01 AEIOU c Reinhold Vorschneider KopieNeue DVDs im Winter (6)

Hannah Wölfel

Frankfurt (Weltexoresso) - Frauen unter sich im Schwimmbad? Die verletzte Ballerina kann nicht mehr tanzen? Eine Verfilmung von Thomas Mann für Bildungsbürger? Die ältere Schauspielerin und ein Jüngling lieben sich? Ziemlich speziell wirken die diversen Szenarien der jeweiligen Filme- doch gemeinsam ist allen, dass sich vermeintlich marginale Probleme als allgegenwärtige menschliche Themen entpuppen.

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Im „FREIBAD“ treffen normale weiße Frauen, neudeutsch „cis Frauen“, auf Trans- und Queerweiber, verschleierte Araberinnen auf freche Türkinnen. Unter ihnen trainiert eine Muslima im hautengen Latexüberzug, während Andrea Sawatzki als sommersprossige letzte Feministin (mutig auch als Schauspielerin) alle mit ihrem blanken Busen herausfordert. Den ewigen Streit zwischen den Frauen versucht eine winzige schwarze Bademeisterin vergeblich zu schlichten.

Wie immer in den Filmen der Regisseurin Doris Dörrie, gibt es viele absurde Situationen und ausgeweidete Klischees, dadurch reichlich was zu lachen und einen versöhnlichen Schluss: Zukünftig gilt dann nur noch die Regel „nicht ins Wasser pinkeln!“


DasLebenEinTanz 008 KopieIn „DAS LEBEN EIN TANZ“ verletzt sich auf der Bühne die Primaballerina Elise, gespielt von der Balletteuse Marion Barbeau. Brutal prophezeit ihr eine wenig einfühlsame Ärztin, sie könne nie mehr tanzen. Der hoffnungslos in sie verliebte Physiotherapeut ist dagegen optimistischer, aber Elise sucht nach einem neuen Leben ohne Ballett. Doch das Leben ist ein Tanz – und so gerät sie durch allerlei Zufälle an den zeitgenössischen Tanz, in dem sie ihre eigenen Gefühle ausdrücken kann: Verzweiflung, Erregung oder Angst vor dem Neuen. Das evoziert sie so überzeugend, dass sogar ihr Vater, ein strenger Jurist, davon berührt wird.

Der Film wurde vom legendären israelischen Choreografen Hofesh Shechter mitproduziert, der sich selbst spielt, Elise in seine Tanzgruppe integriert und von ihr fordert: „Zeige Deinen Schmerz!“ 


fk pressefoto 10 KopieDie Verfilmung der „BEKENNTNISSE DES HOCHSTAPLERS FELIX KRULL“ ermöglicht uns, Thomas Mann , den Autor der gleichnamigen Romancollage, im Kino neu zu entdecken. Manche haben vielleicht das Buch verwirrt zur Seite gelegt oder gar die - mit dem Nobelpreis bedachten - „Buddenbrooks“ nicht zu Ende gelesen. Regisseur Detlev Buck schafft es jedoch, mit dem Drehbuch von Daniel Kehlmann, die unvollendete Vorlage Thomas Manns spannend, erotisch und weiterhin höchst rätselhaft zu erzählen. Schauspielerisch ist der Film hochkarätig besetzt, unter anderen mit Liv Lisa Fries und Maria Furtwängler.

Der großartige bildgewaltige Streifen mutet den Zuschauenden - durch seine Zeitsprünge und aneinandergereihten Episoden an wechselnden Orten - einiges zu. Doch überrascht nimmt man danach das einst verschmähte Buch wieder zur Hand…

02 AEIOU c Reinhold Vorschneider KopieA E I O U - DAS SCHNELLE ALPHABET DER LIEBE: Die schräge ältere Schauspielerin Anna, gespielt von Sophie Rois, wie man sie wirklich aus der Berliner Volksbühne kennt, trifft auf einen verklemmten jungen Mann. Sie soll ihm das Sprechen auf der Bühne beibringen, mit „Aaahs“ und „Ooohs“ lernt er Vokale deutlich zu artikulieren, später dann auch während der Liebe mit ihr… Aber die muss noch warten und ist zunächst schwierig: „Hast Du keine Freundin in Deinem Alter“, motzt sie nach einem zärtlichen Übergriff und schubst ihn in die Badewanne. Aber natürlich werden beide ein Paar und sind fest davon überzeugt, ihre Liebesgeschichte sei ohne Beispiel.

Freundlicherweise entsteht daraus kein sozialpädagogisches Drama . Im Gegenteil, die beiden reisen an die Cote d'Azur, an cineastisch bekannten Orte von Juwelendieben und Meisterklauern spielen sie - gewaltlos - ein wenig Bonny and Clyde.


Fotos:
"Freibad" Constantin Film © Constantin Film 
"Das Leben ein Tanz" Studiocanal Home Entertainment / © Studiocana
"Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull"mm-Filmpresse Home Entertainment / © Marco Nagel Warner Bros.
"AEIOU - das schnelle Alphabet der Liebe" Studiocanal Home Entertainment / Fotos: @ Komplizen Film. Fotograf: Reinhold Vorschneider (auch Bild oben)