Im Rahmen von KiKA präsentiert magische Spielfilme am Sonntag, 26. Dezember 2021
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Die kleine Hexe (Karoline Herfurth) wohnt in einem alten windschiefen Holzhäuschen mitten im Wald zusammen mit dem sprechenden Raben Abraxas (Stimme von Axel Prahl). Sie ist traurig und verärgert, denn sie wurde von den anderen Hexen schon wieder nicht zur Walpurgisnachtfeier am 30. April auf den Brocken eingeladen. Die anderen Hexen meinen, dass sie mit ihren 127 Jahren noch viel zu jung sei, um mit ihnen auf dem Blocksberg zu tanzen.
Gegen den Rat von Abraxas fliegt die kleine Hexe auf ihrem Hexenbesen dann doch zum Brocken, um heimlich dem Treiben zuzuschauen. Erst beobachtet sie die wilden Aktionen wirklich nur, dann aber mischt sie sich unter die anderen Hexen und tanzt mit. Während des Tanzes wird sie von ihrer Tante, der bösen Wetterhexe Rumpumpel (Suzanne von Borsody), erkannt und an die Oberhexe (Therese Affolter) verraten.
Zur Strafe muss die kleine Hexe bis zur nächsten Walpurgisnacht alle 7892 Zaubersprüche aus dem großen Zauberbuch auswendig lernen. Die Hexen verbrennen auch noch ihren Besen, so dass sie das schwere Buch zu Fuß nach Hause tragen muss. Nebenbei soll sie auch noch lernen, was eigentlich eine "gute Hexe" ausmacht.
Da Fleiß und Ehrgeiz nicht gerade zu den Stärken der kleinen Hexe gehören, ist es für sie gar nicht so leicht, die vielen Zaubersprüche zu pauken. Sie versteht auch nicht, warum sie alle die seltsamen Regeln einhalten soll, z.B. freitags nicht zu hexen oder sich den Menschen nicht zu zeigen. Gerade dieses Verbot übertritt sie mehrmals, als sie im Dorf einen neuen Besen kauft und dabei einigen der Menschen auf dem Markt heimlich hilft oder als sie die beiden Kindern Vroni (Momo Beier) und Thomas (Luis Vorbach), die sich im Wald verlaufen haben, in ihr Häuschen einlädt und ihnen ein ganz kleines bisschen vorzaubert - und das auch noch am Freitag.
Während des ganzen Jahres beobachtet Rumpumpel und deren schwarzer Katze das Treiben der kleinen Hexe, und die unfreundliche Wetterhexe notiert gewissenhaft jede ihrer Beobachtungen.
Die kleine Hexe ist jetzt 128 Jahre alt und hat das Jahr gut genutzt. Sie hat inzwischen beinahe alle Zaubersprüche auswendig gelernt (OK, sie hat immer noch ein paar Probleme mit dem Feuermachen) und besteht während der nächsten Walpurgisnacht ihre Hexen-Prüfung mit Bravour. Aber dann verlangen die anderen Hexen etwas von ihr, was die kleine Hexe in große Bedrängnis bringt. Doch sie hat einen ausgeklügelten Plan geschmiedet und kann ihn mit Hilfe von Abraxas auch umsetzten...
Der Film geht auf das Kinderbuch Die kleine Hexe von Otfried Preußler aus dem Jahr 1957 zurück. Neben Der kleine Wassermann (1956), Der Räuber Hotzenplotz (1962), Das kleine Gespenst (1966) und Krabat (1971) ist dies nicht nur das bekannteste Werk des Autors, sondern die Geschichte gehört zu den erfolgreichsten Kinderbüchern Deutschlands und wurde bisher in 47 Sprachen übersetzt.
"Die kleine Hexe" ist nach dem Drehbuch von Matthias Pacht unter der Regie von Michael Schaerer die erste deutsche Realverfilmung des Stoffes. Dem Schweizer Regisseur ist ein entzückender Film gelungen, der vor allem die Zielgruppe der jüngeren Kinder perfekt anspricht. Dabei wurde vor allem darauf geachtet, dass sich auch die Kleinen bei der Strafe für die böse Hexe Rumpumpel nicht allzu sehr fürchten müssen.
Karoline Herfurth - mit verlängerter Nase - verzaubert als kleine Hexe durch ihre große Spielfreude. Vor allem in ihrem Lachen zeigt Herfurth die ganze Freundlichkeit, Fröhlichkeit und Naivität der jungen Hexe, die sich an ihren eigenen Zaubertricks erfreut und jedem Lebewesen freundlich begegnet, weil sie doch herauszufinden versucht, was eine gute Hexe ausmacht.
Ihr zur Seite steht der sprechende wunderbar animierte Rabe Abraxas, der immer wieder versucht, mit guten Ratschlägen zu helfen, und der am Ende sogar über seinen eigenen Schatten springen muss, um die kleine Hexe zu retten. Axel Prahl spricht den schwarzen Besserwisser, der Rosinen über alles liebt und der nicht nur ein Kamerad sondern auch eine Art Elternersatz ist, hörenswert. Abraxas versucht der kleinen Hexe Ratschläge zu geben, ohne allzu belehrend zu wirken.
Abraxas wurde nicht im Computer animiert, sondern der Rabe wird von zwei Puppen dargestellt, einer Animatronic-Puppe, die ferngesteuert wurde und 20 verschiedene Bewegungen ausführen konnte, sowie von einer Stabpuppe. Beide Vögel waren etwa 60 Zentimeter groß und ihre Körper waren mit tausenden echter Federn beklebt.
Neben Karoline Herfurth und Axel Prahl hat eigentlich nur Suzanne von Borsody eine größere Rolle als boshafte Hexe Rumpumpel. Sie ist in ihrer Maske kaum zu erkennen, spielt die Gegenspielerin aber mit einer gekonnten Portion Bösartigkeit.
"Die kleine Hexe" ist ein entzückender Film, dem es gelingt, die 60 Jahre alte Vorlage modern zu interpretieren. Er erhielt von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) das Prädikat "besonders wertvoll" verliehen. Die Jugend Filmjury vergabt für den Film 4,5 von 5 Sternen und empfahl ihn für Kinder ab 6 Jahren. Außerdem wurde er für den Deutschen Filmpreis 2018 als Bester Kinderfilm nominiert, konnte dort aber nicht gewinnen.
Etwas mulmig wird es dem erwachsenen Zuschauer aber dann doch, wenn die kleine Hexe nicht nur die Besen, sondern auch die Zauberbücher ihrer Mithexen während der Walpurgisnacht verbrennt.
"Die kleine Hexe" schafft es dank seiner opulenten Ausstattung, der Balance zwischen Spannung und Witz und durch die großartigen Schauspieler nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene zu begeistern und der Film ist trotz der leisen Kritik auch im Fernsehen an Weihnachten absolut sehenswert.
Foto 1: Die kleine Hexe (Karoline Herfurth, l.) und die Hexe Rumpumpel (Suzanne von Borsody, r.), die Beweise dafür sammelt, dass die kleine Hexe keine gute Hexe ist. © ZDF/Walter Wehner
Foto 2: Die kleine Hexe (Karoline Herfurth) muss zur Strafe für ihren unerlaubten Besuch auf dem Blocksberg 7892 Zaubersprüche auswendig lernen und das dicke Buch zu Fuß nach Hause tragen, denn ihr Besen wurde von den anderen Hexen im Feuer verbrannt. © ZDF/Walter Wehner
Foto 3: Vroni (Momo Beier, l.) und Thomas (Luis Vorbach, M.) entdecken im Wald das Haus der kleinen Hexe (Karoline Herfurth, r.), die die verirrten Kinder zu Kakao und Kuchen einlädt. © ZDF/Walter Wehner
Info:
Die kleine Hexe (Deutschland 2017)
Genre: Kinderfilm, Romanverfilmung
Filmlänge: ca. 100 Min.
Regie: Michael Schaerer
Drehbuch: Matthias Pacht nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Otfried Preußler
Darsteller: Karoline Herfurth, Axel Prahl, Suzanne von Borsody, Therese Affolter, Momo Beier, Luis Vorbach u.a.
FSK: ab 0 Jahren
KiKA zeigt "Die kleine Hexe" im Rahmen von "KiKA präsentiert magische Spielfilme" am So. 26.12.2021 um 16:10 Uhr.