kingsman2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 6. Januar 2022, Teil 8

Redaktion

London (Weltexpresso) - Produktionsdesigner Darren Gilford, der auch schon an KINGSMAN: THE GOLDEN CIRCLE beteiligt war, stand vor der Aufgabe, nun für THE KING’S MAN – THE BEGINNING die Welt des Ersten Weltkriegs wiederauferstehen zu lassen. „Sobald Matthew sagte, dass der Film eine Art Historienfilm wird und 100 Jahre in der Vergangenheit spielt, war mir klar, dass dies etwas ganz anderes wird als die ersten beiden Filme“, meint Gilford. „Für mich war das ein großer Spaß und eine tolle Herausforderung. Die Aufgabe, einen Film über den Ersten Weltkrieg zu entwerfen, war eine fantastische Gelegenheit, aber natürlich wusste ich, dass ich meine Hausaufgaben machen musste.

An oberster Stelle stand dabei die Recherche, für die mir ein tolles Team zur Seite stand, um von der Architektur bis hin zu einzelnen Zeichnungen alles unter die Lupe zu nehmen.“

Die Filmemacher mussten Drehorte finden, die als Ersatz für Städte in ganz Europa dienen konnten, und Kulissen entwerfen, die das frühe 20. Jahrhundert zum Leben erwecken würden. Nach Analyse des gesamten Drehbuchs wurde den Filmemachern klar, dass der Drehort, der die größte Herausforderung darstellen würde, die Schützengräben waren.

Bevor jedoch mit den Arbeiten an den Schützengräben begonnen werden konnte, musste die Produktion ein Modell bauen, um alle Komponenten zu verstehen, die für die verschiedenen Grabenszenen benötigt wurden. Das eigentliche Set war etwa 1.000 Fuß lang. Das Konstruktionsteam entwarf einen deutschen Graben, der auf ein Eisenbahngleis gelegt wurde, so dass er beweglich war und so ausgerichtet werden konnte, dass großartige Kameraperspektiven möglich waren.

Für Matthew Vaughn waren die Dreharbeiten in den Schützengräben ein einschneidender Moment. „Ich erinnere mich an einen Tag, an dem wir die Schützengräben filmten und uns mitten im Niemandsland befanden, in das wir das ganze Ding gebaut hatten, dieses riesige Set", erinnert sich Vaughn. „Ich hatte meine schöne, dicke, warme Jacke und meine Stiefel an und ging mitten hinein und blieb im Schlamm stecken, und ich weiß noch, wie ich sagte: ‚Das ist ein verdammter Albtraum, das ist schrecklich, ich friere, und ...‘. Und dann blieb ich einfach stehen und sah mich um, damit ich das Niemandsland genau sehen konnte, denn ich stand ja wirklich darin. Da war ich also und beschwerte mich wie der kleine Lord Fauntleroy. In diesem Moment taten mir all diese Männer und das, was sie durchgemacht hatten, so leid, weil ich weniger als 1% von dem erlebte, was ihnen widerfahren war.“

Vaughn fährt fort: „Es ist sehr schwer, das Grauen des Ersten Weltkriegs und seine Sinnlosigkeit auch nur annähernd darzustellen. Ich habe einfach mein Bestes gegeben, damit es sich real anfühlt, aber auch nicht wie eine Dokumentation, sondern mit dem Respekt, den die Soldaten auf allen Seiten verdienen, denn dieser Krieg war der absolute Wahnsinn. Ich wollte versuchen, den Wahnsinn einzufangen, aber ich wollte es durch eine Figur tun, und das war Conrad.

Die Ermordung von Erzherzog Ferdinand, die den Ersten Weltkrieg auslöste, ist eine Schlüsselszene in THE KING’S MAN – THE BEGINNING, wobei Turin die Rolle von Sarajevo übernimmt. Darren Gilford erklärt: „Wir haben versucht, so genau wie möglich zu sein. Wir sind sogar so weit gegangen, dass wir einen Ort in der Nähe des Flussufers gefunden haben, an dem das Attentat tatsächlich stattgefunden hat. Wir hatten Glück, das in Turin zu finden. Wir haben eine wirklich schöne Flusspromenade und eine Straßenfront gefunden, die in Bezug auf die Geografie der Szene fast identisch ist.“

Diese Liebe zum Detail gilt auch den Uniformen und der Kleidung, wie Alex Fordham, der Berater und Designer für die Militärkostüme des Films, erklärt. „Die Anforderungen des Films bestehen darin, dass die Straßen von Menschen gesäumt sind, die die außergewöhnliche kosmopolitische Natur der österreichisch- ungarischen Monarchie widerspiegeln. Bosnien und Herzegowina, wo Sarajevo liegt, ist ein extrem polyglottes Gebiet und war zu dieser Zeit gerade erst Teil des österreichischen Kaiserreichs geworden. Der Erzherzog war dort, um als eine Art Machtdemonstration Manöver auf der Straße durchzuführen. Wir haben also Straßen, die von österreichischen Truppen gesäumt sind, und wir haben eine außergewöhnliche Ansammlung von Zivilisten – sowohl westeuropäische als auch muslimische Einwohner der Stadt –, die das Multikulturelle veranschaulichen. Und all das zusammenzubringen, war ein ordentliches Unterfangen.“

Gilford zufolge warf Turin einen langen, aber schönen Schatten auf die Produktion, vor allem als es um den Bau des Sommerpalastes ging. „Es war von Anfang an eine Herausforderung. Aber für mich war es auch ein großer Spaß. Ich hatte noch nie ein so großes, herrschaftliches Interieur gebaut. Sehr vergoldet. Sehr prunkvoll. Es hat wirklich Spaß gemacht, zu recherchieren. Das Set selbst zu bauen war ein absolutes Vergnügen. Wir haben wahrscheinlich mehr Kommentare und Komplimente zu diesem Set bekommen als zu jedem anderen in unserer Abteilung, deshalb sind wir sehr stolz darauf“, bemerkt Gilford.

Doch natürlich gibt es auch eine Location, die alle Kingsman-Filme miteinander verbindet, nämlich die ikonische Schneiderei. „Das Kingsman-Geschäft ist der Anker dieser Geschichte und das Bindeglied zwischen den Filmen“, meint Gilford. „Daran wollte Matthew nichts ändern. Der Laden sollte im Gegenteil eigentlich immer mehr oder weniger der gleiche sein. Eben weil er das verbindende Element zwischen den Filmen ist, das den Kingsman-Geheimdienst repräsentiert. Inzwischen haben wir das Geschäft schon ein paar Mal errichtet, und es wird jedes Mal ein wenig einfacher. Aber es macht immer wieder aufs Neue Spaß.“

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Info:
The King's Man - The Beginning (Großbritannien, USA 2021)
Genre: Action, Spionage, 1. Weltkrieg, Prequel
Filmlänge: ca. 131 Min.
Regie: Matthew Vaughn
Drehbuch: Matthew Vaughn, Karl Gajdusek, basierend auf dem Comic Buch The Secret Service von Mark Millar und Dave Gibbons
Darsteller: Ralph Fiennes, Gemma Arterton, Harris Dickinson, Djimon Hounsou, Tom Hollander, Rhys Ifans, Matthew Goode, Daniel Brühl, Charles Dance, Aaron Taylor-Johnson, Stanley Tucci u.a.
Verleih: 20th Century Studios
FSK: ab 16 Jahren

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