die olympiadesSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7. April 2022, Teil 5

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Stellen wir doch erst einmal diejenigen vor, die dort wohnen, wo in Paris die Sonne aufgeht, also im Osten der Stadt, hier im Südosten im 13. Arrondissement in dem schicken Neubauviertel Les Olympiades. Die folgende Einzelvorstellung der Figuren paßt gut zum Film, der ein Episodenfilm ist und auf der Kurzgeschichtensammlung und Graphic Novels des New Yorker Cartoonisten Adrian Tomine. beruht.

Es sind drei Frauen und ein Mann, mit denen wir die nächsten 100 Minuten in Paris verbringen, in einem Paris, das uns Schwarz-Weiß daherkommt , ganz ungewohnt für die Stadt der Liebe, aber gewohnt für alle ephemeren Gebilde. Da ist Èmilie (Lucie Zhang), die ursprünglich aus Taiwan stammt, und von daher eine andere Lebenshaltung mitbringt, nämlich eine Zurückhaltung vor der Zurschaustellung von überbordenden Gefühlen, was wiederum Europäer leicht kühl finden. Auf jeden Fall ist sie einsam und im gewissen Sinn noch nicht richtig angekommen. Dabei hat sie alle Vorteile auf ihrer Seite, denn sie kann in dieser angesagten Wohngegend wohnen, weil es die Wohnung ihrer an Demenz erkrankten Großmutter ist. Sie schlägt sich mit Nebenjobs durch, obwohl sie doch studieren will. Doch dann ändert sich alles. Sie braucht einen Mieter und lernt so den schwarzen Camille (Makita Samba) kennen, mit dem sie gleichzeitig mit der Zusage, bei ihr wohnen zu können, sofort schläft..

Camille dagegen ist sehr verwurzelt in der Stadt, ein Mittdreißiger und attraktiv, sowohl als Person als auch in seinem Beruf als Lehrer. Er ist sogar etwas zu sehr von sich überzeugt, woran auch die kleine Schwester leidet, die er eklig bevormundet. Doch gegenüber Emilie zeigt er sich anders, obwohl er mit keiner Frau so richtig ernst macht. Er zieht bei ihr ein und staunt über ihre Selbständigkeit. Aber da gibt es auch noch Nora (Noémi Merlant).

Nora ist nun nicht die unschuldige junge Studentin, aber doch die recht naive Dreißigerin, die noch einmal von vorne anfangen will, bzw. ihr Studium der Jurisprudenz in Paris wieder aufnehmen will, obwohl sie in der Provinz als Immobilienmaklerin einen guten Stand hatte. Aber sie möchte weniger bieder sein, einfach eine aufregende Frau darstellen. Dazu soll ihr als erstes eine Perücke verhelfen, mit der sie eine Disco besuchen will – und dort ihr blaues Wunder erlebt. Denn sie wird verwechselt mit der Porno-Queen Amber Sweet (Jehnnyy Beth), das Internet tobt und alles läuft aus dem Ruder.

Doch Amber Sweet ist gar keine richtige Person, sondern erst einmal nur eine Folie für die Sehnsüchte von Männern, die ihren Körper für ihre sexuellen Vorstellungen nutzen, wie auch der Name reine Phantasie ist. Sie selbst aber ist vom Geschäft, war Pornodarstellerin und ist clever im Internet unterwegs und unter allen Figuren die einzige, die alles unter Kontrolle hat.

Die echte und die verwechselte Amber Sweet treffen schon deshalb aufeinander, weil sich Nora ja dem Chatroom der Sexarbeiterinnen angeschlossen hatte. Und dann passiert es, daß diese beiden Frauen den ganzen digitalen Mist beiseite lassen und sich prächtig miteinander verstehen. Analog.

Foto:
© Verleih

Info: 
Regie Jacques Audiard
Drehbuch Jacques Audiard, Léa Mysius, Céline Sciamma

Darsteller:

Noémie Merlant: Nora
Lucie Zhang: ÉmilieJ
ehnny Beth: Amber
Makita Samba: Camille