Bildschirmfoto 2022 04 03 um 01.58.14Festival des mittel- und osteuropäischen Films vom 19. bis 25. April in Wiesbaden, hier die Frankfurter Vorstellungen im DFF 

Roswitha Cousin

Wiesbaden (Weltexpresso) - Zum 22. Mal bringt goEast mittel- und osteuropäisches Filmschaffen nach Wiesbaden, ins Kino des DFF und in weitere Städte der Rhein-Main-Region. Vom 19. bis 25. April 2022 präsentiert das vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstaltete Festival ein umfangreiches Programm aus Filmvorführungen, Workshops, Ausstellungen und Podiumsdiskussionen.

In den Spiel- und Dokumentarfilmen des Wettbewerbs ist der Krieg in der Ukraine allgegenwärtig. In dem Dokumentarfilm TERYKONY, der in der Caligari FilmBühne in Wiesbaden zu sehen ist, berichtet Taras Tomenko eindrücklich von den Schrecken an der russisch-ukrainischen Front. Inmitten von Schutthaufen, Ruinen und der blanken Verwüstung streift die 14-jährige Nastya mit ihren Freund:innen umher, nur ein kleiner Funken Kindheit ist ihnen noch geblieben. Das Kino des DFF zeigt das Familiendrama KLONDIKE: Im Spannungsfeld zwischen fast schon humoristisch entrückter Realität und der intensiven Dichte eines Anti-Kriegsfilms entwirft die ukrainische Filmregisseurin und Drehbuchautorin Maryna Er Gorbach eine sehr persönliche Perspektive auf den Krieg in der Ukraine.

Weitere Wettbewerbsbeiträge im Kino des DFF sind unter anderem Alexey German Jr.s neuer Film DELO über einen Universitätsprofessor, der einen Bürgermeister der Korruption bezichtigt und 6 daraufhin verurteilt und unter Hausarrest gestellt wird, STRAHINJA BANOVIĆ, in dem Stefan Arsenijević von einem Ehepaar aus Ghana erzählt, das in Serbien um ihr Recht auf Asyl kämpft, und YANUARI, ein Genre-Mix aus Mysterydrama, Horrorfilm und absurder Komödie.

Das diesjährige Symposium Wo geht’s hier nach Osten? Godard, Kino und Ideologie in Mittel- und Osteuropa ist einem Filmemacher gewidmet, der sich wie kaum ein anderer westlicher Regisseur mit Osteuropa beschäftigt hat, sowohl inhaltlich und formal als auch ideologisch und politisch. Jean-Luc Godards Schaffen ist nicht weniger als ein Vorbild für revolutionäre künstlerische Bewegungen an anderen Orten der Welt. Der Widerstand gegen den Stalinismus, die Verfallsformen des Sozialismus und die Balkankriege der 1990er Jahre wurden für ihn zum Ausgangspunkt seiner Arbeiten. Klassiker wie LA CHINOISE, LE VENT D‘EST oder FILM SOCIALISME laufen neben wenig gezeigten Werken wie JE VOUS SALUE, SARAJEVO in der Caligari FilmBühne in Wiesbaden.

Die Filmgäste des Festivals, die im Kino des DFF erwartet werden, standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Das komplette Programm ist von Anfang April an unter www.filmfestival-goEast.de oder im goEast-Programmheft zu finden.


Hommage Lana Gogoberidze

Die diesjährige Hommage des goEast-Festivals ist der georgischen Filmemacherin Lana Gogoberidze gewidmet. Die 93-Jährige ist die bedeutendste georgische Filmemacherin und in ihrer Generation eine der wichtigsten Regisseur:innen weltweit. Von der stalinistischen Zensur unterdrückt, musste sie sich den Weg durch die georgische Filmdynastie erkämpfen. Ihre Filme stehen für die Rechte der Frauen ein. Sie drehte seit den 1960er Jahren dreizehn Filme, darunter ihr erster Spielfilm ERTI TSIS QVESH, der eindrücklich und kritisch über Erfahrungen von Frauen in der sowjetischen Gesellschaft erzählt, sowie das für die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes nominierte Werk DGES GAME UTENEBIA.

goEast, das DFF und die Kinothek Asta Nielsen präsentieren die weltweit erste Retrospektive ihres Schaffens. Diese umfasst Gogoberidzes politische, feministische und autobiografische Filme, in denen sie auch ihre eigene, vom stalinistischen Terror gezeichnete Familiengeschichte verarbeitet. Im Kino des DFF sind ausgewählte Filme ihres OEuvres vom 26. bis 30. April zu sehen.

Gogoberidze wird für ein Werkstattgespräch gemeinsam mit ihrer Tochter, der Filmschaffenden Salomé Alexi, nach Wiesbaden kommen. Auch im Kino des DFF wird die Regisseurin als Filmgast erwartet.

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