wasschonesSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. November 2022, Teil 1

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Nach „SMS für Dich“, „Sweethearts“ und „Wunderschön“ ist auch die vierte Regiearbeit von Karoline Herfurth ganz nah am Puls der Zeit. „Es geht um eine Frau und ihren Kinderwunsch und die Frage, ob es gut oder richtig ist, dass sie das alleine macht“, erklärt Produzent Christopher Doll. „Und es geht um eine dysfunktionale Familie, um Familie und um Liebe.“ Ursprünglich war der Stoff mal als Serie angedacht, doch schnell war bei der Hellinger/Doll Filmproduktion klar, dass die Lust auf einen Kinospielfilm noch größer war.

Als Monika Fäßler, langjährige Komplizin und längst auch Freundin von Karoline Herfurth, ihr von dem Stoff erzählte, an dem sie gerade arbeitete, horchte die Schauspielerin sofort auf. „Sie hat sich nicht nur in die Figur verliebt, sondern auch in den Stoff“, erinnert sich Produzent Christopher Doll. „Und dann hat sie schnell entschieden, wieder Regie zu führen, worüber wir uns natürlich extrem gefreut haben. Das ist ja fast schon unsere Firmenphilosophie: ‚Never change a winning team‘. Und Karoline ist eine tolle Kapitänin für so eine Reise.“

Zum „winning team“ gehört auch die Drehbuchautorin Monika Fäßler, nach „Sweethearts“ und „Wunderschön“ ist „Einfach mal was Schönes“ schon ihre dritte Zusammenarbeit. „Ich finde es wunderbar, dass Karoline als Co-Autorin bei der Drehbucharbeit schon so intensiv dabei ist“, sagt. Fäßler. „Ich fange an, an einem gewissen Punkt kommt sie dazu, steigt dann aber auch wirklich voll ein. Wir arbeiten eng zusammen, da wird jeder Satz umgedreht und jede Szene genau geprüft.“ Die beiden teilen die Vorliebe für komplexe Figuren und vielschichtige Stimmungen. „Was ich mir für eine Geschichte wünsche, ist der Wechsel von humorvollen, lustigen und sehr emotionalen Momenten“, erklärt Karoline Herfurth. Geschichten können sehr traurig, Konflikte sehr groß sein, aber solange man Momente hat, in denen man atmen und lachen kann, in denen die Tränen durch Humor abgefangen werden, ist alles okay. Wenn man mit den Menschen auf der Leinwand lachen kann, öffnet das die Herzen, man kommt ihnen viel näher, wird ganz anders von ihnen berührt.“

Dass die Menschen einem so nah kommen können, hat auch damit zu tun, dass es im Kern um vermeintlich alltägliche Geschichten und Probleme geht, die aber jeder aus dem eigenen Leben kennt. „Ich hatte nie Lust, mich mit meinen Stoffen in künstliche Welten zu begeben“, bekennt Monika Fäßler. „Ich fand es schon immer am spannendsten, den Alltag zu dramatisieren, wirklich zu schauen, was mich und die Frauen oder Männer in meinem Umfeld bewegt. Dass ich in meinen Geschichten immer die Perspektive der Frau einnehme, liegt vielleicht auch in der Natur der Sache und hat sich bei mir schon im Studium herauskristallisiert, ohne dass ich das bewusst geplant hätte. Aber das ist ja auch viel zu lange viel zu kurz gekommen, und es ist schon erstaunlich, wie schwer es bei allem gesellschaftlichen Wandel immer noch ist, weibliche Erzählperspektiven durchzusetzen.“

Auch für Karoline Herfurth ist entscheidend, dass sich die Zuschauer mit den Menschen und ihren Geschichten wirklich identifizieren können. „Für mich ist Kino immer dann ein wunderbares Erlebnis, wenn ich berührt werde, wenn die dargestellten Menschen authentisch und glaubwürdig sind, wenn es um Dinge geht, die einen selber auch umtreiben. Auch wenn die Situationen lustig und absurd sind und völlig verrückte Dinge passieren, darf einfach mal was schönes | produktionsnotizen man die Figuren nie verlieren, sich nie über sie lustig machen oder von oben auf sie herabschauen. Man muss immer mit ihnen mitgehen, sie emotional begleiten. Ich liebe meine Figuren alle, jede einzelne! Diese Liebe für jede einzelne Figur und für jede Sichtweise ist mir extrem wichtig, weil Wahrheit ja meistens vielfältig ist und immer im Zusammenspiel verschiedener Möglichkeiten liegt. In den meisten Perspektiven gibt es zumindest einen
wahren Kern. Ein ganz klares ‚So ist es und so nicht‘ gibt es ja selten. Mir ist es wichtig, dass man alle Figuren verstehen, wirklich mit ihnen mitfühlen kann!“
Als Co-Autoren sind Monika Fäßler und Karoline Herfurth inzwischen ein eingespieltes Team mit Interessen an den gleichen Themen. „Wenn ich an so einem Stoff arbeite, an so einer Figur wie Karla, dann habe ich natürlich sofort Karoline im Kopf. Nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Regisseurin finde ich sie großartig und bereichernd“, bekräftigt Fäßler und ergänzt schmunzelnd: „Und da wir schon das Drehbuch gemeinsam erarbeiten, muss ich nie Angst haben, dass ich mein Buch auf der Leinwand nicht wiedererkenne.“

Wie schon bei „SMS für Dich“, „Sweethearts“ und „Wunderschön“ stemmt Karoline Herfurth nun auch bei „Einfach mal was Schönes“ wieder den Dreikampf Co-Autorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin: „Da bin ich ein bisschen zwiegespalten. Auf der einen Seite ist es ein unglaublicher Genuss, weil ich das Regieführen wahnsinnig liebe, aber auch das Schauspiel ungern aufgeben möchte. Beides machen zu dürfen und schon die Geschichte so genau zu begleiten, mich in jedem Detail einbringen zu können, empfinde ich als großen Luxus und unglaublich tolles Erlebnis.“ Dennoch war es in diesem Fall eine besonders große Herausforderung, weil Karoline Herfurth an 36 der 37 Drehtage selbst vor der Kamera stand:„Anders als bei ,Wunderschön‘, der ein Episodenfilm ist, bei dem sich die Last auf mehrere Schultern verteilt hat, ist es hier so, dass die Rolle Karla den ganzen Film führt. Dadurch war der Spagat zwischen Regie und Schauspiel besonders groß. Das ist immer ein Balanceakt, weil man als Schauspielerin in die Rolle abtauchen, sich mit Haut und Haaren in den Moment, in diese Emotionen fallen lassen und möglichst die ganze technische Außenwelt ausschalten muss. Als Regisseurin dagegen muss ich genau das Gegenteil schaffen, sehr aufmerksam sein, alles mitkriegen, superwach sein. Das zu verbinden war jetzt besonders schwierig, schon weil Karla als Mensch das genaue Gegenteil ist: Sie ist eine, die sich nicht entscheiden, sich nicht durchsetzen kann, gar nicht weiß, was sie will. Ulrike Kriener, die im Film meine
Mama spielt, hat mal so schön gesagt: ‚Jetzt musst du wieder Grashalm werden, der sich vom Wind hin und her pusten lässt.‘ Das wurde mein Motto
für Karla: Jetzt werde ich wieder zu einem Grashalm.“