filmkiollektiv frankfurt.deEine DVD mit historischen Filmdokumenten der Stadt Frankfurt am Main 

Claus Wecker

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es ist schon erstaunlich, wie sich Frankfurt entwickelt hat in den letzten hundert Jahren. Das Frankfurter Filmkollektiv sucht schon länger nach filmischen Dokumenten und hatte zur Einweihung der neu gebauten Altstadt eine Auswahl von Fundstücken in mehreren Programmen präsentiert. Die Vorstellungen stießen seinerzeit auf großes Publikumsinteresse.

Da lag es nahe, dass es damit nicht sein Bewenden haben sollte, und so hat das Filmkollektiv jetzt eine Auswahl von zehn Imagefilmen in einer DVD-Edition mit einem ausführlichen Booklet herausgebracht. Unter Imagefilmen versteht man Filme, die im direkten Auftrag der Stadtverwaltung oder mit deren Unterstützung entstanden sind.

Im Mittelpunkt steht das unterhaltsame Werk »Bauten, Bürger und Bembel. Frankfurt zwischen heute und morgen«, das der Edition auch den Titel gab. Es ist eine Sympathiewerbung des Büros für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Frankfurt aus dem Jahr 1960. Die lokalen Bekanntheiten Otto Höpfner als Optimist und Renauld Nonsense als nörgelnder Pessimist geben bei einem Schoppen Apfelwein und einer Portion Handkäs mit Musik im einheimischen Dialekt Themen vor, die sodann dokumentarisch bebildert werden. Dabei schneidet Frankfurt als eine zwar nicht perfekte, aber doch sehr liebenswerte Stadt ab, die sich auch um das Wohl ihrer Bewohner, ob jung oder alt, tatkräftig bemüht. Auf Initiative der SPD entstanden, sollte der Film für die Teilnahme an der anstehenden Wahl zum Stadtparlament werben – natürlich ohne eine Partei zu benennen. Die Musik dazu stammt übrigens von dem gerade verstorbenen Emil Mangelsdorff.

Die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg bildet eine große Zäsur im 20. Jahrhundert. Sie macht die Beiträge aus der Zeit davor zu wertvollen Zeitdokumenten, zumal bei den Bombenangriffen auch viele Filmaufnahmen der Altstadt verbrannt ist. Bereits die erhaltenen Stummfilme von 1909 (Unfall eines Motorballons auf der Internationalen Luftschifffahrt-Ausstellung sowie Rundgang durch diese Ausstellung) und 1923 (Frankfurter Internationale Messe) belegen die Bedeutung der Stadt als Luftfahrtzentrum und Messestadt. Uwe Obergs nervige musikalische Begleitung kann auch ausgeblendet werden.

Die Zerstörung der Bauten an Römerberg und Hauptwache zeigt das sechsminütige stumme Archivmaterial von 1945. Der Neuaufbau , der von der Frankfurter Aufbau-Aktiengesellschaft FAAG tatkräftig vorangetrieben wurde, ist in zwei Filmen zu sehen, die nicht mit stolzen Aussagen zu den entstandenen Gebäuden geizen. Etwas vollmundig titelt ein Film auch mit »Frankfurt am Main. Wiedergeburt einer Weltstadt«. Der Pathos der Nachkriegsjahre verführt heute zwar zum Schmunzeln, bildet aber einen  wohltuenden Kontrast zu der aktuellen Miesepeterstimmung. So deutlich kann sich die allgemeine Gefühlslage in fünfzig Jahren ändern!

Beinahe noch mehr Aufbruch ist bei dem letzten Themenkomplex zu spüren. »Eine Stadt fährt in die Zukunft. Grünes Licht für Frankfurts U-Bahn« heißt der 1968 im Auftrag der Stadtwerke gedrehte Dokumentarfilm.  Man sieht Baugruben rund um den Eschenheimer Turm sowie auf dem Platz der Hauptwache, die extra zerlegt worden war und danach wieder aufgebaut wurde. Neben dem Münchner Stachus die größte Baustelle Deutschlands, verkündet der Kommentator stolz. Dass die neue U-Bahn nicht ganz so problemlos fuhr, wie es der Film zeigt, sei hier nur am Rande erwähnt. Der vehemente Streit um die in zwei Hälften zerteilte Eschersheimer Landstraße wird nicht erwähnt, obwohl er der oppositionellen CDU sogar einen Bundestagswahlkreis einbrachte.

Charmante Beigaben sind zwei Fassungen eines kurzen Puppenfilms der Hamburger Boehner-Film KG, der den zunehmenden Autoverkehr und die Notwendigkeit einer U-Bahn humoristisch vor Augen führt. Sie runden diese liebevoll ausgestattete DVD-Edition ab. Und es ist auch sehr praktisch, dass man jeden Film an jeder beliebigen Stelle anhalten kann, um zu schauen, welche Ecke der Stadt da gerade im Bild gezeigt wird.

Foto:
Cover filmkollektiv-frankfurt.de

Info:
BAUTEN, BÜRGER UND EIN BEMBEL
Historische Frankfurter Imagefilme 1909–1968, Filmkollektiv-DVD Nr. 1, 152 Min.