Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 6. Januar 2022, Teil 5
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Bei einem Einsatzes für das Rote Kreuz während des Burenkrieges in Süd-Afrika wird Emily (Alexandra Maria Lara), die Frau des Duke of Oxford (Ralph Fiennes), von Heckenschützen getötet.
Danach ist das Hauptziel von Orlando Oxford seinen einzigen Sohn Conrad (Harris Dickinson), der den Tod seiner Mutter miterlebt hat, vor allen denkbaren Gefahren zu schützen. Trotzdem erhält der junge Mann eine sehr gute kämpferische Ausbildung von Oxfords Adjutanten Shola (Djimon Hounsou).
Währenddessen hat ein geheimnisvoller Mann namens "The Shepherd" eine Verschwörergruppe um sich versammelt, zu der u.a. Grigori Rasputin (Rhys Ifans), Gavrilo Princip (Robert Aramayo), Erik Jan Hanussen (Daniel Brühl), Mata Hari (Valerie Pachner) und Vladimir Lenin (August Diehl) gehören. Aufgabe ist es, die drei verwandten Herrscher George V., Wilhelm II. und Nikolaus II. (alle Tom Holland) gegeneinander auszuspielen.
Während der ganzen Zeit hat der Duke heimlich die Entwicklung Europas zu Beginn des 20. Jahrhunderts beobachtet. Er versucht in einem geheimen Raum auf seinem Anwesen zusammen mit seinen Angestellten Poppy (Gemma Arterton) und Shola die Kriegssituationen in Europa sehr genau im Auge zu behalten. Vor allem Poppy unterhält ein sehr gut funktionierendes Netzwerk von Spionen unter den Hausangestellten der Mächtigen nicht nur in Europa.
Oxford setzt alles daran, die Pläne der Verschwörergruppe zu verhindern, doch werden ihm dabei mehr als nur ein paar Steine in den Weg gelegt. Als die Gruppe in dem russischen Geisterheiler Rasputin einen der Verschwörer ausgemacht hat, fahren sie erst einmal nach Russland, um ihn unschädlich zu machen. Conrad wird jetzt von seinem Vater in die Aktionen eingeweiht und beteiligt.
Doch nachdem der Duke ein Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajewo nicht verhindern konnte (der Angriff galt eigentlich dem Herzog), kann auch Orlando Oxford den 1. Weltkrieg nicht mehr verhindern. Er setzt allerdings alles daran, dass der noch minderjährige Conrad sich nicht freiwillig zur Armee meldet.
Doch dann wird Conrad volljährig und meldet sich zum Militär, während Oxford versucht, den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson (Ian Kelly) - auch mit nicht ganz legalen Mitteln - zu einem Kriegseintritt zu bewegen. Nach einem Schicksalsschlag wird Orlando Oxford nach Kriegsende die britische Geheimorganisation "Kingsman" - im Hinterzimmer eines Herren-Ausstatters - gründen und sich selbst den Geheimnamen "Artus" geben...
"The King's Man - The Beginning" ist das Prequel zu "Kingsman: The Secret Service" (2014) und "Kingsman: The Golden Circle" (2017). In dem hier besprochenen Film geht es um die Gründung der fiktiven, geheimen Kingsman-Organisation zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Kingsman-Filmreihe basiert lose auf der von Dave Gibbons und Mark Millar gezeichneten gleichnamigen Comicreihe, die zuerst 2012 veröffentlicht wurde.
Wie in den beiden Vorgängerfilmen hat auch dieses Mal wieder Matthew Vaughn Regie geführt, der auch zusammen mit Karl Gajdusek das Drehbuch für "The King's Man" geschrieben hat und nicht zusammen mit seiner üblichen Drehbuchpartnerin Jane Goldman.
Alle Filme handeln von englischen Gentlemen, die einem streng geheimen Spionage-Geheimbund angehören. Die schwarzhumorigen Filme leben dabei von dem Widerspruch zwischen Oberschicht-Benehmen ihrer Mitglieder und den blutigsten Massakern der Filmgeschichte. Dabei hat genau dieser Mix aus hervorragenden Actionszenen und absurden Einfällen der Handelnden die Reihe bisher zu etwas Besonderem gemacht.
Es gibt allerdings einen großen Unterschied zu den beiden ersten Filmen, denn "The King's Man - The Beginning" ist in vielen Szenen deutlich ernsthafter als seine beiden Vorgänger. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass Matthew Vaughn nicht nur historische Personen, sondern auch einen historischen Hintergrund und historische Ereignisse in die Story eingebaut hat.
Reale Personen sind z.B. der Mönch am russischen Zarenhof Rasputin, der österreichisch-deutsche Hochstapler und Magier Erik Jan Hanussen, die legendäre Tänzerin und Spionin Mata Hari, der serbische Attentäter Gavrilo Princip, Lenin, die drei regierenden Herrscher Kaiser Wilhelm II., König George V. und Zar Nikolaus II., die ja wirklich miteinander verwandt waren, sowie Herbert Kitchener, 1. Earl Kitchener (Charles Dance), dessen Schiff 1916 von einem Torpedo getroffen worden ist und danach gesunken ist.
Doch neben den sehr ernsthaften Passagen gibt es auch wieder absurde Einfälle. Dies gilt vor allem bei Rhys Ifans Darstellung von Rasputin. Da gibt es zwar ein paar hervorragende Action-Szenen bei seinem Kampf mit Oxford und dessen Mitarbeitern, aber neben den fantastischen Kampfszenen wirkt der gezeigte Klamauk dann doch etwas übertrieben. Auch die Enthüllung, wer eigentlich der Strippenzieher "Shepherd" und damit der Verantwortliche für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges ist, war zwar schon recht bald klar, war dann aber doch Over the Top. Zugegeben die Kampfszenen am Ende des Film auf einem Felsen im Nirgendwo sind dagegen wirklich gelungen.
Der Regisseur kann sich dabei auf seinen beeindruckenden Cast verlassen, denn Ralph Fiennes als Duke of Oxford (einen Titel, den es in England bisher nicht gegeben hat), Gemma Arterton als Polly und Djimon Hounsou als Shola als kampferprobte Mitarbeiter und Vertraute des Dukes sowie Harris Dickinson als Conrad merkt man die Spielfreude an. In kleineren Rollen sind Rhys Ifans als Rasputin, Tom Hollander gleich als drei gekrönte Häupter, Charles Dance als Kitchener und die deutschen Schauspieler Daniel Brühl, Alexandra Maria Lara, August Diehl zu sehen, sowie David Kross in einem Cameo, dessen Charakter allerdings erst während des Abspanns enthüllt wird.
"The King's Man - The Beginning" ist immer dann am Gelungensten, wenn der Regisseur die realen Hintergründe und Personen außen vor lässt. Hervorzuheben sind dabei zwei Sequenzen, zum Einen längere Szenen, die in einem Schützengraben während des Krieges rund um Conrad spielen und vor allen die oben schon genannte längere Sequenz während des Kampfes von Oxford und seiner Crew und dem "Shepherd" und seinen Leuten, dessen Höhepunkt ein toll gefilmtes Duell mit Schwertern auf einem einsamen Felsen darstellt.
Insgesamt reicht das Prequel trotz vieler absurder Einfälle, sehr guter schauspielerischen Leistungen und hervorragend inszenierter Actionszenen nicht an seine beiden Vorgänger heran. Dies mag mit dem geschichtlichen Hintergrund und den dadurch zu ernsthaften Szenen zusammen hängen. Leider kann auch der insgesamt blasse Bösewicht nicht wie Samuel L. Jackson als Richmond Valentine in "Kingsman: The Secret Service" oder wie Julianne Moore als Poppy Adams in "Kingsman: The Golden Circle" überzeugen. Falls es noch einen weiteres Prequel geben sollte, das im Film und im Abspann angedacht wurde und das dann wohl während des 2. Weltkrieges spielen wird, dann sollte Regisseur und Drehbuchautor Matthew Vaughn sich auf die Alleinstellungsmerkmale der ersten beiden Filme besinnen: die Respektlosigkeit und das Absurde, die die Filme zu etwas Besonderen gemacht haben.
Foto 1: Ralph Fiennes als Oxford, Djimon Hounsou als Shola, Harris Dickinson als Conrad und Gemma Arterton als Polly © Twentieth Century Fox Film Corporation
Foto 2: Charles Dance als Kitchener und Matthew Goode als Morton © Twentieth Century Fox Film Corporation
Foto 3: Harris Dickinson als Conrad und Ralph Fiennes als Oxford © Twentieth Century Fox Film Corporation
Info
The King's Man - The Beginning (Großbritannien, USA 2021)
Originaltitel: The King's Man
Genre: Action, Spionage, 1. Weltkrieg, Prequel
Filmlänge: ca. 131 Min.
Regie: Matthew Vaughn
Drehbuch: Matthew Vaughn, Karl Gajdusek, basierend auf dem Comic Buch The Secret Service von Mark Millar und Dave Gibbons
Darsteller: Ralph Fiennes, Gemma Arterton, Harris Dickinson, Djimon Hounsou, Tom Hollander, Rhys Ifans, Matthew Goode, Daniel Brühl, Charles Dance, Aaron Taylor-Johnson, Stanley Tucci u.a.
Verleih: 20th Century Studios
Vertrieb Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 06.01.2022