64. Internationale Filmfestspiele Berlin (6. - 16. Februar 2014), Teil 11

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) Die ersten sechs Filme sind für die Perspektive Deutsches Kino 2014 eingeladen: vier Spielfilme und zwei Dokumentarfilme. „Mein Augenmerk richtete sich diesmal vor allem auf eine inhaltliche und filmästhetische Vielfalt“, beschreibt Sektionsleiterin Linda Söffker ihre Auswahl.

 

 

Regisseure, die bekannte Geschichten mit neuen Bildern in einer interessanten Dramaturgie erzählen, oder Filmemacher, die auf Reisen gehen und dort ihre Themen finden, oder solche, die das Genre erkunden und damit spielen, beleben und bereichern den deutschen Nachwuchsfilm.“

 

Die Regisseure der drei bisher eingeladenen langen Spielfilme sind  mit ihren früheren Arbeiten schon in der Film- und Festivallandschaft aufgefallen. Der von Jost Hering und Maxim Juretzka (BuntFilm) produzierte Film Lamento ist der Abschlussfilm von Jöns Jönsson an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, mit dem er schon den „First Steps Award“ 2013 gewonnen hat und der nun dem internationalen Publikum auf der Berlinale vorgestellt wird. Es ist ein stiller, sehr berührender Film um die Frage der Schuld von Hinterbliebenen (Hauptdarstellerin: Gunilla Röör) nach einem Selbstmord. Der schwedische Regisseur Jöns Jönsson ist dem Festival kein Unbekannter, 2009 war er mit seinem Kurzfilm Havet – das Meer bei den Berlinale Shorts vertreten.

 

Zeit der Kannibalen, so der Titel des neuen Films von Johannes Naber, ist ein spannendes und bitterböses Film-Kunststück, das mit viel Sarkasmus und schwarzem Humor ein Spiegelbild der Global Economy in ihren schlimmsten menschlichen Auswüchsen zeichnet (Hauptdarsteller: Devid Striesow, Sebastian Blomberg, Katharina Schüttler). Mit seinem Spielfilmdebut Der Albaner gewann Johannes Naber in Saarbrücken den „Max Ophüls Preis 2011“ und präsentierte ihn dann als Gast der Perspektive am Berlinale Kinotag dem Publikum.

 

Der dritte lange Spielfilm, Der Samurai, ist ein alptraumhafter Thriller von Till Kleinert, der seine Liebe zum Genre schon in einigen seiner Kurzfilme offenbarte und nun mit seinem dffb-Abschlussfilm in seinen langjährigen Wegbegleitern des Filmemacherverbunds Schattenkante (Linus de Paoli, Anna de Paoli) mutige Produzenten für die Realisierung fand. Mit seinem sehr poetischen, dialogfreien Film Kokon gewann Till Kleinert 2009 den Deutschen Kurzfilmpreis in Gold als bester Kurzfilm. Der Samurai (Hauptdarsteller: Pit Bukowski, Michel Diercks) feiert als Perspektive Midnight Movie seine Weltpremiere auf der Berlinale und will damit an die gute alte Tradition von Independent-Filmen anknüpfen, die in der Spätvorstellung der Kinos zu Kultfilmen wurden.

 

Der 36-minütige szenische Diplomfilm Die Unschuldigen von Oskar Sulowski (Filmakademie Baden-Württemberg), uraufgeführt Anfang Dezember auf dem Grand Off Independent Film Festival in Warschau, erlebt seine Deutschlandpremiere nun in der Perspektive. Konsequent aus der Sicht eines sechsjährigen Jungen (Juri Winkler) erzählt der Film fragmentarisch von den Problemen der Erwachsenen (Clemens Schick, Iza Kala) und ihrer Spiegelung aufs Kind.

 

Der erste eingeladene lange Dokumentarfilm der Perspektive 2014 kommt von der HFF München. Amma & Appa ist ein sehr persönlicher Film über die Hochzeitspläne der Regisseurin Franziska Schönenberger und ihres Freundes und Co-Regisseurs Jayakrishnan Subramanian – hier prallen bayerische und indische Wertvorstellungen aufeinander, denen man nur mit viel Einfühlsamkeit und Humor begegnen kann.

 

Im 40-minütigen Dokumentarfilm Raumfahrer strukturiert der Sehschlitz im Bus eines Gefangenentransports die Gedanken der Insassen. Georg Nonnenmacher, der bisher vor allem als der Mann für das richtige Licht bekannt ist, legt nach Spielverderber (2007) hier seine zweite Regiearbeit vor.

 

Am Berlinale Kinotag, dem 16. Februar 2014, präsentiert die Perspektive Deutsches Kino den Gewinner des „DFJW-Preis Dialogue en perspective“ (gestiftet vom Deutsch-Französischen Jugendwerk) der aktuellen Perspektive-Edition, den Gewinner des Spielfilmwettbewerbs „Max Ophüls Preis 2014“ sowie den Dokumentarfilm-Gewinner des „First Steps Award“ 2013 (Neuland, Regie: Anna Thommen).

 

Das vollständige Programm der Perspektive Deutsches Kino 2014 steht Mitte Januar fest.

 

www.berlinale.de