Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Leider traf dieser Film durch Corona verspätet bei uns ein, das konnte aber nicht verhindern, daß DER RAUSCH nicht nur künstlerisch, sondern auch wirtschaftlich der erfolgreichste Film des Jahres 2020 wurde. Das gibt es nicht so oft, daß die höchsten Film-Auszeichnungen mit den höchsten Besucherzahlen korrespondieren.
Bei dieser DVD/Blu-ray sollte man sich das Interview mit Regisseur Thomas Vinterberg noch vor dem Film anschauen. Hochinteressant, wie er die BALANCE als die eigentliche wünschenswerte Haltung im Leben und demzufolge auch als wichtigste Aussage in seinem Film bezeichnet. Das hilft auch denen, die beim Schauen unsicher sind werden was der Film denn nun über das Trinken und über das zu viel Trinken von Alkohol aussagt. Gar nichts, könnte man erwidern, denn in diesem Film wird nicht moralisiert, das tun quasi automatisch die Zuschauer, die eine Bewertung des Trinkens suchen, aber nicht die Filmhandlung oder der Regisseur.
Und es wäre ja auch kleinkariert, das Alkoholtrinken im RAUSCH grundsätzlich abzulehnen, denn der ganze Beginn des Films zeigt einen interessanten Versuch, in dem die Theorie, daß man mit 0,5 Promille entspannter und leistungsfähiger durchs Leben kommt, durch die Praxis des Lehrers Martin (Mads Mikkelsen). Wir lernen diesen lahmen und windelweichen Lehrer gleich mit den Reaktionen der Schüler und ihrer Eltern kennen. Denn sie lernen nichts bei ihm, weil sein Geschichtsunterricht derart fade und inspirierend ist, daß sie Angst um ihr Abitur und die Noten haben. Und kaum ist das Promilleprojekt in Gang gesetzt, flutscht es im Unterricht. Wie ausgewechselt kommt Lehrer Martin daher und bringt die tollsten Fallstricke für die Schüler, die auch uns gefallen: da gibt er Beschreibungen von alkoholsüchtigen, körperlich kranken und derangierten Personen und dann von einer Figur, die nicht trinkt, kein Fleisch ist und auch sonst enthaltsam lebt. Die Frage, wer einem am besten gefällt, wem man sich anvertraut, ist einfach zu beantworten: der Letztere. Doch da handelt es sich um Adolf Hitler, während der Trunkenbold Churchill immerhin den Zweiten Weltkrieg als Sieger überlebte.
Überhaupt haben die Einschübe im Film eine sinnvolle Funktion, wenn beispielsweise die Szenen mit Politikern der Weltgeschichte, die sich zuprosten oder in betrunkenem Lachen nicht aufhören können, die Funktion von Alkohol auf anderer Ebene zeigt. Dies alles dient der Verifizierung eines Versuches der vier Kollegen am Gymnasium, die auch enge Freunde sind: neben Martin ist dies Tommy (Thomas Bo Larsen,) Nikolaj (Magnus Millang) und Peter (Lars Ranthe). Sie wollen im Selbstversuch die These des norwegischen Philosophen verifizieren, daß der Mensch mit 0,5 Promille zu wenig Alkohol im Blut geboren werde, was man also ausgleichen kann.
Daß dies zu aberwitzigen Szenen führt, hat vor allem mit der Beschränkung zu tun, die den wissenschaftlichen Versuch unterfüttert: der Alkohol soll nur bei der Arbeit getrunken werden und nicht mehr nach 20 Uhr. So wie es Churchill hielt. Das führt aber erst einmal dazu, daß die 0,5 Promille sich positiv auswirken. Nicht nur in der Schule, sondern insbesondere bei Martin zu Hause, wo das Eheleben aufgepeppt wird, was es nötig hatte.
Doch dann kippt es, es werden die 0, 5 bis zu 2-3 Promille gesteigert und der Alkoholexzeß geht erst einmal übel aus. Doch das wollen wir nicht vertiefen, sondern zurückkommen auf die Balance. Dieser Film hat nämlich nur vom Thema her mit Alkohol zu tun, sein Gehalt geht um etwas anderes: so zu leben, daß wirklich Emotion und Leidenschaft das eigene Leben bestimmen und glücklich machen. Seine Träume, die man einmal hatte, zwar zu hinterfragen, aber sie nicht mit dem albernen Argument, sie seien nicht erfüllbar, aufzugeben, sich glücklich zu schätzen, was man hat, statt nach immer Mehr zu streben. Mit und ohne Alkohol.
Leider wird von uns die Schülerszenerie nicht ausreichen gewürdigt. Denn, wenn man hört, daß der Alkoholkonsum bei den dänischen Schülern noch den der schwedischen, norwegischen und finnischen übertrifft, so findet sich das im Film wieder, insbesondere in den Abiturfeiern. Doch der Film will ja den Alkohol nicht pädagogisieren oder psychologisieren, weshalb wir diese jetzt auch nicht tun.
Was auffällig ist, aber sicher mit dem Thema und der personellen männlichen Vierergruppe zu tun hat, ist die Assistenzfunktion der Frauen im Film, seien es Ehefrauen oder Kolleginnen in der Schule. Das ist ein Film von Männern für Männer, aber auch für Frauen interessant.oto
Foto:
©Verleih
Info:
DER RAUSCH
DVD, veröffentlicht ab 26.11.2021
LABEL LEONINE
FSK. Ab 12 Jahren freigegeben
LAUFZEIT ca. 113 Min.
BILDFORMAT2,00:1 (16:9 anamorph)
TONFORMATDD 5.1, DD 2.0
SPRACHEN Deutsch, Dänisch
UNTERTITEL Deutsch
EXTRAS
Interview & Artist Talks mit Thomas Vinterberg und Mads Mikkelsen, Wendecover
ANZAHL DISCS 1
BLU-RAY
DER RAUSCH BD
Veröffentlichung: 26.11.2021
LABE LLEONINE
FSK Ab 12 Jahren freigegeben
LAUFZEITca. 117 Min.
BILDFORMAT2,00:1 (1080p/24)
TONFORMATDTS-HD 5.1, DTS-HD 2.0
BILDFORMAT2,00:1 (1080p/24)
TONFORMATDTS-HD 5.1, DTS-HD 2.0
SPRACHEN Deutsch, Dänisch
UNTERTITEL Deutsch
EXTRAS
Interview & Artist Talks mit Thomas Vinterberg und Mads Mikkelsen, Wendecover
ANZAHL DISCS1
DER RAUSCH BD
Veröffentlichung: 26.11.2021
LABE LLEONINE
FSK Ab 12 Jahren freigegeben
LAUFZEITca. 117 Min.
BILDFORMAT2,00:1 (1080p/24)
TONFORMATDTS-HD 5.1, DTS-HD 2.0
BILDFORMAT2,00:1 (1080p/24)
TONFORMATDTS-HD 5.1, DTS-HD 2.0
SPRACHEN Deutsch, Dänisch
UNTERTITEL Deutsch
EXTRAS
Interview & Artist Talks mit Thomas Vinterberg und Mads Mikkelsen, Wendecover
ANZAHL DISCS1