme, den ich mehrmals im Kino gesehen habe, hauptsächlich wegen Sam. Es war also ziemlich seltsam, mit dem Schauspieler zusammenzuarbeiten, der teilweise für meine schlechten Noten verantwortlich war, weil ich seinetwegen die Schule schwänzte.“

Jackson beschreibt den von ihm verkörperten pensionierten Polizeichef Marcus Banks als komplexe Figur – in erster Linie wegen der ungelösten Probleme mit Zeke. „Er hat definitiv eine komplizierte Beziehung zu seinem Sohn“, sagt er. „Er liebt Zeke, natürlich. Aber als ehemaliger Polizeichef fällt es ihm schwer, sich damit abzufinden oder auch nur zu verstehen, warum Zeke seine Kollegen zu Fall gebracht hat. Ich glaube, Marcus hätte es anders gehandhabt als Zeke und daher rührt diese schmerzliche Kluft zwischen ihnen.“

Jacksons legendäre Selbstsicherheit beeindruckt Bousman noch lange nach den Dreharbeiten. „Sam ist die Definition von Coolness. Wann immer er an ein Set kommt, ist ihm Aufmerksamkeit sicher, es ist wirklich beeindruckend, diese Präsenz und Gravitas mitzuerleben. Sobald die Kamera auf ihn gerichtet ist, ziehen alle seine großartigen Filme an einem vorbei, die man so liebt. Eigentlich kann ich es immer noch nicht glauben, dass er in meinem Film mitspielt.“


Frisches Blut vor der Kamera

Die Rolle von Rocks neuem Partner, Detective William Schenk, besetzten die Filmemacher mit dem preisgekrönten, in Großbritannien geborenen Schauspieler Max Minghella, der vor allem als Chauffeur und Undercover-Spion in „The Handmaid's Tale: Der Report der Magd“ (seit 2017) und durch eine wiederkehrende Rolle in der Comedyserie „The Mindy Project“ (2013-2017) bekannt wurde.

Bousman bewunderte Minghellas schauspielerische Leistung in The Social Network (2010), hatte ihn aber noch nicht in „The Handmaid's Tale“ gesehen. Das änderte sich schnell, als er seiner Frau Laura erzählte, dass Minghella auf der Casting-Liste für SAW: SPIRAL stand. „Laura schaltete ’The Handmaid’s Tale’ sofort ein und ich wusste sofort, dass Max die perfekte Wahl für die Rolle in SAW: SPIRAL ist.“

Bousman ergänzt noch ein Detail, das für Minghellas außergewöhnliche Attraktivität spricht. „Laura besucht mich normalerweise nie am Set, aber am ersten Drehtag von Max tauchte sie kurioserweise auf, zum allerersten Mal überhaupt“, erzählt er. „Und, ehrlich gesagt, wundert es mich auch nicht. Max‘ dunkler, grüblerischer Ausstrahlung kann man unmöglich widerstehen.“

Koules beschreibt Minghella als einen leidenschaftlichen Schauspieler und perfekte Ergänzung für das Cast von SAW: SPIRAL. „Er ist ein absoluter Profi und hat diese Rolle sehr ernst genommen. Jedes Wort im Drehbuch war wichtig für ihn. Er gehört zu den Schauspielern, die nicht nur ihren eigenen Text kennen, wenn sie ans Set kommen, sondern auch den von allen anderen. So gut bereitet er sich vor.“

Minghella bringt laut Heffner etwas Einzigartiges in die „Saw“-Reihe ein. „Er sorgt für frisches Blut sozusagen, gepaart mit einer Jugendlichkeit und Sexappeal, was für den Film sehr wichtig ist. Außerdem haben ihm seine Fernsehrollen eine treu Fangemeinde eingebracht, was natürlich schön ist. Denn einige von ihnen werden sich SAW: SPIRAL sicher wegen ihm ansehen, auch wenn sie die Reihe vielleicht gar nicht kennen.“

Chris Rock sieht eine interessante Parallele zwischen seiner eigenen Arbeit in der Vergangenheit und Minghellas Rolle in SAW: SPIRAL. „Es ist schon witzig“, findet er. „Ich habe vor mehr als 20 Jahren in Lethal Weapon 4 – Zwei Profis räumen auf einen jungen Detective gespielt, der sich noch in der Ausbildung befindet, und jetzt hat Max einen ganz ähnlichen Part und ich spiele quasi die Rolle von Danny Glover. Das nenne ich einen glücklichen Zufall. Zu Max kann ich sonst nur sagen, dass er einfach großartig ist. Er hat in so vielen coolen Filmen und Fernsehserien mitgespielt, und es hat mir immensen Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten.“

Minghella war angenehm überrascht, wie wichtig das Buddy-Cop-Element in SAW: SPIRAL ist. „Das Drehbuch erinnerte mich an all die Polizeifilme, von denen ich als Jugendlicher gar nicht genug kriegen konnte. Deshalb kam mir die Mitarbeit an dem Film wie die Erfüllung eines Traums vor“, sagt er. „Und durch Chris Rock wurde das Ganze für mich zum echten Ereignis. Seine Performance in SAW: SPIRAL ist wirklich sehr komplex. Natürlich spielt er witzig, aber eben auch mit großer Ernsthaftigkeit und Pathos.“

Minghella beschreibt seine Filmfigur als genaues Gegenteil von Rocks altgedientem Detektiv. „Zeke ist ein sehr erfahrener, versierter und gewiefter Cop, meine Figur dagegen viel naiver und unbedarfter. Aber interessant ist, wie schnell sie trotzdem eine gemeinsame Basis finden und wie sich ihre Beziehung im Laufe des Films entwickelt. Normalerweise gehen Buddy Cops die meiste Zeit aufeinander los, aber nicht bei uns. Obwohl Zeke und William völlig gegensätzlich sind, finden sie früh einen Weg der Zusammenarbeit.“ 

Die Zusammenarbeit mit Samuel L. Jackson hält Minghella für nichts weniger als ein Privileg. „Sam ist einer der größten lebenden amerikanischen Schauspieler“, sagt er. „Er ist eine Ikone, und für mich war es eine große Ehre, dass ich ihn live erleben konnte. Es war faszinierend zu sehen, wie er und Chris voneinander profitieren. Ihr großer gemeinsamer Auftritt ist eine meiner Lieblingsszenen des ganzen Films. Sie sind offensichtlich schon lange befreundet, und das spürt man, wenn man die Leichtigkeit sieht, mit der sie zusammenarbeiten.“

Minghella ist überzeugt davon, dass SAW: SPIRAL durch seine frische Erzählweise auch Zuschauern gefallen dürfte, die mit „Saw“ nicht vertraut sind, und eingefleischte Fans gleichermaßen begeistern wird. „Das ist das Tolle an SAW: SPIRAL. Wer noch nie einen ’Saw’-Film gesehen hat, versteht trotzdem von der ersten Szene an, worum es geht. Und gleichzeitig wird er auch treue ’Saw’-Fans mehr als zufriedenstellen.“