Kaiserschmarrndrama

Der siebte verfilmte Eberhoferkrimi ab heute als DVD und Blu-ray

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wenn das keine gute Absprache ist,! Denn für einen Zufall könnte man es nicht halten. Noch am Montagabend konnte man in der ARD den sechsten Eberhoferkrimi sehen, LEBERKÄSJUNKIE und ab Dienstag ist der siebte, KAISERSCHMARRNDRAMA als DVD und Blu-ray bei EuroVideo Medien erhältlich – und nicht nur das. Gleichzeitig kommt als Special-Fan-Edition DIE EBERHOFER SIEMER BOX mit allen bisher verfilmten sieben Krimis der Eberhoferserie in den Handel, von denen in anderer Reihenfolge die Autorin Rita Falk seit 2010 schon elf verfaßt hat.

Ja, stimmt, Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) bleibt zwar die Hauptfigur, aber längst hat sich ein Doppel-Gespann ergeben:
beruflich und als Freund: Co-Ermittler Rudi (Simons Schwarz)
privat und als Dauerfreundin: Susi (Lisa Maria Potthoff).

Sowohl Rudi wie auch Susi sind positiv auf Veränderung geeicht, was ständig im Widerspruch steht zum beharrungsresistenten Franz, woraus dann immer wieder hinreißende Szenen entstehen, die vom widerständigen Zögern, Zaudern, Zwicken und Zwacken des Franz berichten, der dann oft doch klein beigibt. Und weil dies nicht immer so ist, bleibt die Spannung bestehen, wie der Clinch zwischen den Beteiligten diesmal ausgeht.

Und diese Mischung zwischen Erwartung und Überraschung machen in der Tat den Charme dieser Krimiverfilmungen aus. Denn genau dies erwarten wir als gute Unterhaltung: grundsätzlich zu wissen, um was es geht und sich über die erwarteten Späße schon zuvor kringelig zu lachen, erst recht, wenn sie eintreten und dem ganz Neuen, das den jeweiligen Fall beleuchtet. Und dieser siebte filmische Fall ist ein besonders gelungener, das mal vorneweg. Auf den Film, der im Juli des Jahres in die Kinos kam, mußte man der Pandemie wegen lange warten, aber immerhin war er nicht mehr nur in Bayern zu sehen. Wir empfinden uns wirklich als Pioniere, die wir schon zu Zeiten, als die Filme nur in Bayern liefen, dagegen protestierten und den bundesweiten Start anmahnten. Die DVD ist dann sowieso überall verfügbar.

Der Fall ist diesmal ein Frauenmord. Beim Joggen ist eine Frau getötet worden, die heruntergezogene lange Hose soll auf ein Sexualdelikt hinweisen, aber ein daherkommender Waldgänger sagt gleich naseweis, das könne nicht sein, denn die Unterhose sei ja noch dran. Wie recht er hat, aber hier dürfen wir natürlich den Täter nicht verraten von dem man ja auch noch nicht wissen kann, ob er für den zweiten Frauenmord ebenso verantwortlich ist, den an gleicher Stelle wird eine zweite Frau ermordet aufgefunden, mit heruntergezogener Hose! Doch die erste Ermordete, die Schwester des Pfarrers, erleichterte Männern auf liebliche Weise deren Lust, während die zweite ausgerechnet die Frau des Mannes ist, der für den Täter der ersten Toten gehalten wird, ebenfalls ein Stammkunde. Und wenn man dann die herrschsüchtige Gattin kennenlernt, kann man den Mann sogar verstehen. Aber tot sind beide Frauen.

Auf jeden Fall sind für den niederbayerischen Provinzpolizisten Franz diese Kriminalfälle viel zu hoch, weshalb die Kriminalkommissarin aus der Stadt (wie immer herrlich arrogant und verspannt Nora Waldstätten) das Kommando übernimmt und den Franz anweist, doch besser für den Verkehr zu sorgen. Doch nachdem dieser den Schock überwunden hat, daß zwei seiner besten Freunde bei der ersten Ermordeten Stammkunden waren, nimmt die Aufklärung Fahrt auf, bzw. Simon kommt in Bewegung. Der ist nämlich nach einem Unfall, den er als Beifahrer durchs Greifen ins Lenkrad selbst verursacht hat, gelähmt und sitzt im Rollstuhl und will so lange im Krankenhaus bleiben, bis er wieder gehen kann. Doch der Arzt hält die Lähmung für psychisch und wie recht er hat, zeigt sich dann im Showdown, wenn der Mörder auch gleich noch den Eberhofer anschießt und Simon, der zuvor die Haschischfrikadellen, die angeblich Ludwigs Hundefutter sind, gegessen hatte, so gedopt ist, daß er wieder laufen kann.

Das ist alles klug erdacht und stimmig. Aber wie witzig durchkomponiert die Handlung ist, zeigt sich dann im Detail, zu dem wieder einmal die Beziehung zwischen Susi und Franz dient, die hier viel zu kurz kommt. Denn diese hat im Verbund mit Leopold (Gerhard Wittmann), dem Bruder von Franz, den dieser nicht leiden kann, hinter dem Bauernhaus, in dem die Oma mit Sohn, dem Papa Eberhofer (Eisi Gulp)dem Franz und Hund Ludwig wohnt, ein Doppelhaus errichtet, in dem die beiden Söhne leben sollen. Nur will das Franz überhaupt nicht, denn – siehe oben – der kann Änderungen nicht leiden, es soll grundsätzlich alles so bleiben, wie es ist. Und nachdem beim Richtfest sich die polnischen Bauarbeiter noch Na zdrowie! zugeprostet haben , rastet Bauherr Leopold aus und...na, die Bescherung müssen Sie selber anschauen.

Niederkaltenkirchen ist das Synonym für die deutsche, die bayerische Provinz, die Mittelpunkt der Welt ist, weil in ihr alles passiert, was sonst in der Welt los ist. Meist hintereinander, aber oft auch gleichzeitig, wie diesmal, wo der Hund Ludwig an Altersschwäche stirbt, obwohl doch der Eberhofer Franz ihm das verboten hat und der Tierärztin Ludwigs Altersschwäche nicht glaubte. Der Hund hat sich in die Natur zurückgezogen und als ihn der Franz im Wald findet und auch der Vater dazukommt, wird er an Ort und Stelle begraben und die polnischen Bauarbeiter singen ihm ein polnisches Beerdigungslied. Wie immer, macht einen der (gespielte) Tod eines Tieres mehr zu schaffen als die ermordeten Menschen.

Ein Wort noch zur Kameraperspektive. Während in Filmen die Schauspieler immer so gut wie möglich aussehen wollen, sind hier Nahaufnahmen mit unglaublicher Verzerrung der Gesichtszüge am Werk. Das aber gibt diesen Filmen den Beiklang von Wahrheit. Es wird einem kein X für ein U vorgemacht. Und die Ansammlung von Allerweltsweisheiten, die in allen Eberhoferkrimis Urständ feiern, sind eben Weisheiten, die stimmen. Auch in Dialogen: „Schlechte Erfahrungen sind alleweil besser als gar keine“, stimmt halt und auch Simons Ausspruch„Ich habe die Nadel gefunden, wo ihr noch den Heuhafen sucht.“, hat doch was.

Wir freuen uns auf den nächsten Eberhoferkrimi, als Film und als DVD!

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