Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 2. Janauar 2014, Teil 1

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Vom neuen Jahr darf man sich Filme wünschen, die nicht zentral wegen der guten Vermarktung gedreht werden, von denen man schon zuvor weiß, daß viele Zuschauer durch geschickte Werbestrategien Geld dafür an der Kasse lassen. Sondern Filme, die einfach durch das Medium Film etwas ausdrücken können, was keine Schrift und kein Bild derart vermag.

 

 

DAS MERKWÜRDIGE KÄTZCHEN

 

Dieser erste deutsche Film, der im neuen Jahr anläuft, ist ein Studentenfilm von Ramon Zürcher und damit ein Debüt, das sofort nach den Pressevorführungen bei der letztjährigen Berlinale als bestes Debüt des vergangenen Kinojahrs gilt. Das ist durchaus ein Wunder, denn es gilt derzeit ein Paradox. Je stärker Abschlußfilme und andere studentische Filme finanziell gefördert werden, durch Fernsehanstalten, die immer stärker werdenden Länderförderanstalten oder auch Produzenten, die Hoffnung in eine Person setzten und eine Bindung herstellen wollen, je stärker also eine konkrete Förderung besteht, desto mehr haftet diesen Filmen etwas Allgemeines an, das die persönliche Handschrift, das besondere Anliegen des Filmemachers vermissen läßt.

 

Das hat gerade seine Gründe in den vielen geldgebenden Gremien, in denen - wie immer bei Mehrheitsentscheidungen - meist für das von allen anerkannten Mittelmaß entschieden wird. Ramon Zürcher ist ein schweizerischer Filmstudent, der in Berlin an der DFFB studiert und hier eine Seminararbeit vorlegt, deren einzige Festlegung im Kurs von Ungarn Béla Tarr diejenige war, sich eine literarische Vorlage zu suchen, die möglichst frei und damit filmisch umgesetzt wird. Ramon Zürcher nahm ausgerechnet DIE VERWANDLUNG von Franz Kafka, einer der meistinterpretierten Texte. Allerdings hielt sich Zürcher nicht an die Handlungsabfolge, deretwegen die Geschichte berühmt ist, sondern um das Verharren in der Wohnung.

 

Da ist die ausgewachsene Katze, ganz und gar kein Kätzchen, die gleich im Film als orange getigerte Schönheit vor einer verschlossenen Türe in einer Wohnung maunzt und der man gerne bei ihren Tagesverrichtungen zuschaut, übrigens gibt’s da auch einen Hund, dessen Bellen man hört. Das spielt in einer Berliner Altbauwohnung und eine solche braucht es auch, denn die dort lebende Familie muß ungewöhnlich umfangreich sein, denn es tauchen in der Wohnung immer neue, dazugehörende Gestalten auf. Dabei ist die Wohnung erst einmal auf den langen Flur und die Küche beschränkt und eigentlich geht es nur um das, was den Tag über in dieser Wohnung nun geschieht, die neben den schillernden Personen ganz einfach den normalen Alltag wiedergibt, von der Reparatur der Waschmaschine bis zum Abendessen, zu dem Gäste eingeladen sind.

 

Schnell entsteht beim Anschauen des Films ein Unbehagen an dem, was man sieht. Man kann es nicht benennen, aber irgendetwas stimmt nicht. Und im Zentrum steht die Mutter (Jenny Schily), die über alles und allem herrscht. Und keinem zuhört, was aber auch die anderen Familienmitglieder nicht tun. Es ist weniger aussagekräftig, die Handlungen wiederzugeben, als auf die Atmosphäre und surrealen Gegebenheiten zu verweisen, die einen poetischen Film von gerade mal 72 Minuten zu einem beglückenden Filmerlebnis machen.

 

 

DAS ERSTAUNLICHE LEBEN DES WALTER MITTY

 

Ben Stiller ist im normalen Hollywood angekommen und macht ein Remake von schon zweimal verfilmten Hits. Er spielt auch diesen Fotoarchivar, der schüchtern dennoch sich dem Abenteuer stellt.

 

 

IMAGINE

 

Sehr einfühlsam erzählte Geschichte, wie man blind mit Hilfe der Geräusche und des Klangs durchs Leben kommt. Die dunkle Brille dient den Sehenden, damit sie über die blinden Augen nicht erschrecken. Die Schauspieler überzeugen und man freut sich, Alexandra Maria Lara wiederzusehen, die noch wenig im deutschen Kinos zu sehen ist. Dieser Film ist eine Gemeinschaftsproduktion, mit dem polnischen Regisseur Andrzej Jakimowski.

 

 

ONE ZERO ONE

 

Auch eine Gemeinschaftsproduktion, in der Dokumentarfilmer Tim Lienhard die liebevolle Freundschaft des 48jährigen Antoine, Holländer, mit dem Deutsch-Marokkaner Mourad, 33 Jahre, beschreibt, die in der Welt der Travestie spielt.