csm 05.26.TheTalesOfHoffmann c33557StudioCanal 294338be2eAuf den Spuren E.T.A. Hoffmanns im Film. 24. Mai bis 30. Juni 2022 im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums Berlin

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - E.T.A. Hoffmanns Todestag jährt sich am 25. Juni 2022 zum 200. Mal. Aus diesem Anlass lädt die Retrospektive Hoffmannesk. Auf den Spuren E.T.A. Hoffmanns im Film zu einer Reise durch Hoffmanns fantastische Welten ein und führt von bildstarken Stummfilmen, die Musiker*innen live zu neuem Leben erwecken, in die Zeit der deutschen Teilung bis hin zur Nachwendezeit. Filmhistoriker*innen und Literaturwissenschaftler*innen stellen die ausgewählten Filme und ihre spezifischen Formen der Adaption vor.

„Hoffmanns Persönlichkeit, seine phantastischen Schriften schreien förmlich nach der Verfilmung“, schrieb 1916 Der Kinematograph. Während sich einige Adaptionen eng an die Vorlagen halten, verfahren andere freier mit seinen Stoffen und übernehmen nur einzelne Charaktere und Motive. Das komische Potential, das Hoffmanns Gestalten innewohnt, erkennt etwa Ernst Lubitsch, der in Die Puppe (Vorführung am 4. Juni um 19 Uhr) die Titelrolle mit der kecken Ossi Oswalda besetzt. Unverkennbar hoffmannsche Figuren wie die Puppenfrau Olympia, die heute wie ein Vorausgriff auf den künstlichen Menschen wirkt, oder abgründige Charaktere wie Coppelius aus der Erzählung Der Sandmann regen Filmschaffende wie Eckhart Schmitt in E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (10. Juni um 21 Uhr und in Anwesenheit von Eckhart Schmidt am 12. Juni um 18 Uhr) zu vielfältigen Neuinterpretationen an.

Besonders die Stummfilme Der Student von Prag (18. Juni um 18.30 Uhr) und Max Neufelds Hoffmanns Erzählungen (24. Mai um 20 Uhr) begeistern sich für einzelne hoffmannsche Motive wie die magische Brille, die Zaubergeige oder für den unheimlichen Doppelgänger. Mit den neuen technischen und ästhetischen Möglichkeiten konnte der Film schon früh diese Illusionen einem staunenden Publikum glaubhaft vor Augen führen. Von ihrer Faszination haben diese Filme bis heute nichts verloren.

Doch auch ein Anti-Held wie der verbrecherische Goldschmied Cardillac weckt das Interesse der Filmschaffenden. So wandelt sich dieser vom krankhaft-besessenen Juwelenhändler in Juwelen (30. Juni um 20 Uhr) zum komplexen Charakter in Eugen Yorks Das Fräulein von Scuderi (5. Juni um 19 Uhr) und dient als in den Wahn getriebene Künstlerpersönlichkeit in Edgar Reitz‘ Cardillac (7. Juni um 20 Uhr) als Identifikationsfigur für die 68er-Bewegung. Gerade die Filmversionen, die nach ein und demselben Stoff entstehen, laden uns heute zur vergleichenden Lektüre ein. So kommt 1973 Ralf Kirstens Die Elixiere des Teufels (27. Mai um 17.30 Uhr) als Gemeinschaftsproduktion zwischen der DDR und der Tschechoslowakei in die Kinos, die bundesdeutsche Antwort legte Manfred Purzer 1976 vor: Ost und West konkurrieren um die ,gelungenere‘ Literaturverfilmung (29. Mai um 16.30 Uhr).

Eins der berühmtesten Regie-Duos der Filmgeschichte, Michael Powell und Emeric Pressburger, suchte für seine Filme immer wieder nach Vorlagen mit fantastischen Elementen. Fündig wurden sie bei Jacques Offenbachs Oper Les contes d‘Hoffmann, die wiederum auf verschiedenen Novellen Hoffmanns beruht. Eingebettet in eine Rahmenhandlung erzählen drei Episoden von den gescheiterten Liebesbeziehungen des Dichters, der sich nach einer Theatervorstellung in einem Weinkeller betrinkt. Berauscht vom Wein erzählt er den Gästen von der mechanischen Tanzpuppe Olympia, mit der er durch den Saal wirbelt, bis sie kaputt geht, der Kurtisane Giulietta, die er an einen Konkurrenten verliert, und schließlich der kranken Sängerin Antonia. Jede dieser Liebesepisoden wird von einem eigenen Farbkonzept und einem distinktiven Szenenbild akzentuiert.

The Tales of Hoffmann ist ein zugleich prunkvolles wie märchenhaftes Hybrid aus Musik und Tanz. Mit seinen knalligen Farben, den rauschenden Kostümen und den artifiziellen Studiobauten, gestaltet von dem deutschstämmigen Production Designer Hein Heckroth, bietet der Film ein einzigartiges Kinoerlebnis.  

Hoffmannesk. Auf den Spuren E.T.A. Hoffmanns im Film ist eine Zusammenarbeit mit dem Team des E.T.A. Hoffmann Portal der Staatsbibliothek zu Berlin und wird von Anett Werner-Burgmann kuratiert.

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Tales of Hoffmann
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