Neu auf DVD und Blu-ray ab dem 8. Dezember 2022
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - David Bowie wurde am 8. Januar 1947 unter dem Namen David Robert Jones in London geboren und starb am 10. Januar 2016 in New York an Leberkrebs. Bowie ist sicher einer der einflussreichsten und auch erfolgreichsten Musiker der Rock- und Pop-Musik. Er war nicht nur Musiker, Sänger und Produzent, sondern auch Schauspieler, Maler und Filmemacher.
Sicherlich war David Bowie am bekanntesten als Sänger. Bowie hat während der 50jährigen Zeit als Musiker mehr als 25 Studioalben aufgenommen und hat versucht, sich jedes Mal wieder neu zu erfinden. Dabei hat es der Künstler geschafft, eigentlich jedem Jahrzehnt seinen Stempel aufzudrücken, das geht von Folk zu Glam-Rock, von elektronischer Musik wie Ambient zu elektronischer Tanzmusik wie Synthiepop oder auch von Dance- zu Jazz-Rock-Experimenten. Passend zum Klang seiner Musik bot Bowie dem Publikum immer wieder eine neue Persönlichkeit und neue Outfits an.
Ganz sicher gelten seine Hits wie Space Oddity (1969), Life On Mars? (1971), Moonage Daydream (1972), Starman (1972), Station To Station (1976), Heroes (1977), Let’s Dance (1983) oder Modern Love (1983) zu den Klassikern der Rock- und Pop-Geschichte.
Dabei hat er nicht nur seinen Stil im Laufe der Jahre immer wieder verändert, sondern auch seine damit einhergehenden Alter Egos wie Ziggy Stardust, Thin White Duke oder Major Tom. Daneben spielte er auch mit seiner Androgynie und seinen ausgefallenen Kleidungsstücken, die zu seiner Bekanntheit beigetragen haben. Dazu gehörte sicher auch sein Spielen mit seiner Sexualität. So hat er zu Beginn der 1970er Jahre behauptet homosexuell zu sein, zu einer Zeit in der das doch noch recht anrüchig war, obwohl er seit 1970 mit Angela ″Angie″ Barnett verheiratet war und seit 1971 einen Sohn hatte. Barnett hat vor allem bei der Konzeption und Anfertigung der Kostüme mitgearbeitet.
David Bowie hinterließ bei seinem Tod ein riesiges Archiv von mehreren Millionen Dokumenten. Regisseur und Drehbuchautor Brett Morgan hat vom Bowie Estate die Gelegenheit bekommen, das Archiv als Grundlage für seinen Film zu nehmen. Dadurch konnte der Regisseur aus dem riesigen Fundus auf Gemälde, Skulpturen, Kurzfilme und Musikaufnahmen zurückgreifen, die Bowie im Laufe seines Lebens angesammelt hat. Dabei haben die Erben Brett Morgen völlige kreative Freiheit zugesichert.
Fünf Jahre hat Regisseur an dem Material gearbeitet, damit er einen Film vorlegen konnte, dem es trotz seiner Länge von 135 Minuten gelingt, nie langweilig zu sein. Dadurch ist eine Dokumention entstanden, die keine eigentliche Biographie ist, sondern eine spannende Collage aus Bildern und Musik, Gedanken und Inspirationen, in der vor allem David Bowie selbst zu Wort kommt.
Bowie hat viele ausgesprochen kluge, nachdenkliche und selbst-reflektierende Interviews gegeben, viele davon mit dem englischen Fernsehen. Sie zeigen einen Menschen, der deutlich macht, dass es für ihn eine Freude ist, sich immer wieder neu zu erfinden und neue Charaktere zu spielen, die jeweils auch zu seiner gerade veröffentlichten Musik passten. Es wird aber auch klar, dass David Bowie versuchte, seine wahre Persönlichkeit hinter den Masken von Ziggy Stardust und anderen Identitäten zu verstecken.
Neben den Interviews und den Bühnenauftritten bekommt man als Zuschauer höchstens noch Aufnahmen von begeisterten Fans zu sehen und zu hören. Es gibt kaum Interviews mit Freunden, Kollegen oder Familienangehörigen. Ob dies ein Nachteil ist, bleibt dem Zuschauer überlassen.
Dabei beschränkt sich Morgan nicht auf Film- und Fernsehausschnitte, in denen David Bowie selbst auftritt, sondern er zeigt auch immer wieder Bilder und Szenen aus bekannten Filmen wie ″Metropolis″ oder ″Nosferatu″ oder zitiert Texte von Friedrich Nietzsche oder Bert Brecht. Viele der Zitate sind dann mit bekannten Bowie Songs unterlegt, nicht immer in den bekanntesten Versionen.
Für die Remastering der Musikstücke war Bowies langjähriger Produzent Tony Visconti und der Oscar-prämierte Tonmeister Paul Massey verantwortlich, die Bowies Originalaufnahmen neu abgemischt und für die Kinoleinwand aufbereitet haben. Hierbei muss positiv vermerkt werden, dass viele der Performances nicht nur angespielt, sondern auch ganz zu sehen oder zu hören waren, wie zum Beispiel Aufnahmen von Heroes, Sound And Vision oder eine modernisierte Version von Starman.
Auch wenn Regisseur und Drehbuchautor Brett Morgen für seine Dokumentation den großartigen Fundus, den David Bowie im Laufe der Jahre zusammengetragen hat, hervorragend ausnutzt, ist ″Moonage Daydream″ keine konventionelle Dokumentation, denn der Film blendet doch große Teile von Bowies Privatleben aus, obwohl er seinen Halbbruder Terry, der Bowie in die Musik eingeführt hat, und seine angespannte Beziehung zu seiner Mutter anspricht. Die Beziehung zu seiner erste Frau Angela Barnett und zu weiteren Weggefährt:innen werden nicht erwähnt auch nicht sein Sohn – der britische Regisseur Duncan ″Zowie″ Jones, der ja vor allem von dem ehemaligen Kindermädchen Marion Skene aufgezogen wurde, wohl aber ein wunderbares Statement Bowies zu Iman, seiner zweiten Ehefrau. Wer mehr persönliche Inhalte in dem Film erwartet, wird enttäuscht werden.
In dieser Dokumentation geht es vor allem um den öffentlichen David Bowie. Sein Privatleben bleibt im Film rätselhaft. Er sagt in einem Interview, er hätte noch nie in seinem Leben eine Immobilie gekauft (zumindest bevor er sich mit Iman in New York niedergelassen hat) und nur in London, Los Angeles oder Berlin gelebt (er hatte allerdings auch ein Haus in der Schweiz). Dabei sei er einfach der Berufung eines Künstlers nachgegangen.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) hat das Biopic mit dem Prädikat "besonders wertvoll″ ausgezeichnet, denn ″Moonage Daydream″ ist als Dokumentarfilm über David Bowie so außergewöhnlich, besonders und einzigartig wie der Künstler selbst.
Insgesamt ist ″Moonage Daydream″ - wie bereits geschrieben - eine beeindruckende Collage aus Gedanken, Inspirationen, Bildern und Musik. Die Dokumentation ist eine wunderbar gestaltete Hommage an einen klugen, sensiblen und reflektierenden Künstler, die mit einer Auswahl aus 48 teilweise neu aufgemischten Songs von David Bowie gekrönt wird und die - auch wenn es immer wieder Filmsequenzen gibt, die sich wiederholen – bei einer Länge von 135 Minuten nie langweilig ist.
Foto 1: Cover Blu-ray © Universal Pictures International Germany
Foto 2 - 4: David Bowie © Universal Pictures International Germany
Info:
"Bowie - Moonage Daydream" ist ab dem 08.12.2022 als DVD und Blu-ray im Handel erhältlich. Bereits seit dem 24.11.2022 ist der Film digital verfügbar. Die Blu-ray enthält englische Fassungen in DTS-HD Master Audio 5.1, Dolby Atmos und LPCM Stereo. Die Untertitel sind in Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch und Niederländisch. Die Songs sind nicht untertitelt. Das Bildformat der Blu-ray ist 1,78:1 Widescreen. Die Blu-ray enthält eine englische Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte. Die Disc enthält keine Extras.
Moonage Daydream (USA, Deutschland 2022)
Originaltitel: Moonage Daydream
Genre: Dokumentation, Musik, Biopic
Filmlänge: ca. 135 Min.
Drehbuch und Regie: Brett Morgen
Darsteller: David Bowie u.a.
Verleih: Universal Pictures International Germany
FSK: ab 12 Jahren