was allerscSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. November 2022, Teil 3

Corinne Elsesser

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Karla wünscht sich, wenn schon nicht eine feste Beziehung, so doch ein Kind, kurz vor Schluss, denn sie ist bereits 39. Ihr Freund Felix ist gar nicht begeistert, als sie ihm den - endlich - positiven Schwangerschaftstest präsentiert. Sie habe ihn hintergangen, meint er, und Karla lässt das Ungeborene abtreiben. Felix zieht trotzdem bald darauf aus. Trotz aller Widrigkeiten will Karla alles versuchen, doch noch eines Tages Mutter zu werden. Ihre ältere Schwester Jule hat drei Kinder, ist Juristin und lebt wie es scheint in einer glücklichen Ehe und die jüngere Schwester Johanna wird bald ihre Freundin Kate ganz romantisch heiraten.

Karla geht indessen auf Dates, die zuweilen an sportliche Extrembedingungen geknüpft sind, lässt sich in einer Samenbank registrieren, wo sie bald einen Spender findet. Doch dieser fordert, ebenfalls von Torschlusspanik gejagt, seine Samen wieder zurück, denn er könne ja noch die Frau seines Lebens finden. Zu all den Turbulenzen kommt noch Karlas Mutter, die nach der Trennung vom Vater alleine lebt und sehr an ihrer Tochter hängt.

In ihrer romantischen Komödie hat sich Karoline Herfurth den Problemen und Turbulenzen einer End-Dreissigerin angenommen. Karla, die sie selbst darstellt, stolpert und tanzt durch das kitschig bonbonfarbene Ambiente eines Hausfrauenromans, der aus der Feder von Ildikó von Kürthy oder Rosamunde Pilcher stammen könnte (Das Drehbuch hat Herfurth zusammen mit Monika Fässler und Tim Hebborn geschrieben). Eine Geschmacklosigkeit jagt die nächste, sei es der von rosa und zartlila dominierte Kleidungsstil der Protagonistin, die zuweilen schüchtern-schmachtend vorgebrachten Liebesgeständnisse oder der ewige Traum von einem Märchenschloss.

Die dunkleren und gediegeneren Farben sind den Älteren vorbehalten. Jule (Nora Tschirner), die stets professionell im Businessstil auftritt, dem Vater (Herbert Knaup) und vor allem der Mutter. Ulrike Kriener ("Kommissarin Lucas") spielt diese als alleingelassene Ehefrau, die dem Alkohol verfallen und von grossem Mitleidsbedürfnis getrieben in einer kleinen Mietswohnung lebt. Auf der Hochzeit ihres Ex-Mannes taucht sie unerwartet im engen Leotard auf und legt einen Auftritt aufs Parkett, der angesichts ihres hohen Alkoholpegels an Peinlichkeit nicht mehr zu übertrumpfen ist - wäre da nicht die geschickte Regieführung Herfurths, die sie zwar torkeln und stolpern und sogar auf der Tanzfläche ausrutschen lässt, sie aber im äussersten Moment wieder auffängt. Regie, Schnitt und Kamera sind auch sonst fein aufeinander abgestimmt, spannend montiert und aussagekräftig mit Musik unterlegt („Sometimes it’s hard to be a woman“ von Carla Bruni).

Als alles schon zu spät und vermasselt scheint, begegnet Karla dem viel jüngeren Ole (Aaron Altaras). Er ist Krankenpfleger in einer grossen Klinik und arbeitet nachts, wie auch Karla, die eine nächtliche Musiksendung im Radio moderiert. Ihre Kollegin und beste Freundin Senay (Jasmin Shakeri) drängt sie zwar zur Vernunft, endlich ihren eigenen Weg zu gehen, doch die Liebe und der Traum, auch einmal auf einem Märchenschloss zu heiraten wie die jüngere Schwester, sind doch stärker.

Info:

Einfach mal was Schönes, Deutschland 2022

Regie: Karoline Herfurth

Drehbuch: Karoline Herfurth, Monika Fässler, Tim Hebborn

Kamera: Daniel Gottschalk

Besetzung: Karoline Herfurth, Nora Tschirner, Milena Tscharntke, Herbert Knaup, Ulrike Kriener, Aaron Altaras, Jasmin Shakeri u.a.

116 Minuten