Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Mittwoch, 3. November 2021, Teil 1
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - 5000 v. Chr. erreichen zehn Eternals, unsterbliche mächtige Kämpfer vom Planeten Olympia, die Erde - geschickt von dem gottähnlichen Celestial Arishem. Sie sollen die Menschheit vor der bösartigen raubtierartigen Alien-Rasse - den Deviants - beschützen.
Die zehn Eternals Ajak (Salma Hayek), Druig (Barry Keoghan), Gilgamesh (Don Lee), Ikaris (Richard Madden), Kingo (Kumail Nanjiani), Makkari (Lauren Ridloff), Phastos (Brian Tyree Henry), Sersi (Gemma Chan), Sprite (Lia McHugh) und Thena (Angelina Jolie) haben alle unterschiedliche Fähigkeiten, das bedeutet, dass sie nur zusammen wirklich erfolgreich sein können.
So ist Ajak (Salma Hayek) die Leiterin der Gruppe. Mit ihrer selbstsicheren und ruhigen Art und ihren Selbstheilungskräften ist sie nicht nur die Anführerin, sondern sie hält auch eine Verbindung zu Arishem. Während die Kriegerin Thena Waffen per Zauberkraft erschaffen kann, kann Ikaris (Richard Madden) sich selbst schweben und Energie in Form von Laserstrahlen aus seinen Augen heraustreten lassen. Ikaris führt seit Jahrhunderten eine On-Off-Beziehung mit Sersi, deren Kraft es ist, Dinge in eine andere Materie umzuwandeln (z.B. Stein zu Sand).
Im Laufe der Jahrhunderte lernen die Eternals nicht nur die Menschen besser kennen, sondern leben auch mit ihnen zusammen, doch es ist ihnen verboten in die irdischen Geschehnisse einzugreifen, da sich die Menschen eigenständig entwickeln sollen. Sie dürfen weder bei Kriegen noch beim Kampf gegen Thanos Partei ergreifen. Als im 16 Jahrhundert zur Zeit der Konquistadoren vermutlich die letzten Deviants besiegt sind, trennen sich die Eternals - nicht unbedingt friedlich - und gehen unterschiedliche Wege. So bleibt z.B. Druig, der Gedanken kontrollieren und so Menschen seinen Willen aufzwingen kann, bei den Eingeborenen im südamerikanischen Urwald.
Jahrtausende haben die Eternals auf der Erde mehr oder weniger in Frieden verbracht. Zurzeit leben Sersi und Sprite, die das Aussehen eines 12jährigen Mädchens hat und Hologramme erschaffen kann, in London. Sersi arbeitet im Naturhistorischen Museum und hat mit Dane Whitman (Kit Harington) eine Beziehung. Doch während Sersi eine Vorlesung für Kids im Museum hält, tritt plötzlich ein starkes Erdbeben auf, das von einen Deviant ausgelöst wurde. Sersi und Sprite können das reptilienartige Alien nicht allein bekämpfen, doch dann taucht plötzlich Sersis Ex Ikaris auf, zu dem sie seit Jahrhunderten keinen Kontakt mehr hatte und gemeinsam können sie das Monster abwehren.
Da die Deviants wohl zurückgekehrt sind, machen die drei sich auf, um die restlichen sieben Eternals zu finden, damit sie gemeinsam die neue Bedrohung abwehren können. Doch Sersi, Sprite und Ikaris müssen feststellen, dass ihre bisherige Anführerin Ajak ermordet und ihrer Fähigkeiten beraubt wurde.
Ajak hat Sersi und nicht Ikaris als ihre Nachfolgerin gewählt. Jetzt müssen sich die verbleibenden neun Eternals zusammenraufen, um die Deviants zurückzuschlagen und die Welt vor ihnen retten. Doch dann macht Sersi die Entdeckung, dass die Eternals selbst nicht das sind, was sie glaubten zu sein und dass ihre Mission eine ganz andere ist als sie bisher dachten...
"Eternals" ist der 26. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU). Regisseurin ist die Oscar-Preisträgerin (für Nomadland) Chloé Zhao nach einem Drehbuch von Chloé Zhao, Patrick Burleigh, Ryan Firpo und Kaz Firpo. Die fiktive humanoide Rasse der Eternals wurde von Jack Kirby kreiert - ebenso wie die Celestials, eine Rasse außerirdischer gottähnlicher Riesen und wie die Hauptfeinde der Eternals - die Deviants. Sie hatten ihren ersten Auftritt in The Eternals #1 (Juli 1976). Allerdings werden die Deviants hier doch etwas eindimensional dargestellt, denn die Skrulls, die in "Captain Marvel" (2019) eine Rolle spielen, gehören bekanntlich auch zu der Rasse von Gestaltwandlern.
Der Science-Fiction Film gehört zu den ersten Filmen der sogenannten 4. Phase der MCU. Während bei einigen anderen Filmen dieser Phase noch bekannte Charaktere zu sehen sind, wie z.B. in "Spider-Man: No Way Home" (2021) oder "Doctor Strange in the Multiverse of Madness", der 2022 in die Kinos kommen soll, treten hier 10, na ja eigentlich 11 bisher noch nicht bekannte Personen des Marvel-Universums auf einmal auf - im Gegensatz zu den Filmen der vorherigen Phasen, in denen man die Haupthelden nacheinander kennenlernen konnte. Dies führt leider dazu, dass man auch bei einer Filmlänge von über 150 Minuten nicht genügend Zeit hat, die einzelnen Eternals besser als nur oberflächlich kennen zu lernen.
Nicht alle Charaktere haben die gleiche Screentime. Es sind vor allem Sersi, Ikaris und Sprite, die die Handlung vorantreiben. Dabei hat Chloé Zhao den Film nicht linear aufgebaut, denn nach der Landung und dem Kampf in London gibt es immer wieder Rückblicke auf frühere Aktionen - in Babylon, Indien oder während der europäischen Invasion in Süd-Amerika. So wurden dann die weiteren Charaktere auch vorgestellt.
Daneben hat der Film einige Neuerungen gegenüber früheren Marvel-Filmen - und das mag einige Kritiker stören - es gab keinen überbordenden CGI-lastigen Endkampf (auch wenn es einen Endkampf gab), es gab zum ersten Mal in einem Marvel Film eine sehr zurückhaltend gefilmte Sexszene, es gab ein schwules Paar, das nicht nur einen Jungen großzieht, sondern das sich auch zum Abschied küsst, und es gab mit Lauren Ridloff eine gehörlose Schauspielerin, die Makkari, die schnellste Frau des Universums, verkörpert.
Gerade diese kleinen Momente sind es, die den Film berührend und auch interessant machen, denn dadurch ist mit "Eternals" ein ganz neue Art von Marvel-Film entstanden. Auf diese Art und Weise lernen die Zuschauer die neuen Charaktere doch etwas besser kennen. Dabei ist vor allem Gemma Chen als Sersi ein spannender Charakter, denn sie bringt eine menschliche Emotionalität in den Film, der ihre Geschichte, ihre Entscheidungen und ihre Handlungen glaubhaft machen.
Natürlich gibt es daneben auch die packenden Actionszenen, für die vor allem Richard Madden als Ikaris, Angelina Jolie als Thena und Don Lee als ihr liebenswerter Beschützer Gilgamesh zuständig sind.
Nicht ganz passend sind die in Marvel-Filmen üblichen humoristischen Kabbeleien, sie wirken doch an manchen Stellen etwas aufgesetzt. Dies gilt vor allem auch für die Rolle des Karun (Harish Patel), der von Kingo, der seit Jahrzehnten in Indien als Bollywood-Star lebt, als Kameramann mit auf die Reise genommen wird, der permanent filmt und der dadurch die Handlung immer wieder ausbremst.
Wieweit es notwenig ist, Hinweise auf zukünftige Filme als Eastereggs einzustreuen, wird sich in späteren Filmen zeigen. Ein Beispiel ist Kit Harrington als Dane Whitman, der eine enge Beziehung mit Sersi hat. Fans der Marvel-Comics wissen natürlich sofort, wer sich hinter diesem Namen verbirgt. Allerdings bringt gerade die Rolle von Kit Harrington eine positive emotionale Lockerheit in die Handlung ein, auch wenn er nur zu Beginn und gegen Ende des Films auftritt.
Wie schon beschrieben bremsen vor allem die humoristischen Einschübe die zentrale Handlung aus, in der jeder Einzelne der Eternals auf tragische Weise vor ein kaum zu lösendes moralisches Dilemma gestellt wird, und jeder für sich entscheiden muss, was ihm wichtig und lebenswert ist und wen er letztendlich als seinen Verbündeten betrachten kann.
Insgesamt gelingt es der Regisseurin Chloé Zhao eine berührende, epische und hervorragende Story über Liebe, Verrat, Loyalität und über den Kern der Menschlichkeit zu inszenieren. Daneben wird vor allem auch die Diversität der Charaktere groß geschrieben.
Da der Film so andersartig als die meisten anderen Marvel-Filme ist und er die Erwartungen immer wieder unterläuft, gibt es leider auch viele negative Kritiken. Der Zuschauer sollte sich deshalb selbst vorurteilsfrei ein eigenes Urteil bilden. Er wird dann einen nachdenkenswerten und starken Superheldenfilm sehen, denn "Eternals" mag nicht die üblichen MCU-Schemata bedienen, er ist deshalb aber nicht weniger sehenswert.
Zusatz: Der Film hat eine Mid- und eine After-Credit Szene. Die erste führt zwei neue Charaktere ein, die zweite zeigt die Entwicklung einer der Rollen. Beide sind mögliche Hinweise für die weiteren Filme der Phase 4, denn natürlich gibt es auch die Zusicherung, dass die Eternals zurückkehren werden.
Foto 1: v.l.n.r.: Kingo (Kumail Nanjiani), Makkari (Lauren Ridloff), Gilgamesh (Don Lee), Thena (Angelina Jolie), Ikaris (Richard Madden), Ajak (Salma Hayek), Sersi (Gemma Chan), Sprite (Lia McHugh), Phastos (Brian Tyree Henry) und Druig (Barry Keoghan) © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany / Marvel Studios.
Foto 2: Dane Whitman (Kit Harington) und Sersi (Gemma Chan) © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany / Marvel Studios.
Foto 3: Kingo (Kumail Nanjiani) bekämpft einen Deviant © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany / Marvel Studios.
Info:
Eternals (USA 2021)
Originaltitel: Eternals
Genre: Drama, Science-Fiction, Marvel, Action, Comic-Verfilmung
Filmlänge: ca. 157 Min.
Regie: Chloé Zhao
Drehbuch: Chloé Zhao, Patrick Burleigh, Ryan Firpo und Kaz Firpo nach einer Geschichte von Ryan und Kaz Firpo.
Darsteller: Richard Madden, Salma Hayek, Angelina Jolie, Kit Harrington, Gemma Chan, Kumail Nanjiani, Lauren Ridloff, Brian Tyree Henry, Lia McHugh, Don Lee, Barry Keoghan u.a.
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: Mi. 03.11.2021