Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Yves Saint Laurent (Gaspard Ulliel) ist Ende der 1960er Jahre auf dem Höhepunkt seines Erfolges. Nach dem Einstieg bei Christian Dior gelingt es ihm mit Hilfe seines Lebensgefährten Pierre Bergé (Jérémie Renier) mit seinen eigenen Unternehmen seine Kollektionen und später auch sich selbst zu vermarkten. So sind 1967 seine Kreationen bei vielen Prominenten äußerst begehrt. Zu dieser Zeit lernt er auch das Model Betty Catroux (Aymeline Valade) kennen, für die er erstmals den Hosenanzug für Frauen entwickelt.
Saint Laurent, Pierre Bergé und zahlreiche Freunde verbringen Zeit in Saint Laurents Villa Majorelle in Marrakesch. Seine dort entstandene Kollektion "Libération" fällt allerdings 1970 beim Publikum durch. Gleichzeitig versucht er seine Parfüm-Linie "YSL pur Homme" mit seinem berühmten Aktbild zu lancieren.
Er selbst driftet immer mehr an den Rand des Abgrundes durch seine Party-Orgien mit exzessiven Drogen und Alkohol-Konsum zusammen mit Betty Catroux und seiner neuen Muse, dem englisch-irischen Model Loulou de la Falaise (Léa Seydoux). Auf einer dieser Partys lernt er Jacques de Bascher (Louis Garrel) kennen, der auch mit Karl Lagerfeld liiert war. Saint Laurent verliebt sich in den Dandy, der ihn zu wilden Sexorgien mitnimmt. Auf eine dieser Orgien frisst Yves geliebte Bulldogge Moujik herumliegende Medikamente und stirbt daran.
Pierre Bergé beendet schließlich Yves Verhältnis zu Jaques de Bascher und sorgt auch dafür, dass Laurent zur Behandlung seiner Drogensucht in ein Krankenhaus kommt, nachdem der versucht hat Pierre mit einer Skulptur zu erschlagen. Durch Bergés Rückhalt gelingt es Saint Laurent im Krankenhaus eine neue Kollektion zu entwerfen. Sie wird von Loulou de la Falaise und Pierre Bergé zusammen mit dem erfahrenen Yves-Saint-Laurent Team 1976 auf die Beine gestellt und wird zu einem großen Erfolg. Saint Laurent ist sogar in der Lage der Schau selbst beizuwohnen.
Immer wieder werden auch Szenen von 1989 gezeigt, als Saint Laurent (jetzt Helmut Berger) vor seinem Rückzug aus der Modewelt steht. Bei einem Telefongespräch erfährt er, dass sein ehemaliger Liebhaber Jacques de Bascher inzwischen an AIDS gestorben ist.
1977 kursiert das Gerücht, Yves Saint Laurent sei gestorben. Als Journalisten der Zeitung Libération ihn in seinem Studio besuchen, bitte Pierre Bergé Saint Laurent scherzhaft um ein Lebenszeichen. Statt zu winken, wie Pierre vorschlägt, lächelt er direkt in die Kamera...
Yves Saint Laurent (1936 – 2008) gilt als einer der einflussreichsten Modedesigner des 20. Jahrhunderts – nur wenige haben Kleidung entworfen, die so stilprägend für eine ganze Generation war. ″Saint Laurent″ erzählt die Geschichte des visionären Modeschöpfers nach seinem weltweiten Durchbruch und gibt einen Einblick in das Pariser Nachtleben, in wilde Affären und auch in die Wirtschaftswelt und zeigt so, wie aus einer kleinen Schneiderei in Paris ein internationales Modeunternehmen werden konnte.
"Saint Laurent" war 2014 der zweite französische Film nach "Yves Saint Laurent" mit Pierre Nimey als YSL. Der hier besprochene Film behandelt die Zeit zwischen 1967 und 1976 als Yves Saint Laurent auf dem Höhepunkt seines Erfolges war, gleichzeitig aber auch Misserfolge und dadurch Drogenprobleme hatte. Der Vorteil dieses Films ist, das der französischen Regisseur und Drehbuchautor Bertrand Bonello auf ein eindeutig kontrastreicheres Drehbuch zurückgreifen konnte, da er es nicht von Saint Laurents Lebens- und Geschäftspartner Pierre Bergé hatte absegnen lassen. Dieser hatte zuerst geplant gerichtlich gegen den Film vorzugehen, hat es dann aber unterlassen.
Beide Filme sind vor allem im Frankreich sehr gut angekommen und "Saint Laurent" erhielt 2015 insgesamt 10 Nominierungen für den französischen Film-Award César. Allerdings wurde z.B. nicht Gaspard Ulliel ( der leider am 19. Januar 2022 bei einem Skiunfall tödlich verunglückt ist) für seine Darstellung des Yves Saint Laurent ausgezeichnet sondern Pierre Nimey. Nur Anaïs Romand gewann den Preis für die besten Kostüme wegen ihres detailgetreuen und authentischen Looks der später 60er und frühen 70er Jahre.
Insgesamt waren die Kritiken weltweit für "Saint Laurent" besser als für "Yves Saint Laurent". Es wurde aber auch kritisiert, dass er zu viel in den Sex- und Drogenexzessen schwelgen würde. Das Biopic wurde in Deutschland leider nicht in den Kinos gezeigt und kam nur auf DVD und Blu-ray in den Handel.
Der Film ist mit weit über 2 Std. recht lang und enthält auch sehr viele Modeaufnahmen und lange Sequenzen von Modeschauen, teilweise auch in Split-Screen-Technik. Gleichzeitig zeigt er auch viele sehr freizügige Nacktszenen und ordnet die Daten mit Parallel-Montagen der politischen Ereignisse der 60er und 70er Jahre ein.
Trotz aller Kritik ist der von Arte koproduzierte "Saint Laurent" ein spannendes Drama, das man sich auch zu Hause im Fernsehen sehr gut ansehen kann.
Foto 1: Der erfolgreiche Modedesigner Yves Saint Laurent (Gaspard Ulliel) sammelt Kunst und träumt von einem Mondrian. Kunstwerke sind nicht so vergänglich wie das Leben. © Carole Bethuel / Arte
Foto 2: Zwischen Jacques de Bascher (Louis Garrel, li.) und Yves entsteht eine leidenschaftliche Affäre. Gemeinsam erleben sie in den 70er Jahren wilde Partys mit freier Liebe und Drogen. © Carole Bethuel / Arte
Foto 3: Yves Saint Laurent (Gaspard Ulliel, re.) befindet sich in einer kreativen Krise, das Atelier ist abhängig von seinen Entwürfen. Sein Geschäfts- und Lebenspartner Pierre Bergé (Jérémie Renier, li.) redet ihm nach einem Unfall ins Gewissen. © Carole Bethuel / Arte
Info:
Saint Laurent (Frankreich 2014)
Originaltitel: Saint Laurent
Genre: Biografie, Drama
Filmlänge: ca. 142 Minuten
Regie: Bertrand Bonello
Drehbuch: Thomas Bidegain, Bertrand Bonello
Darsteller: Gaspard Ulliel, Léa Seydoux, Jérémie Renier, Helmut Berger, Louis Garrel, Amira Casar u.a.
FSK: ab 12 Jahren
″Saint Laurent″ wird am Mittwoch, 16.11.2022 um 20:15 Uhr bei Arte gezeigt und am Freitag, 02.12.2022 um 00.40 Uhr wiederholt. In der Arte Mediathek ist er vom 16. bis zum 22.11.2022 verfügbar.