LICHTER FILMFEST FRANKFURT INTERNATIONAL, 10. – 15. Mai, Teil 6
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Vorlage von „Z“ ist ein Tatsachenroman „Z“ von Vassilis Vassilikosm der den Mord an dem linken Oppositionspolitiker Grigoris Lambrakis in Thessaloniki (Griechenland) am 22. Mai 1963 und dem folgenden Prozessbehandelt, der sich bis 1966 hingezogen hat und als „Lambrakis-Affäre“ in die Geschichte einging. Mikis Theodorakis, damals der berühmteste zeitgenössische Komponist gründete 1963 die Lambrakis-Jugendbewegung, war deren Vorsitzender und machte die Filmmusik.
Der Ermittlungsrichter, der sich nicht einschüchtern ließ, war Christos Sartzetakis, der später griechischer Staatspräsident (1985–1990). Späte Genugtuung.
Der Film, der von hier auf jetzt entstand, wie Costa-Gavras erzählte, wäre nicht zustandegekommen ohne die Unterstützung berühmter Schauspieler, die auch mitspielen, was schon von daher den Film sehenswert macht: Yves Montand, Jean-Louis Trintignant, Irene Papas und andere,die übrigens großenteils ohne Gage spielten. Denn es ging um den Film als politische Botschaft.
Völlig irre und ein wenig an derzeitige kulturelle Fehlaktionen erinnernd, wenn die Erzählerin am Schluß erzählt und wir es nachlesen können, was die Militärs in einem Atemzug verbieten:
Männern das Tragen langer Haare, Miniröcke, Sophokles, Tolstoi, Euripides, das Gläserwerfen nach Trinksprüchen, Arbeitskämpfe bzw. Streiks, Aristophanes, Ionesco, Sartre, Albee, Pinter, Pressefreiheit, Soziologie, Beckett, Dostojewski, moderne Musik (Popmusik), Volksmusik, moderne Mathematik und den [Gebrauch des] Buchstaben „Z“.
Das muß man heute erklären, und das tat Costa-Gavras anders als vermutet. Doch das soll er Ihnen selber erzählen. Es lohnt. Ach ja, übrigens erhielt „Z“ damals den Oscar für den besten ausländischen Film!
Weiter ging es um 19.30 Uhr im Cantate-Saal mit ADULTS IN THE ROOM. Wenn man sich erst einmal informiert, daß dieser 124minütige Film schon 2019 fertiggestellt wurde, aber keinen deutschen und auch sonst keine nennenswerten Verleiher gefunden hat, kann man schließen, daß zwar die Regisseure und Schauspieler heute nicht ohne weiteres ermordet werden, daß aber ü+ber Geldvergaben gleichwohl politische Gesinnung bestraft oder belohnt wird. Hier bestraft.
Dabei wäre der Film doch auch als Satire über Wolfgang Schäuble ein Renner geworden. Nein, er spielt nicht mit, denn mit lebenden Personen ist das immer heikel und so heißt der deutsche Finanzminister nur WOLFGANG, der Name ertönt allerdings, oft verbunden mit BERLIN ständig. Man bekommt den Eindruck, daß die damalige Finanzkrise Griechenlands gefundenes Fresse für deren europäische Feinde waren, Griechenland aus der EU zu schmeißen. Genau darum geht es am Anfang, als mit ALEXIS TSIPRAS der Anführer einer kleinen aufmüpfigen Partei namens SYRIZA gewählt wurde und zum Ministerpräsidenten ausgerufen wurde und Janis Varoufakis zum Finanzminister machte. Der hat seine Erfahrungen in einem Buch niedergeschrieben, das Grundlage für das Drehbuch ist.
Und das verfolgen die Deutschen, also Wolfgang (Ulrich Tukur mit ungewohnter schmaler Lippe), daß die in seinen Augen Falschen in Griechenland gewinnen mit dem häßlichen Kommentar: „Und jetzt schmeißen wir sie aus der EU“. Die meisten Erwachsenen wissen noch, welches Drama sich um die griechischen Finanzen entwickelten und ohne die harte Linie von Varoufakis, sich nicht auf die geforderten Zahlungen an die EU und die Beitragsländer zu halten, sondern das Geld für den Neubau Griechenlands auszugeben, stünde Griechenland heute nicht so stabil da, wie es ist. Die Strategie war also richtig. Nicht nur für Griechenland.
Im Film, bei dem man sich nie ganz sicher ist, ob er als Satire angelegt ist, der halt Wirklichkeit abbildet, die satirisch ist, oder ob die Wirklichkeit, die politischen handlungsträger einem eine Satire vorführen wollen, lebt von den Worten, die sich die Staatenführer und ihre Finanzexperen zuwerfen, von den Geheimbündeleien, wenn vor den Sitzungen absprachen gemacht werden usw.
Übrigens, mir hat’s gefallen!
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