TV-Premiere am Freitag, 29. April 2022 als Super Family Film bei Super RTL
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - die 18jährige Marla Brenner (Anya Taylor-Joy) will nach ihrem Schulabschluss noch eine Weltreise machen. Dafür hat sie nicht nur gespart, sondern sich auch schon einen Reisepass besorgt. Doch als ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen, muss sie sich um ihren kleinen Bruder Charlie (Ryan S. Hill) kümmern, mit dem sie bis jetzt regelmäßig Wikinger und Ritterin gespielt hat.
Vier Jahre später hat Marla die Rolle von Charlies (jetzt: Gabriel Bateman) Ersatzmutter übernommen. Dadurch bleibt wenig Zeit für den gemeinsamen Spaß, den die beiden früher zusammen hatten. Charlie ist deshalb frustriert und aufsässig.
Eines Abends haut Charlie einfach ab, um sich mit einem Freund zu treffen, dabei sieht er ein Haus, in dem eine Spielzeugmesse vorbereitet wird. Er schleicht sich ins Haus und betritt den Playmobil-Raum. Als Marla ihn dort findet, werden beide durch Charlies Wikinger-Schlüsselanhänger während eines Streites in das Playmobil-Universum hineingezogen. Charlie ist dort ein tapferer Wikinger, der aber kurz darauf von Marla getrennt und von Piraten gefangen genommen wird, und der, obwohl seine Schwester ihn verfolgt, plötzlich verschwindet.
Um Charlie zu finden, muss Marla zahlreiche Abenteuer in vielen verschiedenen Playmobil-Welten erleben. Sie erhält Hilfe vom durchgeknallten Foodtruck-Besitzer Del (deutsche Stimme: Christian Ulmen), der als gewiefter Geschäftsmann genau weiß, wie er seine Business-Kontakte richtig einsetzen kann. Durch Dels Kontakte trifft sie den charmanten und wortgewandten Geheim-Agenten Rex Dasher (Matthias Schweighöfer), und später noch einen hilfsbereiten Roboter namens Robititron und eine gute Fee (Beatrice Egli). Letztendlich muss sie sich mit dem gefährlichen Imperator Maximus (Ralf Schmitz) anlegen. Dabei wird Marla erkennen, dass es doch nicht vergeblich war, was sie mit Charlie in ihrer Kindheit gespielt hatte...
Mit "Playmobil: Der Film" setzt die bayerische Brandstätter Gruppe aus Zirndorf neben Figuren, Themenwelten und Merchandising-Artikel jetzt auch auf das Marketing-Instrument Kinofilm. Er ist zwar eine deutsch-französische Koproduktion, wurde aber im Original in Englisch gedreht. Vor diesem Film wurde von Playmobil bereits 2014 mit "Super 4" eine animierte französisch-deutsche Fernsehserie produziert, von der bisher in 2 Staffeln 52 Episoden erschienen sind. Die einzelnen Folgen waren jeweils 11 Minuten lang und richteten sich an Vor- und Grundschulkinder. Die Serie wurde in Deutschland 2015 im Disney-Channel ausgestrahlt.
Jetzt versucht die Gruppe mit einem Film an den Erfolg der dänischen Lego-Gruppe wie "The Lego Movie" (2014) anzuknüpfen, der weltweit über 469 Millionen US-Dollar (in Deutschland 13,1 Mill.) eingespielt hat. Weiterhin gab es noch zwei weitere Themen-Filme und zwar "The Lego Batman Movie" (2017), mit weltweit 311 Mill. Dollar (D. 7,4 Mill.) und "The Lego Ninjago Movie" (2017) mit weltweit 123 Mill. Dollar (D: 6,1 Mill.) Einspielergebnis. Der letzte Film "The Lego Movie 2" (2019) hat zwar weltweit noch 191 Millionen US-Dollar eingespielt, in Deutschland aber nur noch 4,4 Mill. Dollar.
Da es bei derartigen Filmen nicht nur um den Film selbst geht, sondern auch um den anschließenden Verkauf der Spielfiguren, wurde bei "Playmobil: Der Film" nicht gekleckert, sondern die Fertigstellung des Films hat etwa 40 Mill. Dollar gekostet.
Auch wenn der Film in der realen Welt beginnt und auch endet, sind die einzelnen animierten Themengebiete, in denen sich Marla und Charlie bewegen, der wichtigere Teil, denn dadurch wird die Playmobil-Welt den Zuschauern vorgestellt oder von diesen auch wiedererkannt. Da es Playmobil seit 1974 gibt, haben nicht nur die Kinder, sondern auch schon deren Eltern mit den Figuren und ihren Themenwelten gespielt.
Um Charlie zu finden, begibt sich Marla deshalb in viele verschiedene Spielwelten, z.B. in ein Westerndorf, eine Skull-Geheimwelt, die Stadt von morgen, eine Tankstelle, die Wüste, die Märchenwelt oder auch in Glinaras Nachtclub und zuletzt noch nach Konstantinopolis. An Figuren gibt es neben den Hauptcharakteren noch Piraten, Wikinger, Cowboys, Dinosaurier, geflügelte Pferde, Feen, einen Steinzeitmenschen, eine Amazone namens Valeria oder ein außerirdisches Wesen und natürlich die Römer unter ihrem Kaiser Maximus.
In der deutschen Fassung leihen bekannte Darsteller und Sänger den Figuren ihre Stimmen - denn in einigen Szenen wird nicht nur gesprochen, sondern auch gesungen - wie Matthias Schweighöfer als Rex Dasher, Christian Ulmen als Del, der Komiker Ralf Schmitz als machtbesessener Imperator Maximus, die beiden Sänger Beatrice Egli als gute Fee und Michael Patrick Kelly als Piratenkapitän Bloodbones. Kleinere Sprechrollen übernahmen Kabarettist Oliver Kalkofe als Schwarzer Ritter, die Boxerin Regina Halmich als Valera oder der ehemalige Skirennläufer Felix Neureuther als russischer Wissenschaftler und als Eskimo.
Regisseur Lino DiSalvo, der im Original Robititron spricht, hat versucht, mit Marlas und Charlies Abenteuern einen Familienfilm vor allem für jüngere Kinder zu inszenieren. deshalb bietet der Film zwar Action, aber selbst die Kämpfe der Wikinger sind nicht gewalttätig.
Durch die vielfältigen Themengebiete ist zwar ein farbenfroher Animationsfilm entstanden, allerdings wirkt die Story dadurch etwas zerrissen. Für Kenner der Welten mag das nicht so schlimm sein, aber für Anfänger treten doch zu viele verschieden Schauplätze auf, die teilweise für den Fortgang der Handlung unnötig und vermutlich für Kinder auch zu unübersichtlich sind.
Dazu kommt, dass durch die vielen Welten und Figuren die einzelnen Charaktere nicht gut ausgearbeitet werden konnten, sie treten kurz auf und verschwinden dann wieder. Einige dieser Figuren haben kaum oder gar keinen Bezug zum Fortgang der Geschichte, so dass man keine Verbindung zu ihnen aufbauen kann.
Der Film hat zwar viel Action aber er ist in vielen Szenen auch für Kinder nicht allzu spannend. Dabei mag es Absicht sein, dass die Figuren aus einer anderen Motivwelt überall auftauchen können, um das Spielgefühl von Kindern nachzuempfinden. Dadurch werden die Szenen aber manchmal doch etwas unübersichtlich und chaotisch, leider sind dann auch die Gags nicht immer lustig.
Die eingestreuten Lieder, die in der deutschen Fassung unter anderem. von Michael Patrick Kelly, Ralf Schmitz und Beatrice Egli gesungen werden, stören den Ablauf der Story nicht, sie treiben aber auch nicht wie in einem Musical die Handlung voran.
Der Film wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "wertvoll" ausgezeichnet. Die Jury ist der Meinung, dass ein phantasievoller Film entstanden ist, dessen positive Botschaft gerade der jungen Zielgruppe Mut machen soll, auch in aussichtslosen Situationen nach Lösungen zu suchen und nach vorne zu schauen.
Insgesamt ist "Playmobil: Der Film" ein recht gut gelungener Animationsfilm. Er ist doch recht verspielt und in einigen Szenen auch amüsant. Es ist ein Film für die ganze Familie, in dem die Playmobil-Welten werbewirksam in turbulente Abenteuer überführt werden. Eltern und Kinder, die sich in Playmobil - mit seinen Western-, Ritter-, Dinosaurier-, Tier- und Piraten-Motivwelten - auskennen, werden an dem detailverliebten Animations-Abenteuer trotz einfacher Story ganz sicher ihren Spaß haben. Schade, dass der Film als TV-Premiere bei Super RTL nicht nachmittags gezeigt wird, denn dann würde man die interessierte Zielgruppe besser erreichen.
Zusatz: Im Abspann befindet sich eine Szene, die als Hinweis auf eine Fortsetzung angesehen werden kann. Da der Film aber weltweit nur 16,3 Millionen US-Dollar einspielen konnte - bei Produktionskosten von etwa 40 Millionen US-Dollar - wird es wohl keine Fortsetzung geben.
Foto 1: Charlie und die Wikinger © LEONINE Studios / RTL
Foto 2: Marla und die gute Fee © LEONINE Studios / RTL
Foto 3: Marla, Rex Dasher und Del © LEONINE Studios / RTL
Info:
Playmobil: Der Film (Deutschland, Frankreich 2019)
Genre: Animation, Familienkomödie, Abenteuerfilm
Filmlänge: 100 Minuten
Regie: Lino DiSalvo
Drehbuch: Blaise Hemingway.
Darsteller: Anya Taylor-Joy, Gabriel Bateman u.a.
Deutsche Sprecher: Matthias Schweighöfer, Christian Ulmen, Michael Patrick Kelly, Ralf Schmitz, Beatrice Egli, Oliver Kalkofe, Wilson Gonzales Ochsenkencht, Liam Mockridge, Regina Halmich, Felix Neureuther u.a.
FSK: ab 0 Jahren
"Playmobil: Der Film" wird als Free-TV Premiere am Freitag, 29.04.2022 um 20:15 Uhr bei Super RTL als Super Family Film gezeigt und am So. 01.05.2022 um 08:30 Uhr wiederholt.