Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. Oktober 2021, Teil 1
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - B-Bots sind das neue Must-Have-Spielzeug - kleine rundliche Roboter, die ihren jugendlichen Besitzern folgen, mit ihnen Spiele spielen, ihnen bei den Hausaufgaben helfen und dabei jeden Moment für die sozialen Medien aufzeichnen. Marc, der Erfinden der Firma Bubble behauptet, dass es darum gehe, Kindern zu helfen, miteinander in Kontakt zu treten - als eine neue Art, Freunde zu finden.
Barney Pudowski ist ein recht unbeholfener, schüchterner aber liebenswerter Schüler der Middle School. Er hat als Einziger noch keinen B-Bot. Er lebt in einem Haushalt mit geringem Einkommen zusammen mit seinem verwitweten Vater Graham und seiner etwas seltsamen Großmutter Donka, die hinter dem Haus einen Garten hat und Hühner und eine Ziege hält.
Zu seinem Geburtstag wünscht Barney sich nichts sehnlicher als einen B-Bot, doch sein Vater kann sich eigentlich ein solches Gerät nicht leisten. Dann findet Graham einen leicht beschädigten Roboter und Barney ist überglücklich, denn er hofft, dass er jetzt auch einen neuen, besten Freund hat.
Doch schon beim Starten zeigt sich, dass der B-Bot jede Menge Fehlfunktionen hat. Der Roboter, der sich Ron nennt, ist ebenso wie Barney nicht so wie alle anderen. Während die anderen B-Bots darauf programmiert sind, sich zu vernetzen und persönliche Daten der Besitzer zu sammeln, hat Ron Verbindungsprobleme, eine unvollständige Datenbank (eigentlich nur den Buchstaben A) und ein albernes Lächeln. Das ist nicht gerade das, was sich Barney erhofft hat.
Barney will Ron zurückgeben, doch als der kleine Roboter ihn gegen einige Schulrüpel verteidigt, will der Junge Ron doch behalten und beginnt, ihn im Schuppen hinter dem Haus zu unterrichten und ihm einige Sachen wie "Was ist Freundschaft" beizubringen.
Doch die Firma Bubble bekommt schnell mit, dass da ein Roboter mit Fehlfunktion herumläuft und als Ron eine Art Virus an die anderen B-Bots weitergibt, will Bubble Investor Andrew Morris ihn vernichten lassen. Doch lässt sich ein neuer bester Freund so einfach ersetzen? Da Ron genau das ist, was Barney braucht, entscheidet der sich, für seinen Freund zu kämpfen. Das stürzt die beiden in ein actionreiches Abenteuer, in welchem der Junge und sein Roboter die Schwierigkeiten aber auch die Vorteile einer wahren Freundschaft kennenlernen...
"Ron läuft schief" ist der erste Animationsfilm des britischen Animationsstudios Locksmith Animation, das 2014 von Sarah Smith und Julie Lockhart gegründet wurde. Sarah Smith hat auch zusammen mit Peter Baynham das Drehbuch geschrieben und zusammen mit Jean-Philippe Vine Regie geführt.
In der englischen Originalfassung konnten einige bekannte Schauspieler als Sprecher gewonnen werden. So sprechen z.B. Zach Galifianakis Ron, Jack Dylan Grazer Barney, Olivia Colman Barneys bulgarische Großmutter Donka und Ed Helms seinen Vater Graham, der mit wenig Erfolg versucht, Kitsch-Spielzeug übers Internet zu verkaufen.
"Ron läuft schief" ist ein eigenartiger Film, denn auf der einen Seite ist Rons fürsorgliche, verspielte und beschützende Bindung zu Barney herzerwärmend anzusehen, besonders wenn ihre Reise sie für ein paar Missgeschicke in die freie Natur führt, aber es wird auch eine Welt gezeigt, in der die Menschen so sehr von ihren technischen Geräten abhängig sind, dass sie eigentlich nicht mehr ohne sie aus dem Haus gehen - das kennt man ja inzwischen mit seinem Smartphone.
Dabei geht es nicht nur darum, dass die Kinder zu viel Zeit mit ihren Robotern verbringen, sondern dass sie andauernd Online sind, jede Bewegung im Netz verfolgt werden kann und sie damit zu viel von sich selbst im Internet preis geben und dass dahinter ein gewinnorientiertes Unternehmen steht, das sich auch auf das Sammeln von Daten spezialisiert hat.
Dieser Hintergrund bringt eine neue Richtung in den Animationsfilm. Denn der Film befasst sich dadurch mit dem Erwachsenwerden im Social-Media-Zeitalter. Denn Barneys alte Freunde sind so besessen von ihren B-Bots, dass sie vergessen haben, wie es ist, wirklich zu leben. Alles dreht sich nur noch um Bot-Kämpfe, Streaming und die Veröffentlichung von Memes für Millionen von Followern. Am Beispiel von Savannah wird auch gezeigt, wie ein einzelnes nicht vorteilhaftes Video einem Kind schaden kann und es zum Witzobjekt im Internet werden kann.
Letztendlich zeigen Ron und Barney einen besseren Weg auf, auch wenn im Film Roboter nicht völlig verdammt werden. Dabei lebt der Film vor allem von einigen witzigen Gags und der rührenden Beziehung zwischen einem einsamen Jungen und seinem Bot. Natürlich hilft es, dass Ron einfach so seltsam bezaubernd und charmant ist.
Denn das ist die hauptsächliche Aussage des Films: Hast du wirklich Spaß mit deinem teuren neuen Spielzeug? Oder hättest du viel mehr Spaß daran, die Welt zu erleben, zu rennen und zu spielen und dabei auch noch etwas durcheinander zu bringen? Der Film schlägt vor, offline zu gehen und zusammen mit seinen Freunden etwas zu unternehmen.
"Ron läuft schief" zeigt daneben auch am Beispiel der B-Bot Firma Bubble auf, dass - ohne dass es den Benutzern bewusst ist - mit den tollen Geräten auch millionenfach Daten abgegriffen werden können. Der Film macht sich aber gleichzeitig über den geldgierigen Investor Andrew Morris lustig.
Insgesamt ist "Ron läuft schief" eine skurrile Familienkomödie, die alle richtigen Knöpfe drückt. Der Animationsfilm stellt einige große Fragen zum Erwachsenwerden im Zeitalter der sozialen Medien. Es ist daneben auch eine tolle Geschichte über den Wert von Freundschaften und deshalb sowohl für Kinder als auch ihre Eltern sehenswert.
Foto 1: Barney und sein B-Bot Ron © 20th Century Studios
Foto 2: Ron versucht für Barney Freunde zu finden © 20th Century Studios
Info:
Ron läuft schief (USA, Großbritannien 2021)
Originaltitel: Ron's Gone Wrong
Genre: Animation, Familie, Freundschaft, Sci-Fi, Abenteuer
Filmlänge: ca. 106 Min.
Regie: Jean-Philippe Vine, Sarah Smith
Drehbuch: Peter Baynham, Sarah Smith
Englische Sprecher: Zach Galifianakis, Jack Dylan Grazer, Olivia Colman, Ed Helms, Kylie Cantrall, Justice Smith u.a.
Verleih: 20th Century Studios
Vertrieb: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 28.10.2021