just one look dvd cover e1549458418162Französische Verfilmungen des US-Bestsellerautors HARLAN COBEN als Miniserien mit 6 Episoden zu je zwei DVDs bei Polyband, Teil 2/2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eigentlich schon komisch, daß die amerikanischen Thriller, die ein amerikanischer Autor als Weltbestseller seit Jahrzehnten erfolgreich schreibt, von Franzosen auf Frankreich umgeschrieben, was absolut gut, ja besser geht!, dann bei ihren Verfilmungen als sechsteilige Miniserie dennoch einen amerikanischen Titel erhalten, ja, den Originaltitel, während die deutschen Bücher deutsche Titel tragen, die, analysiert man das ein wenig, für diese Reihe immer ein ‚K' im Titel trägt: hier KEIN BÖSER TRAUM.

Ich fing nach dem Auffinden der beiden Miniserien in Form von DVDs mit diesem Titel an und fand das irre spannend. Ich hatte gar nicht vor, alles sechs Episoden hintereinander zu schauen, zumal ich erst spät am Abend damit angefangen hatte. Aber ich konnte nicht anders, ich mußte weiterschauen. An den Roman, so viele Jahre zuvor, konnte ich mich nicht mehr richtig erinnern, das aber auch deshalb, weil alles so französisch wirkte, daß man gar nicht an amerikanische Umstände dachte. Irgendwo hatte ich allerdings gelesen, daß diese Verfilmung sich völlig in Handlung und Personen an das Original halte, also anders als bei NO SECOND CHANCE.

Die attraktive und sehr französische Eva Beaufils (Virginie Ledoyen), die aussieht wie eine Filmschauspielerin, eine Galeristin oder die Besitzerin eines Schönheitssalons hat einen so bodenständigen Beruf, der mich gleich für sie einnahm: Sie ist Forstarbeiterin, vielleicht Forstwissenschafterin, aber auch handfest mit dem Entfernen von Fallen und verletzten Tieren dabei. Das ist im Film natürlich nur Nebenwerk, gibt aber ihrem umsichtigen Wirken in der häuslichen Küche einen soliden Hintergrund. Sie sorgt für Mann Bastien (THIERRY NEUVIC) und die Kinder, das familiäre Leben scheint warm und das eheliche ist eine Liebesbeziehung geblieben. Sie haben sich schnell nach dem Kennenlernen zur Heirat entschlossen und sie wundert sich immer noch, daß er so wenig Kontakte von früher pflegt. Die Freunde kommen alle aus ihrer Ecke, wo sie gerne gesehene Gäste sind.

Eines Tages und mit diesem Tag beginnt das Ganze,schaut sie einen Stapel Fotos ihrer kleinen, glücklichen Familie durch und findet eins, das sie noch nie gesehen hat, wo sie mehr als halb verdeckt ihren Mann Bastien (THIERRY NEUVIC) inmitten von unbekannten jungen Frauen und Männern entdeckt. Das Gesicht einer Frau auf der linken Seite ist durchgestrichen und das Foto wirkt, als ob es zwei Jahrzehnte zurückläge. Etwas auffällig unwirsch verneint Bastien, daß dies Foto mit ihm zu tun habe. Er kenne es nicht und sei auch nicht die verdeckte Person.

Der Familie tut es gut, daß er mit Frau und Kinder als Ferien auf einem freien Gelände kampieren will, doch plötzlich erklärt er, es sei nicht frei gewesen und  fährt mit den Kindern in eine Hotel, wohin die Frau nachkommen soll. Doch ruft er sie nicht an, um Name und Adresse der Unterkunft mitzuteilen, stattdessen ruft nach einer unruhigen Nacht für sie die Polizei an und informiert sie, daß beider Kinder ohne Vater in der Unterkunft aufgefunden worden seien. Sie fährt los, holt sie ab und ab jetzt ist nichts mehr wie es war. Der Mann ist verschwunden und sie ist sich völlig sicher, daß er entführt wurde, festgehalten wird, während die Polizei daran glaubt, daß er sich aus dem Staub gemacht hat. Jetzt fällt ihr noch einmal überdeutlich auf, daß sie nichts über seine Vergangenheit weiß. Es ist die klassische Situation einer, die sich im sicheren Ehe- und Familienhafen wähnte und nun feststellt, daß sie keinen Boden mehr unter den Füßen hat.

Deshalb nimmt sie das Foto, von dem er behauptete, daß es nichts mit ihm zu tun habe und beginnt systematisch die Personen zu identifizieren. Welche Möglichkeiten der Gesichtserkennung es heute längst gibt, wird eindrucksvoll vorgezeigt. Schnell wird der Hintergrund der Gruppe klar, wobei in ihrem Gedächtnis immer Splitter auftauchen, die auf eine Panik und Feuersbrunst bei einem Popkonzert verweisen, bei dem sie selber anwesend war und Menschen retten konnte. Natürlich muß man von heute her sofort an den Terrorakt während der Musikdarbietung im Pariser Bataclan denken, nur war das zeitlich viel später, der Roman stammt ja schon aus dem Jahr Außerdem zeigen die Erinnerungen von Eva immer wieder eine jugendliche Band, den Sänger und zeigt das Feuer, das ausbrach und das auf ein Unglück, nicht auf Vorsatz hindeutete, was nicht ganz stimmen wird.

Was nun folgt, ist der Auftritt weiterer Personen, die alle eine Funktion haben, die mit dem Feuerereignis zu tun haben. Wir reden nicht drumherum, aber dieser Abend ist das Zentrum des Sturms, in dem sich Eva befindet und immer wieder Mitstreiter findet, die ihr helfen. Dabei werden aber auch welche aus eigensüchtigen Motiven tätig und Eva kann letzten Endes niemandem mehr trauen und schon gar nicht vertrauen. Aber ihrem Mann. Sie ist sicher, daß er sich in Gefahr befindet und nicht freiwillig verschwunden ist. Die Serie ist so geschnitten, wohl wie der Roman unterteilt ist, daß wir einerseits die Suche von Eva, andererseits die Folgen der Entführung von Bastien mitverfolgen. Da passiert in einer der späteren Folgen dann doch, daß wir das Hin und Her als anstrengend empfinden, den Faden nicht zu verlieren auch, denn – natürlich wie in einem richtigen Thriller – wird hier nach und nach jeder verdächtig, man dreht sich im Kreis, bekommt aber Hinweise und baut auf Eva, die einen klugen und nachhaltigen Eindruck macht, worin wir uns auch nicht täuschen und die nach unglaublichen Vorgängen froh in die Zukunft blickt.

Es gibt noch weitere Cobenverfilmungen durch die Franzosen. Nach diesen beiden werde ich nach weiteren suchen. Hat in seinem dezidiert Französischsein Spaß gemacht.

Foto:
Cover

Info:
Just one look (Juste un regard, Frankreich 2017)
Regie: Ludovic Colbeau-Justin
Drehbuch: Patrick Renault, Mehdi Ouahab, Sophie Hiet, Aude Marcle, Kristel Mudry, Sébastien Vitoux
LV: Harlan Coben: Just one look, 2004 (Kein böser Traum)

mit Virginie Ledoyen, Thierry Neuvic, Thierry Frémont, Jimmy Jean-Louis, Joseph Malerba, Stanislas Merhar, Anne Girouard, Mathilde Bisson, Michaël Abiteboul, Carole Richert, Sophie-Charlotte Husson, Arthur Jugnot, Julie Gayet, Joséphine Hélin, Jean-Baptiste Blanc, Harlan Coben (Cameo am Ende der Serie)

DVD
Polyband
Bild: 16:9 (2,00:1)
Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: –
Bonusmaterial: –
Länge: 319 Minuten (6 Folgen auf 2 DVDs)
FSK: ab 16 Jahre