Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Seit Donnerstag läuft der Film ALLE REDEN ÜBERS WETTER in ausgewählten Kinos und am Freitag war abends in der Frankfurter HARMONIE die Regisseurin zu Gast, die nach der Filmvorführung sich über die vielen Fragen und die begeisterte Zustimmung des Publikums freuten konnte.
In den Fragen und Anmerkungen kamen dann auch alle die Themen zusammen, die bei diesem Film einfach auffällig sind, wobei ‚normales‘ Publikum immer auch die Fragen zum Machen des Filmes und vor allem, wie die Regisseurin die ‚richtigen‘ Schauspieler für die jeweiligen Rollen gefunden hat. Das war bei diesem Film, der in so unterschiedlichen Milieus spielt, sicher besonders wichtig und wurde ausführlich beantwortet.
Über die Unterschiede vom Stadtleben, noch dazu im intellektuellen Milieu und dem Leben in einem kleinen Dorf, das Hauptthema des Films, drehten sich Fragen und Antworten, wobei die wichtigste die nach den Zusammenhängen mit der Biographie der Filmemacherin war. Natürlich sei strukturell das ihre eigene Geschichte, aber in den Personen und der dargestellten Geschichte dann doch nicht.
Wenn der Film im Titel vom Reden übers Wetter spricht, kommen einer ehemaligen Westdeutschen mindestens zwei Dinge in den Sinn. Das eine ist die unschlagbare graphische Umgestaltung eines Werbeplakats der Deutschen Bahn ALLE REDEN VOM WETTER. WIR NICHT, das der SDS (Sozialistischer deutsche Studentenbund) unters Volk brachte, auf dem unter dieser Aussage auf rotem Grund drei Köpfe zu sehen waren: Karl Marx, Friedrich Engels und Wladimir Iljitsch Lenin. Das war einfach komisch.
Der andere Sachverhalt führt direkt ins Filmthema Kommunikation. Damals war innerhalb der Sprachwissenschaften Basil Bernstein mit seiner Theorie des elaborierten und restringierten Codes, wie Menschen unterschiedlicher sozialer Gruppen miteinander sprechen, ein Hit in der Liguistik, aber auch in den Gesellschaftswissenschaften. Was ein elaborierter Code sei, erschließt sich von selbst, aber was der restringierte ist, wurde gerne am Wetter durchexerziert, wobei es dabei geht, daß nicht der Austausch über das Wetter einen Erkenntnisgewinn bringen soll, sondern die beiden Gesprächspartner sich emotional auf die gleiche Ebene begeben, sich gegenseitig ihrer gleichen Ebene versichern wollen.
Was an Annika Plinskes Film das Wunderbare ist, ist einfach, wie sie soziologische Fragestellungen und Aussagen in einen lebendigen Film bringt, dem nichts Theoretisches, Sprödes oder Formales anhaftet, sondern der einfach lebt. Höchste Zeit weiter über das Gespräch nach dem Film zu berichten, das von Dimitrios Charistes, Theaterleiter der Harmonie, souverän und mit vielen Gesprächsmotiven moderiert wurde.
Eine der Fragen lautete, was die Filmemacherin schwieriger fände, das Weggehen von zu Hause, wie bei Carla aus ärmlicher dörflicher Umwelt in die Großstadt, wo sie einen Bildungsaufstieg schafft, oder das Zurückkehren ins Dorf. „Das Zurückkommen!“, erwiderte wie aus der Pistole geschossen die Filmemacherin, denn beim Weggehen ist man jung und ist voller Hoffnung und auch Entschlossenheit, die Welt zu erobern. Zurückzukehren allerdings ist entweder ein Eingeständnis, daß es nicht geklappt hat oder der Wunsch, zwischen dem sozialen Aufstieg und dem Herkommen eine Brücke zu bauen, was schwierig ist.
Für den Raum Frankfurt gilt, daß man diesen Film in einer Spezialvorstellung für junge Eltern sehen kann. Das heißt, daß Eltern mit ihren Babys und Kleinkindern ins Kino kommen können, was eine starke Idee ist, die ich erst durch die Aufführung dieses Films mitbekam und sofort weitertragen will:
ALLE REDEN ÜBERS WETTER
Sondervorstellung für junge Eltern mit Babys & Kleinkindern
Di 27.9. 10:30 Uhr (Einlass & Café, 11:30 Uhr Filmstart)
in der Harmonie
Eintritt: 10,00 €
Junge Familien mit Babys haben endlich die Gelegenheit Kino mit ihren Kleinkindern in angemessenem Ambiente zu erleben. Die Kinderwagen werden im Kino oder Foyer geparkt. Babys dürfen auf mitgebrachten Decken liegen, im Saal schlafen oder krabbeln. Es darf gestillt und jederzeit aufgestanden und geschuckelt werden. Der für diese exklusive Vorführung ausgesuchte Film wird mit verminderter Lautstärke vorgeführt. Außerdem ist der Kinosaal während der Vorstellung gedimmt beleuchtet. Auch ein Wickeltisch ist vorhanden. Snacks, Gläschen- und Babypflegeprodukte stehen kostenlos vor Ort zur Verfügung. Die Veranstaltung findet im geschlossenen Rahmen für junge Eltern statt. Unser dazugehöriges Café ist vor und nach der Vorstellung exklusiv für die teilnehmenden Besucher*innen geöffnet und lädt zum (filmischen) Austausch ein. Limitierte Teilnehmerzahl von 35 Personen in der Kleinen Harmonie. Im September zeigen wir ALLE REDEN ÜBERS WETTE in der in humorvollen Dialogen die Geschichte einer ostdeutschen Bildungsaufsteigerin zwischen Alltag in der Metropole und Aufwachsen in der Provinz, erzählt wird.
Foto:
©Redaktion
Info:
Stab
Regie, Buch: Annika Pinske
Darsteller
Anne Schäfer Clara
Anne-Kathrin Gummich. Inge
Judith Hofmann Margot
Marcel Kohler Max
Max Riemelt Marcel
Emma Frieda Brüggler Emma
Thomas Bading Prof. Brandis
Sandra Hüller Hannah
Christine Schorn Charlotte
Alireza Bayram Faraz
Ko-Autor: Johannes Flachmeyer
Ronald Zehrfeldt. Exmann
©Redaktion
Info:
Stab
Regie, Buch: Annika Pinske
Darsteller
Anne Schäfer Clara
Anne-Kathrin Gummich. Inge
Judith Hofmann Margot
Marcel Kohler Max
Max Riemelt Marcel
Emma Frieda Brüggler Emma
Thomas Bading Prof. Brandis
Sandra Hüller Hannah
Christine Schorn Charlotte
Alireza Bayram Faraz
Ko-Autor: Johannes Flachmeyer
Ronald Zehrfeldt. Exmann