Image 1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. April 2022, Teil 3
 
Eva Mittmann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Viel Löbliches ist schon berichtet worden über diesen großartigen Film, der heute  in den deutschen Kinos anläuft. Heute soll es um die außergewöhnlich brilliante Filmmusik gehen, die imstande ist, den einzelnen Szenen des Films erst in bemerkenswerter Weise ihre geballte Wucht zu verleihen, indem sie das affektive Geschehen ankündigt, unterstreicht, bekräftigt und bisweilen sogar unausweichlich verstärkt präsent werden lässt. Das Ergebnis ist eine gelungene Übereinstimmung von Wort, Bild und Klang, die eine geballte Ladung an Gefühlszauber und Gänsehautfaktor bewirken lässt.


Für diese spezielle Form des Klangzaubers sind hier nun maßgeblich zwei Magier verantwortlich, nämlich Johannes Repka und Cenk Erdogan. Tatkräftig unterstützt werden die beiden zudem von der Ausnahmegeigerin Anna Lisa Mühlig, die eindrucksvoll auf ihrer Homepage verlauten lässt: „Jede Improvisation ist eine Reise ins Ungewisse. Jede Komposition ist wie das Bild einer solchen Reise. Jedes Konzert zeigt die Bilder einer Welt, die zugleich nicht und doch existiert.“ In dieser Weise ist offensichtlich die Musik in der Lage, uns in andere (Klang)welten zu entführen, Eindrücke zu verstärken, abzumildern oder zu konterkarieren. In jedem Fall aber lässt sie uns in Gefühlswelten eintauchen; diese können sowohl in Übereinstimmung oder aber auch im Kontrast zur jeweiligen Bildinformation stehen.

dsc 1226a 1400x940Es beginnt mit dem Titel „Bremen“, der vom Klangbild eher „Izmir“ heißen müsste. Gespielt nämlich von Cenk Erdogan auf einer außergewöhnlichen, weil bundlosen Gitarre. Dies schafft den fremdländisch orientalisch anmutenden Klang, der uns augenblicklich in ein fernes Land katapultiert. Und schon folgt der Titel „Istanbul“; Gitarre und Klarinette im Duett mit dem Ausdruck wehmütiger Sehnsucht nach Heimat. Wehmut und Sehnsucht sind generell die übergeordneten musikalischen Themen des gesamten Soundtracks, der eine tiefe, emotionale Verbindung zu den handelnden Personen erschafft: Mit-Gefühl in Reinform wie es ohne musikalische Untermalung niemals möglich wäre. Oftmals lässt uns die Musik aber auch Widersprüchliches erleben, z.B. wenn uns die Hauptprotagonistin Rabiye ihre unerschütterlich tragische Komik vor dem Hintergrund melancholischer Musik präsentiert.

Insgesamt lässt sich jedoch sagen, dass die musikalische Gestaltung der filmischen Szenen die zu transportierenden Empfindungen als auch die bildlichen Darstellungen vortrefflich unterstützt und zu einem intensivierten Gefühlerlebnis werden lässt. Hier ist den Musikern wahrhaft Meisterliches gelungen. So wurde der Komponist Johannes Repka im Zeitraum von 2014 bis 2019 wohlverdient mehrfach mit Filmpreisen, u.a. dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Auch Cenk Erdogan komponierte und arrangierte ebenfalls bereits vor längerer Zeit - nämlich vor dreizehn Jahren schon - den Soundtrack für den Film “Issız Adam” und gewann den Preis “Soundtrack of the Year 2009”.
 

Fotos:
© http://repkamusic.de/#news
https://cenkerdogan.net/


Info:
Stab
Drehbuch Laila Stieler
Regie Andreas Dresen

Besetzung
Rabiye Kurnaz     Meltem Kaptan
Bernhard Docke    Alexander Scheer
Marc Stocker      Charly Hübner
Mehmet     Nazmi Kirik
Nuriye     Sevda Polat
Cem (11).   Ali-Emre Sahin
Cem (13 – 15)    Mert Dincer
Attila (6)        Lemi Og˘ul Tan Ungan
Attila (8 – 10)       Devrim Deniz Aslan
Murat Abdullah      Emre Öztürk
Fadime.  Safak Sengül