wainkatzeSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. April 2022, Teil 3

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Benedict Cumberbatch ging es nicht anders als Will Sharpe: Er war elektrisiert von der Größe von Louis Wains Leben. „Er war so beliebt und wurde von vielen Generationen geschätzt“, erklärt der Schauspieler. „Aber dann wurde er mehr oder weniger komplett vergessen und dann wiederum aufs Neue belebt, als er in der Irrenanstalt von seinen Fans wiederentdeckt wurde. Das ist ein gewaltig großes Spektrum. Jemanden von seinen jungen Jahren bis zu den letzten Momenten seines Lebens spielen zu können, war ein großer
Anreiz.“

Ein weiterer Anreiz war die Malerei selbst. Cumberbatch ist ein talentierter Künstler und arbeitete mit einem Tutor, damit er mit dem Bleistift ebenso gut umgehen konnte, wie Louis Wain – er meisterte es sogar, mit beiden Händen gleichzeitig zu zeichnen. „Ich hatte eine riesige Verbindung zu dem Künstler Louis Wain“, findet er. „Ich liebe es zu zeichnen, ich mache es allerdings nicht oft genug. Die Gelegenheit, sich endlich einmal wirklich darauf konzentrieren zu können, war ein echtes Geschenk.“

Um die Rolle so gut wie möglich zu spielen, machte sich Cumberbatch daran, die Arbeit von Wain zu imitieren, indem er dessen Pinselstriche kopierte und versuchte, eine Methodik zu erarbeiten, die auf Reproduktionen von Wains zahlreichen Kunstwerken beruhte. „Jemandes Stil zu kopieren, ist zugegebener
Weise etwas gespenstisch“, gesteht er. „Man macht gewisse Kleinigkeiten, die einen näher an den Menschen führen sollen, und fängt an, sich in den Lebenserfahrungen dieses Menschen einzurichten.“

Wains Arbeit war im Verlauf seines Lebens massiven Schwankungen ausgesetzt. Während der Proben arbeitete Cumberbatch täglich bis zu zwei Stunden mit seinem Tutor an seinen technischen Fertigkeiten. Dazu gehörte das Malen mit der linken Hand, Ölmalerei, Wasserfarben und das Üben des rasend schnellen Skizzierens, wie man es später auf der Leinwand sehen kann. „Wir haben viele sehr detaillierte Dinge gemacht – und das Zeichnen mit beiden Händen, was sehr, sehr schwierig ist“, erzählt er. Weil Kunst eine so vorherrschende Rolle spielte, wussten die Filmemacher, dass das farbenfrohe Wesen seiner inneren und äußeren Welten das Leben von Louis Wain wie geschaffen sein ließ für die Nacherzählung im Kino. „Ich finde, das ist eine weitere Attraktion von DIE WUNDERSAME WELT DES LOUIS WAIN“, bestätigt Benedict Cumberbatch. „Die Erzählung ist sehr visuell, nicht zuletzt, weil er ein Künstler ist – und man sofort wie elektrisiert ist von den Möglichkeiten, wie man dieses Leben mit Farben in Form bringen kann -, aber auch, wie man ihn als Mensch auf die Leinwand bannt.“

Regisseur Will Sharpe sagt, dass Cumberbatch unermüdlich gefeilt habe und erwähnt dabei sein Bestreben, mit beiden Händen zeichnen zu können. Er betont, wie beeindruckt er von der Ausdauer des Schauspielers gewesen sei, eine Eigenschaft, die er mit der Figur, die er vor der Kamera spielte, gemein hat. „Es gibt so viel an Benedict, dass wirklich beeindruckend ist. Zunächst einmal seine Schauspielkunst natürlich – besonders wenn man in Betracht zieht, wie groß die Zeitspanne ist, die wir in unserem Film abdecken und wir oftmals gezwungen waren, nicht in chronologischer Reihenfolge zu drehen. Ich fand, dass er immer absolut perfekt war. Und dass ihm die Figur und der Film sehr am Herzen lagen. Mich beeindruckten seine Energie und Ausdauer bei einem harten Dreh. Seine Mitwirkung war im Grunde an jedem Tag gefragt, und er gab sich keine Blöße.“

Zudem meint Sharpe: „Diese Ausdauer ist eine Qualität, die sich auch bei Louis Wain selbst finden lässt. Wenn er am Boden war, stand er wieder auf. In Benedicts Darstellung kommt das ausgezeichnet rüber.“


EMILY RICHARDSON-WAIN

Nachdem Benedict Cumberbatch als Hauptdarsteller feststand, galt es, im Hinblick auf die Rolle der Emily den wichtigsten Part des Castings anzupacken. Hierfür gingen die Filmemacher auf die Emmy- und Golden-Globe-gekrönte „The Crown“-Schauspielerin Claire Foy zu. Foy und Cumberbatch waren bereits 2011 für Wreckers – Wie viele Geheimnisse kann die Liebe ertragen? (Wreckers) vor der Kamera gestanden und sind privat befreundet. „Wir benötigten eine Schauspielerin von großem Talent, damit wir uns, wie auch Louis, in sie verlieben können“, sagt Cumberbatch. „Claire war die naheliegendste Wahl.“ „Ich liebe ihre Arbeit. Dank ‚The Crown‘ spielt sie weltweit in der ersten Liga mit, wobei gesagt werden muss, dass sie nicht erst in ‚The Crown‘, sondern von Beginn ihrer Karriere an stets höchstes Können liefert.

Claire zu fragen, war also ein Kinderspiel. Sie ist der ungezwungene Charme in Person.“ Zu Emilys zahlreichen reizvollen Charaktereigenschaften zählen ihr Sinn für Humor und ihre unnachahmlichen Ticks und Verschrobenheit, die wunderbar zu Wains eigenen Eigentümlichkeiten passen. Die humorvollen Momente sind wichtiger Bestandteil der Geschichte. Deshalb brauchten die Filmemacher eine Schauspielerin, die diese komödiantischen Elemente sicher und geschickt rüberbringen konnte.

„Wir wussten, damit der Film funktionierte, musste Emily ein ganz realitätsnaher Charakter sein, mit Fehlern, Komplexität und Standpunkten, jemand, den man liebt und vermisst, so wie Louis es tut. Diese Elemente mussten bereits im Drehbuch angelegt sein, aber die Besetzung war extrem wichtig“, sagt Sharpe. „Es
musste eine Schauspielerin sein, die in einer relativ kurzen Zeitspanne einen starken Eindruck hinterlässt. Das gab die Struktur des Films vor.“ 

Für Sharpe war es auch wichtig, dass es jemand mit komödiantischem Talent war. „Ich benutze Comedy oft als Werkzeug im Schauspiel, und ich spürte, dass Claire es draufhatte“, erzählt der Regisseur. „Sie glitt natürlich in den Tonfall des Films hinein, war lustig und herzergreifend. Es sah alles so mühelos aus, ich hatte viel Freude, mit ihr zu arbeiten. Sollte der Film ein Erfolg werden, gebührt Claire ein großer Anteil – und der guten Chemie, die zwischen ihr und Benedict herrschte.“ 

Foy fand die Figur der Emily durch und durch fesselnd, vor allem ihr Zusammenspiel mit Louis, das abwechselnd ungeschickt, peinlich, urkomisch, liebenswert, natürlich und sehr rührend ist. „Emilys und Louis‘ Verbindung kommt Seelenverwandten gleich“, sagt Foy. „Beide lebten in ihren ganz eigenen Welten, auf ihre eigene Art und Weise, sehr für sich. Dann treffen sie plötzlich auf jemanden, der ähnliche Schwierigkeiten hat, die alltäglichen Dinge im Leben, die allen anderen leichtfallen, auf die Reihe zu kriegen.“

Claire Foy merkt an, dass sich beide nicht leicht tun mit menschlichen Begegnungen. „Beide sind ziemlich seltsam hinsichtlich ihres Geschmacks und Verhalten, und sie ziehen sich an wie zwei Magnete.“ Die Rolle von Emily, auch wenn sie in Wains Leben nur kurz vorkommt, muss über ihre körperliche Präsenz in seinem Leben hinaus betrachtet werden, weil ihr Einfluss auf die Zukunft ihres Mannes so groß war. Durch Foys Darstellung sieht das Publikum, wie Wain aus seinem schrecklichen Verlust ein neues Selbstvertrauen und einen verstärkten Wunsch, Katzen zu zeichnen, schöpft. „Emily gibt Louis viele Dinge mit auf den Weg“, sagt Foy. „Einschließlich des Glaubens, an seinen Zeichnungen festzuhalten und vor allem sich weiterhin auf das Malen der Katze Peter zu konzentrieren“, so Foy.


PETER, DER KATER

„Ich sehe Peter oft als Agenten von Louis‘ Schicksal“, sagt Will Sharpe, und fügt schmunzelnd hinzu: „Wenn das nicht zu hochtrabend klingt! Aber Peter spielt eine wichtige Rolle in unserer Geschichte.“ Dass Peter, wie Katzen im Allgemeinen, einen so bedeutenden Teil der Geschichte ausmacht bzw. ausmachen, stellte eine der Herausforderungen für die Produktion von DIE WUNDERSAME WELT DES LOUIS WAIN dar, nämlich mit Katzen zu drehen, von denen eine wiederum eine regelrecht tragende Rolle spielt. Um diese Herausforderung meistern zu können, arbeitete das Filmteam mit der renommierten Tiertrainerin Charlotte Wilde zusammen.

„Diese Arbeit war nicht ohne, allein aufgrund der Menge an Katzen, die wir benötigten“, so Wilde. „Katzen sind Fluchttiere. Wenn es irgendetwas gibt, was sie beunruhigt, hauen sie ab. Wir müssen sie von klein auf trainieren, und das Training nimmt extrem viel Zeit in Anspruch. Bei einem Projekt wie DIE WUNDERSAME WELT DES LOUIS WAIN war das Maximum an trainierten Katzen vonnöten. Das war nicht unproblematisch.“

Will Sharpe hatte sich vorgenommen, auf CGI möglichst zu verzichten, wenn Szenen mit Katzen zu drehen waren. „Der Film sollte sich echt anfühlen; ich wollte auch die Katzen so zeigen, wie sie wirklich sind. Ich wollte keine Fantasy- oder Kinderfilmversionen von Katzen haben. Auch wenn uns das vor neue
Herausforderungen in sowieso schon herausfordernden Zeiten stellte.“

Foto:
©Verleih

Info:
STAB
Regie WILL SHARPE
Drehbuch SIMON STEPHENSON UND WILL SHARPE
basierend auf der Geschichte von SIMON STEPHENSON

BESETZUNG
Louis Wain BENEDICT CUMBERBATCH
Emily Wain CLAIRE FOY
Caroline Wain ANDREA RISEBOROUGH
Sir William Ingram TOBY JONES
Josephine Wain SHARON ROONEY
Claire Wain AIMEE LOU WOOD
Marie Wain HAYLEY SQUIRES
Felicie Wain STACY MARTIN
Mrs Wain PHOEBE NICHOLLS
H.G. Wells NICK CAVE
Narrator OLIVIA COLMAN

Abdruck aus dem Presseheft