Die Lange Oscar-Nacht im Deutschen Filmmuseum Frankfurt, Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Von vor 1 Uhr bis weit nach 6 Uhr blieben wir in der letzten Reihe des Kinos des Deutschen Filmmuseums sitzen, unterbrochen nur durch eine Stippvisite – so um 4.30 Uhr – zum Steigenberger Frühstück im Foyer, was man gut mit einem Toilettenbesuch kombinieren kann. Wir haben uns die 24 Oscars wahrlich ersessen.

 

Ab 1 Uhr hat in der Fernsehübertragung von Pro 7 erst einmal das Schaulaufen über den Roten Teppich begonnen. Doch, das war interessant. Zum einen, wenn die beiden deutschen Reporter/Moderatoren direkt die einziehenden Filmstars interviewten, und auch, wenn die vier Professionellen Amerikanerinnen und Amerikaner zuschlugen, denn das wurde dann in die ganze Welt übertragen und jeder der Stars ist stolz, wenn er der Nachfrage für würdig gehalten wird. Außerdem erfährt man dann immer viel Statistisches, das für uns ja inhaltlich interessant ist.

 

So war eine der Vorhersagen, daß, falls Steve McQueen – der Regisseur eines der Favoritenfilme, nämlich 12 YEARS A SLAVE – den Regieoscar erhielte, er der erste farbige Regisseur wäre. Am Schluß kam es anders und er wird darüber nicht böse sein, der auch als Video-Künstler hochgerühmte Brite McQueen. Sein Film bekam den Hauptpreis. Das ist immer zeitlich die allerletzte Auszeichnung, mit der die Oscar-Nacht zu Ende geht, der Oscar, mit dem wir hier aber anfangen, weil er nicht nur der wichtigste ist, sondern diesmal gut zeigen kann, wie psychologisch und auch logisch die Filmacademy vorgeht.

 

Nach Punkten nämlich wäre GRAVITY mit insgesamt sieben Oscars – nominiert war der Film zehnmal, also eine sehr hohe Gewinnrate – der Sieger. Dadurch aber, daß die Schauspielerin, die die junge und besonders grausam drangsalierte Sklavin spielte, Lupita Nyong'o den Preis für die beste weibliche Nebenrolle erhielt – und das schon ziemlich am Anfang - und auch der Drehbuchpreis an diesen Film ging, wurde sozusagen ein Gleichgewicht hergestellt. Außerdem wurde mit dieser Prämierung bestätigt, daß die Aufarbeitung der Vergangenheit eine wichtigere Wahrheit enthält, als die schönsten Zukunftsaussichten.

 

Und zwar völlig zu Recht, denn der Sklavenfilm aus dem vorletzten Jahrhundert behandelt ein Thema, das schon für sich für eine ehemalige Sklavenhaltergesellschaft brisant ist, aber eben doch auch bekannt. Nur dieser Film sieht eine Verschärfung insofern vor, als hier ein Bürger des Staates New York, wo die Sklaverei abgeschafft ist, entführt und verschleppt wird, auf einem Sklavenmarkt im Süden verkauft wird und es 12 Jahre braucht, bis amerikanisches Recht wieder Recht wird. Man konnte es Brad Pitt wirklich ansehen, wie sehr ihn dieser Preis freute; er ist einer der Produzenten, die den Preis für den besten Film erhalten, spielt aber auch eine, noch dazu positive Rolle im Film.

 

Das sind die also Gewinner, zu denen auch DALLAS BUYERS CLUB gehört.. Die großen Verlierer sind Filme wie THE WOLF ON WALLSTREET von Martin Scorsese mit dem erstaunlich guten Leonardo DiCaprio, oscarlos immer noch, aber auch AMERICAN HUSTLE, der Kassenrenner, der wie GRAVITY zehnmal nominiert war, aber keinen einzigen Oscar erhielt. Daß DER GROSSE GATSBY auch zwei Oscars erhielt, war dann fast überraschend. Aber seine Ausstattung war ja auch sensationell Amerika der Zwanziger Jahre. Was man aber bei der diesjährigen Übertragung auch sehr beeindruckend sehen konnte, war, wie sehr die Nominierten sich dann mit den Preisträgern freuen konnten.

 

Das konnte man besonders bei den Preisen für die Hauptdarsteller sehen. Sowohl Matthew McConaughey, der für seine Rolle in DALLAS BUYERS CLUB den Oscar erhielt, wie auch Cate Blanchett, die in Woody Allens BLUE JASMIN überragend spielt, sind von ihren eigenen Kollegen und Mitkonkurrenten gefeiert worden. Bei ersterem war schon im Vorfeld ein Film gezeigt worden, in dem darauf eingegangen wurde, wie sehr er durch Hungern für diese Rolle abmagern mußte. Kaum konnte man den Rollenträger dann im properen Oscarpreisträger noch wiedererkennen. Beim nicht prämierten Christian Bale konnten wir den umgekehrten Fall studieren. Der mußte für seinen Film 20 kg zunehmen, was dann bis zur Oscar-Nacht längst wieder runter war. Aber auch her hatte einst für eine andere Rolle abmagern müssen. Man sieht: die Stars leben gefährlich.

 

Überhaupt war das eine informative und unterhaltsame Übertragung, denn Ellen DeGeneres, berühmte amerikanische Moderatorin und verheiratet mit der in der Rolle als Ally McBeal bekanntgewordenen Schauspielerin, machte intelligente Späßchen und mischte die Ehrenrunde immer wieder profan auf.

 

 

Die Oscar-Preisträger

 

Die sechs wichtigsten Oscars:

 

 

BESTER FILM

12 Years a Slave

 

BESTER HAUPTDARSTELLER

Matthew McConaughey - Dallas Buyers Club

 

BESTE HAUPTDARSTELLERIN

Cate Blanchett - Blue Jasmine

 

BESTE NEBENDARSTELLERIN

Lupita Nyong’o - 12 Years a Slave

 

BESTER NEBENDARSTELLER

Jared Leto - Dallas Buyers Club

 

BESTE REGIE

Alfonso Cuarón - Gravity

 

 

Die speziellen Oscars

 

Bester Song: "Let It Go“ ("Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“)

 

Bestes Originaldrehbuch: Spike Jonze ("Her“)

 

Bestes adaptiertes Drehbuch: John Ridley ("12 Years a Slave“)

 

Bester Animationsfilm: "Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“

 

Bestes Kostüm: "Der Große Gatsby“

 

Beste Maske: „Dallas Buyers Club“

 

Bester Soundtrack: "Gravity“

 

Bester Animationskurzfilm: "Mr. Hublot“

 

Bester Dokumentarfilm: "20 Feet from Stardom“

 

Bester fremdsprachiger Film: "La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ (Italien)

 

Bester Kurzdokumentarfilm: "The Lady Number 6: Music Saved My Life“

 

Bester Realkurzfilm: "Helium"

 

Bester Ton: "Gravity"

 

Bester Tonschnitt: "Gravity"

 

Beste Visualeffekte: "Gravity"

 

Beste Kamera: "Gravity"

 

Bester Schnitt: "Gravity"

 

Bestes Produktionsdesign: "Der Große Gatsby"

 

 

www.deutsches-filmmuseum.de

www.deutsches-filminstitut.de