Redaktion
London (Weltexpresso) - Es war eine kleine Meldung im Daily Mirror, die den Anstoß zu „Nowhere Special“ gab: Ein krebskranker Vater, alleinerziehend, der seine letzten Monate der Aufgabe widmet, eine Adoptivfamilie für seinen vierjährigen Sohn zu finden. „Für mich geht es im Kino darum, ein bisschen mehr von der Welt zu erfahren, vor allem über Dinge, die sehr verschieden von meinem privilegierten Leben sind“, sagt Uberto Pasolini.
„Ich konnte mir nicht vorstellen, was es bedeutet, mit einer solchen Situation konfrontiert zu sein und damit umzugehen. Wie würde das Leben aussehen, das ein Vater oder eine Mutter in einer solchen Lage für ihr Kind planen würden? Welche Art von Adoptiveltern, welche Art von neuem Zuhause würde am besten für ihr Kind sein? Ist es überhaupt möglich, das zu wissen?“ Das Nachdenken über diese Situation löste bei Uberto Pasolini, selbst Vater dreier inzwischen erwachsener Töchter, eine Reihe weiterer Fragen aus.
„Ich dachte darüber nach, was Elternschaft bedeutet, und ob es so etwas wie eine perfekte Familie gibt. Wie kommunizieren Eltern mit kleinen Kindern, welche Verbindung entsteht? Wie lebt man seine Elternschaft in so schwierigen Umständen? Welche Erinnerungen, welches innere Erbe will man seinem Kind mitgeben? Für mich war diese Geschichte von Anfang an vor allem eine Liebesgeschichte.“
RECHERCHE
Uberto Pasolini versuchte über die beteiligten Sozialdienste, mehr über den im Zeitungsartikel geschilderten Fall zu erfahren, was jedoch aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht möglich war. Also begann er selbst zu recherchieren, besuchte Sozialdienste, Jugendämter und Vermittlungsagenturen, traf sich mit Adoptiv- und Pflegeeltern. Dann schrieb er, ausgehend vom faktischen Gerüst des Zeitungsartikels, das Drehbuch, seine Geschichte von John und Michael.
RECHERCHE
Uberto Pasolini versuchte über die beteiligten Sozialdienste, mehr über den im Zeitungsartikel geschilderten Fall zu erfahren, was jedoch aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht möglich war. Also begann er selbst zu recherchieren, besuchte Sozialdienste, Jugendämter und Vermittlungsagenturen, traf sich mit Adoptiv- und Pflegeeltern. Dann schrieb er, ausgehend vom faktischen Gerüst des Zeitungsartikels, das Drehbuch, seine Geschichte von John und Michael.
„Natürlich ist diese Situation sehr besonders“, sagt Uberto Pasolini. „Die leiblichen Eltern sind normalerweise nicht involviert, wenn es um Adoption oder Pflegefamilien geht. In unserer Geschichte ist John Teil des Prozesses, aber er weiß, dass er bald sterben wird. Die Verantwortung für diese Entscheidung liegt vor allem bei ihm. Das ist eine sehr ungewöhnliche und sehr schwierige Situation. Ich habe das so gesehen, dass er anfangs ein klares Bild von dem hat, was er für seinen Sohn sucht. Und nach und nach erkennt er, dass das vielleicht nicht das ist, was wirklich gut für Michael wäre.“
TONALITÄT
Von Anfang an war Pasolini klar, dass er die dramatische Situation, in der sich seine Protagonisten befinden, nicht zusätzlich überhöhen wollte. „Ich wollte die Geschichte leise angehen, möglichst weit weg von Melodrama und Sentimentalität, wie in den Filmen von Yasujirō Ozu oder den Brüdern Dardenne. Diese Herangehensweise sollte im Stil sichtbar sein, direkt und unverschnörkelt, mit einer flüssigen, unaufdringlichen Kameraführung, die auch die Perspektive des Kindes widerspiegelt.“ Für die Bildgestaltung konnte Pasolini den vielfach preisegekrönten rumänischen Kameramann Marius Panduru gewinnen, vor allem bekannt durch seine Arbeit mit Corneliu Porumboiu, Florin Serban und Radu Jude. In seiner Erzählweise greift der Film auf, was John widerfährt: „Das geschieht alles sehr leise, sehr ruhig, sehr beobachtend, keine großen Szenen mit Schreien, Weinen, Wut, Verzweiflung“, sagt Uberto Pasolini.
„Vielleicht in der Art, wie gute Eltern ihrem Kind helfen würden, nach und nach in die Situation hineinzuwachsen und sie zu akzeptieren. Wir haben uns der Geschichte in der gleichen Weise genähert, wie der Vater versucht, das Schlimmste oder die schmerzhaftesten Gefühle von seinem Kind fernzuhalten. Wir haben eine bestimmte Zartheit und Leichtigkeit im Ton gesucht.“
PERSPEKTIVE
Eine Herausforderung des Films lag darin, die Perspektiven von Vater und Sohn zu berücksichtigen. „Wir haben zwei Protagonisten in dieser Geschichte“, sagt Uberto Pasolini. „Wir gehen in die Geschichte aus der Perspektive des Vaters: Wie geht er mit der Situation um, wie verbirgt er das, was geschieht, vor seinem Sohn? Es ist eine Reise hin zu einem besseren Verständnis davon, was seine Verantwortung gegenüber seinem Sohn ist, zur Vorbereitung auf eine andere Zukunft.“ Fast unmerklich erweitert der Film seine Perspektive um die Michaels, ähnlich wie sich die Verbindung zwischen Vater und Sohn verändert. Am Ende ist es Michael, der seinen Vater fürsorglich zudeckt, ihm ein Glas Wasser bringt oder ihn über die Straße führt.
„Ein vierjähriges Kind versteht nicht rational, was da passiert, aber es fühlt die Dinge“, sagt Pasolini. „Und die Liebe und die Verbindung zwischen diesem jungen Mann und diesem kleinen Jungen ist so stark, dass sich ihre Gefühle verbinden. Da ist Dialog, auch wenn keiner spricht.“ Seinen Film beschreibt Pasolini als Momentaufnahme einiger Wochen im Leben von John und Michael. „Der Film beginnt nicht damit, dass John beim Arzt sitzt und erfährt, dass er nur noch fünf Monate zu leben hat, und er endet nicht mit seinem Tod oder seiner Einlieferung ins Krankenhaus. Es ist, als würde man zufällig Menschen treffen und nach und nach mehr über sie herausfinden. Man folgt ihnen eine Weile, und dann verlässt man sie wieder. Es gibt natürlich einen Bogen im Film – einen Bogen in der Entwicklung der Protagonisten, einen emotionalen Bogen –, aber der Plot steht nicht im Vordergrund. Wir folgen mehr Gefühlen als Ereignissen.“
TONALITÄT
Von Anfang an war Pasolini klar, dass er die dramatische Situation, in der sich seine Protagonisten befinden, nicht zusätzlich überhöhen wollte. „Ich wollte die Geschichte leise angehen, möglichst weit weg von Melodrama und Sentimentalität, wie in den Filmen von Yasujirō Ozu oder den Brüdern Dardenne. Diese Herangehensweise sollte im Stil sichtbar sein, direkt und unverschnörkelt, mit einer flüssigen, unaufdringlichen Kameraführung, die auch die Perspektive des Kindes widerspiegelt.“ Für die Bildgestaltung konnte Pasolini den vielfach preisegekrönten rumänischen Kameramann Marius Panduru gewinnen, vor allem bekannt durch seine Arbeit mit Corneliu Porumboiu, Florin Serban und Radu Jude. In seiner Erzählweise greift der Film auf, was John widerfährt: „Das geschieht alles sehr leise, sehr ruhig, sehr beobachtend, keine großen Szenen mit Schreien, Weinen, Wut, Verzweiflung“, sagt Uberto Pasolini.
„Vielleicht in der Art, wie gute Eltern ihrem Kind helfen würden, nach und nach in die Situation hineinzuwachsen und sie zu akzeptieren. Wir haben uns der Geschichte in der gleichen Weise genähert, wie der Vater versucht, das Schlimmste oder die schmerzhaftesten Gefühle von seinem Kind fernzuhalten. Wir haben eine bestimmte Zartheit und Leichtigkeit im Ton gesucht.“
PERSPEKTIVE
Eine Herausforderung des Films lag darin, die Perspektiven von Vater und Sohn zu berücksichtigen. „Wir haben zwei Protagonisten in dieser Geschichte“, sagt Uberto Pasolini. „Wir gehen in die Geschichte aus der Perspektive des Vaters: Wie geht er mit der Situation um, wie verbirgt er das, was geschieht, vor seinem Sohn? Es ist eine Reise hin zu einem besseren Verständnis davon, was seine Verantwortung gegenüber seinem Sohn ist, zur Vorbereitung auf eine andere Zukunft.“ Fast unmerklich erweitert der Film seine Perspektive um die Michaels, ähnlich wie sich die Verbindung zwischen Vater und Sohn verändert. Am Ende ist es Michael, der seinen Vater fürsorglich zudeckt, ihm ein Glas Wasser bringt oder ihn über die Straße führt.
„Ein vierjähriges Kind versteht nicht rational, was da passiert, aber es fühlt die Dinge“, sagt Pasolini. „Und die Liebe und die Verbindung zwischen diesem jungen Mann und diesem kleinen Jungen ist so stark, dass sich ihre Gefühle verbinden. Da ist Dialog, auch wenn keiner spricht.“ Seinen Film beschreibt Pasolini als Momentaufnahme einiger Wochen im Leben von John und Michael. „Der Film beginnt nicht damit, dass John beim Arzt sitzt und erfährt, dass er nur noch fünf Monate zu leben hat, und er endet nicht mit seinem Tod oder seiner Einlieferung ins Krankenhaus. Es ist, als würde man zufällig Menschen treffen und nach und nach mehr über sie herausfinden. Man folgt ihnen eine Weile, und dann verlässt man sie wieder. Es gibt natürlich einen Bogen im Film – einen Bogen in der Entwicklung der Protagonisten, einen emotionalen Bogen –, aber der Plot steht nicht im Vordergrund. Wir folgen mehr Gefühlen als Ereignissen.“