JimmysHall TV1Free-TV Premiere am Mittwoch, 10. November 2021 bei Arte

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Nach Jahren im amerikanischen Exil kehrt Jimmy Gralton (Barry Ward) 1932 in seinen Heimatort zurück, da sein Bruder gestorben ist, der bisher den Hof bewirtschaftet und sich um seine Mutter gekümmert hat, und er selbst durch die Rezession in Amerika seine Arbeit verloren hat. Gleichzeitig hofft er, dass die neue Regierung unter Éamon de Valera weniger auf die Großgrundbesitzer und die katholische Kirche, sondern mehr auf die Bauern und Arbeiter hören würde.

Im County Leitrim im Norden der Republik Irland, hatte er, bevor er 1921 Irland verlassen musste, auf dem Land seines Vaters einen Tanzsaal eröffnet. Diese "Pearse-Connolly Hall" (benannt nach zwei der Anführer des irischen Aufstandes von 1916) war ein Ort zum Tanzen aber auch ein Bildungszentrum unabhängig von der Bevormundung der Kirche, in dem irische Lieder gesungen, gemalt oder auch Gedichte und andere Literatur vorgetragen werden konnte. Als Jimmy nun - nach über 10 Jahren - in seinen Heimatort zurückkehrt, möchte er eigentlich nur noch zusammen mit seiner Mutter den Hof seiner Eltern bewirtschaften. Kaum Zuhause wird er aber von einer Gruppe junger Leute, unter Führung der Tochter des örtlichen Faschisten-Führers, angesprochen, die einen Platz zum Tanzen und Unterhalten suchen, um nicht dauernd von der Polizei und dem erzkonservativen örtlichen katholischen Priester, Pater Sheridan (Jim Norton) gegängelt zu werden.

Nach einigem Bedenken stimmt Jimmy zu und das Gemeindezentrum wird mit dem Geld, das Gralton aus Amerika mitgebracht hat, und der freiwilligen Arbeit vieler Bewohner des Ortes wieder hergerichtet. Es wird ein Komitee gegründet und es finden dort wieder Kurse zum Malen, Singen von gälischen Liedern, Lesekreise zu Büchern (z.B. zu Interpretationen von Yeats-Gedichten), Boxkurse und natürlich auch Tanzabende statt. Jimmy hat aus den USA ein Grammophon und Schallplatten mit den neuen in Irland verbotenen Tänzen wie z.B. Shimmy mitgebracht, die von den jungen Leuten mit Begeisterung gelernt und getanzt werden. Jimmy trifft auch seine alte Liebe Oonagh (Simone Kirby) wieder, die inzwischen verheiratet ist und zwei Kinder hat. Sie wird zu einem der wichtigsten Mitglieder des Komitees, das das Zentrum verwaltet.

Daneben wird der Saal natürlich auch zum Abhalten von politischen Veranstaltungen genutzt, z.B. als Pächterfamilien - trotz eines gegensätzlichen Gerichtsbeschlusses - durch die Großgrundbesitzer vom Land und aus ihren Häusern vertrieben werden und ein Protest dagegen organisiert werden soll.

Besonders der örtliche Pfarrer sieht in Jimmy einen Vertreter des Teufels und schreckt nicht davor zurück, die Besucher der Tanzveranstaltungen von der Kanzel aus bloßzustellen. Dies führt z.B. dazu, dass eines der Mädchen von ihrem den Faschisten angehörenden Vater mit der Peitsche blutig geschlagen wird - sie wird trotzdem am nächsten Tag wieder in der Halle erscheinen. Jimmy bietet Pastor Sheridan sogar an, sich dem Komitee anzuschließen, dieser verlangt aber, dass die Halle vorher der katholische Kirche überschrieben werden soll.

Als auch Schüsse durchs Fenster während einer Tanzveranstaltung die Leute nicht von dort vertreiben können, wird die Halle von den örtlichen Faschisten niedergebrannt, ohne dass die Polizei einen Finger rührt. Durch Zusammenarbeit der örtlichen Justiz mit Kirche, Großgrundbesitzern und Faschisten soll Jimmy Gralton ohne Verhandlung als illegaler Einwanderer ausgewiesen werden, da er auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt. Er flieht aus dem Haus seiner Mutter und kann sich 6 Monate mit Hilfe seiner Freunde verstecken, bevor er gefasst und am 13. August 1933 nach New York abgeschoben wurde. Er sollte nie wieder nach Irland zurückkehren können. James Gralton ist damit der einzige Ire, der jemals ohne Gerichtsbeschluss aus Irland ausgewiesen worden ist.


JimmysHall TV2"Jimmy’s Hall“ wurde inspiriert durch das Leben von James "Jimmy“ Gralton (1886 - 1945) und den politischen Umwälzungen in Irland in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Nach eigener Aussage sollte "Jimmy's Hall" Ken Loachs, einer der großen Regisseure des europäischen Kinos, letzter Kino-Film werden. Glücklicherweise hat er sich nicht daran gehalten und inzwischen zwei weitere Filme fertig gestellt: "Ich, Daniel Blake" (2016) und "Sorry We Missed You" (2019).

Loach hat wieder mit Paul Laverty als Drehbuchautor zusammen gearbeitet. Der Film schließt inhaltlich an seinen Film "The Wind That Shakes The Barley" (2006) an und spielt ca. 10 Jahre später, als sich die irische Republik politisch stabilisiert hat.

Ken Loach ist mit Jimmy's Hall ein ernster und intensiver Film gelungen, dabei sind die Themen, die angesprochen werden, wie Unterdrückung, religiöse und politische Engstirnigkeit sowie der Versuch kleiner Leute sich solidarisch dagegen zu wehren, heute auch über Irland hinaus genauso aktuell wie 1932. Leider sind die Personen des Films etwas holzschnittartig eingeteilt in die Guten, wie die Männer und Frauen um Jimmy, die versuchen, sich selbst eine gewisse Bildung anzueignen, und die Bösen, wie die Vertreter der katholischen Kirche, die Großgrundbesitzer und die Schlägertruppe der örtlichen Faschisten.

Trotz der leisen Kritik ist ein interessanter Film zur politischen Geschichte Irlands in den 1930er Jahren entstanden, den man sich unbedingt im Fernsehen ansehen sollte.

Foto 1: Heimkehrer Jimmy Gralton (Barry Ward) gerät in Irland bald wieder zwischen die Fronten. © Joss Barratt / Sixteen Films / Arte
Foto 2: v.l.n.r.: Father Sheridan (Jim Norton), Commander O'Keefe (Brían F. O'Byrne) und Father Seamus (Andrew Scott) verteidigen ihre jeweiligen Interessen. © Joss Barratt / Sixteen Films / Arte

Info:
Jimmy's Hall (Großbritannien / Frankreich / Irland 2014)
Genre: Drama, Historienfilm
Filmlänge: ca. 106 Minuten
Regie: Ken Loach
Drehbuch: Paul Laverty
Darsteller: Barry Ward, Simone Kirby, Jim Norton, Andrew Scott, u.a.
Arte zeigt "Jimmy's Hall" als Free-TV Premiere am Mittwoch, 10.11.2021 um 20:15 Uhr. Wiederholungen sind für Freitag, 12. November 2021 um 14.15 Uhr und Dienstag, 30. November 2021 um 14.20 Uhr geplant.
In der Arte Mediathek ist der Film vom 09. November bis zum 09. Dezember 2021 verfügbar.