Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. Januar 2023, Teil 12
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Für Alana Mayo, Leiterin von Orion Pictures von MGM (ein neu gegründetes Studiolabel, das Filme über und von unterrepräsentierten Stimmen entwickelt und produziert), war Chinonye Chukwus Vision für die Erzählung dieser Geschichte entscheidend. „Chinonye Chukwus einzigartige filmische Erzählung von Mamie Till-Mobleys bemerkenswerter Geschichte stellt die wunderbare Menschlichkeit schwarzer Freude und Tragödie in den Mittelpunkt. In diesem Film sehen wir die Kraft dieser Mutter, die heldenhaft und unermüdlich für Gerechtigkeit für ihren Sohn gekämpft hat“, so Mayo. TILL – KAMPF UM DIE WAHRHEIT steht für einen kulturellen Wandel in Hollywood. Dort gibt es mittlerweile kreative Heimstätten wie Orion für das, was Mayo „ein breiteres Spektrum an kreativen Geschichten und Erzählern“ nennt.
Die Mutter von Emmett Till, Mamie Till-Mobley, weigerte sich, zum brutalen Lynchmord an ihrem 14-jährigen Sohn zu schweigen. Mamie sprach mutig über Rassenunrecht und weiße Vorherrschaft im Süden zu einer Zeit, in der Frauen und Schwarze keine Stimme hatten und sich nicht ohne Konsequenzen äußern durften.
Die Darstellerin von Mamie im Film, Danielle Deadwyler, die selbst Mutter ist, war sich der immensen Verantwortung bewusst, die auf ihren Schultern lastete. Deadwyler sagt: „Ich war wirklich voll Demut und hatte den großen Wunsch, Mamie darzustellen, und zwar in einem so bedeutenden Moment der persönlichen Tragödie und der politischen Rebellion – ein Segen für die Bürgerrechtsbewegung. Und ich wollte die Freude an der Liebe und dem gemeinsamen Leben von Mamie und ihrem geliebten Emmett zeigen.“
Mamie schloss sich der Organisation der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung NAACP an und nutzte die Ermordung ihres Sohnes, um den Rassismus in Amerika, die soziale Ungerechtigkeit und den rassistischen Terror der Lynchjustiz ins Rampenlicht zu rücken. Sie bestand darauf, dass die Beerdigung mit offenem Sarg stattfinden und die Welt sehen sollte, „was mit ihrem Jungen passiert ist“. Mamie erlaubte auch dem Jet Magazine, ein Foto von Emmetts verstümmeltem Körper auf der Titelseite abzubilden, was für weltweite Aufmerksamkeit in den Medien sorgte.
Die Geschichte des Rassenterrors aus der Sicht von Mamie zu erzählen, erforderte einen nachdenklichen, innovativen Blickwinkel, der die Zuschauer einlädt, die Geschichte aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Der Film befasst sich auch mit dem Thema des Generationentraumas und den psychologischen Auswirkungen auf schwarze Menschen, die schwarze Familie und die schwarze Community.
Autor und Produzent Keith Beauchamp meint dazu: „Dies ist zwar ein bitterer Teil der amerikanischen Geschichte, aber auch eine ermutigende Geschichte über die Überwindung eines großen Traumas und das Finden der eigenen Stimme, um Veränderungen herbeizuführen, Gesetze zu ändern und sich für die Menschenrechte einzusetzen. Mamies Geschichte ist die Geschichte einer unbekannten amerikanischen Heldin.“
Die Geschichte wird zum Drehbuch
Die Geschichte von Emmett Till ist vielen Amerikanern und Menschen auf der ganzen Welt leider unbekannt. Niemand weiß von dem heldenhaften Kampf Mamie Till-Mobleys, die Gerechtigkeit für den Lynchmord an ihrem Sohn forderte. Die Produzenten (Barbara Broccoli, Fred Zollo, Tom Levine und Michael Reilly) und Schauspielerin Whoopi Goldberg meinen: „Es ist eine dieser Geschichten, die man kennt, wenn man schwarz ist. Wenn man Brüder hat, hat man davon gehört, wissen Sie. Und es fängt mit einem Gespräch an, und dann spricht man öfter darüber.“ Das ist das Ziel aller Beteiligten, die TILL – KAMPF UM DIE WAHRHEIT gemacht haben: Aus der Vergangenheit lernen und in der Gegenwart handeln, um eine bessere Zukunft zu schaffen.
Die Autorin/Regisseurin Chinonye Chukwu stimmte einem Treffen mit Orion Pictures und den Produzenten des Films zu, da sie von der Hartnäckigkeit einer Produzentin, Barbara Broccoli, bewegt und inspiriert war. „Eine Sache, die man bei Barbara schnell lernt, ist, dass sie vor nichts zurückschreckt, wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat. Ich war wirklich gerührt, und das Gefühl, als Künstlerin so gewollt und geschätzt zu sein, hat mich überwältigt.“ Chukwu erinnert sich: „Eines der ersten Dinge, die ich bei dem Treffen sagte, war, dass die Protagonistin dieses Films Mamie ist, es geht um Mamie und ihre emotionale Reise.“
Die Produzenten stimmten zu, ohne zu fragen.
„Ich sagte: ‚In meiner Version dieses Films wird es keine physische Gewalt gegen Schwarze geben, denn ich bin nicht daran interessiert, mich an dieser Art von physischem Trauma zu erfreuen. Wir werden an einem Ort der Freude beginnen und enden. Wir müssen Freude sehen.‘“
Die Produzenten stimmten erneut zu.
„Ich habe fünf Jahre meines Lebens damit verbracht, in Gefängnissen zu arbeiten, da ich den Film Clemency gemacht und mit inhaftierten Menschen in der Todeszelle gesprochen habe, mit Dutzenden von Menschen, die in Gefängniskomplexen arbeiten – das war unglaublich düster. Ich habe mein Leben meinem letzten Film gewidmet, ohne Pause. Deshalb war ich mir nicht sicher, ob ich bereit sein würde, TILL – KAMPF UM DIE WAHRHEIT zu machen.“
Leider hat sich die Geschichte, wie so oft, wiederholt. Siehe Mai 2020. George Floyd war ein weiterer sinnloser Mord an einem Schwarzen, dieses Mal in Minneapolis, wieder durch die Wurzeln der weißen Vorherrschaft in Amerika. „Im Jahr 2020 war ich also bereit. Mir wurde klar, dass diese Geschichte erzählt werden muss, und zwar jetzt. Damals habe ich mich als Künstlerin, als Mensch der Sensibilität verschrieben, die diese Geschichte braucht, der Sensibilität und dem handwerklichen Geschick, es auf eine Art und Weise zu erzählen, die menschlich ist, die ermächtigend ist und die notwendig ist“, sagt Chukwu.
Zu Beginn des Films sehen wir die besondere Beziehung zwischen Mamie und Emmett, die ihr Leben in Chicago leben. Als Emmett sich auf einen Besuch bei seinen Cousins in Mississippi vorbereitet, sagt Mamie zu Emmett, er solle „sich klein machen“. Und obwohl er es versucht, reicht seine Version von „klein“ nicht aus, um seine kosmopolitische Art vor dem Jim- Crow-Süden zu schützen.
„Mamie versucht ganz bewusst, Emmett vor einem rassistischen Sicherheitsbeamten im Kaufhaus Marshall Fields zu verstecken. Das ist ein Ort, an dem sie schon oft waren, und er will nur eine Brieftasche kaufen. Sie will diese Alltagserfahrung nicht mit dieser wirklich hässlichen Realität trüben“, erklärt Chukwu. „Es war mir wichtig, dass wir diese verschiedenen Schichten sehen können, dass wir sehen, wovor Emmett abgeschirmt wird, während er gleichzeitig in seiner eigenen kindlichen Unschuld lebt. Er war ein Kind – ich bin wirklich froh, dass wir in der Lage waren, Momente der Verspieltheit, der Zärtlichkeit und vieler gelebter Erfahrungen vor seinem Lynchmord zu zeigen.“
„Die Beziehung zwischen Emmett und Mamie ist eine komplexe, dynamische Liebe. Eine Mutter-Sohn-Liebe, geprägt von Freude und Respekt“, sagt Danielle Deadwyler. „Ich denke über diese Dynamik nach, wenn ich an meinen eigenen Sohn denke. Mein Sohn ist zwölf Jahre alt, und wir haben diese spielerische Beziehung. Ich möchte, dass er aufblüht. Mamie wollte, dass Emmett aufblüht. Und er tut dasselbe für sie. Mein Sohn tut dasselbe für mich. Es ist eine ganz besondere Verbindung: ‚Ich kann miterleben, wie du dich voll entfalten kannst, und du kannst miterleben, wie ich mich voll entfalten kann.‘“
„Wir sehen sie in diesem Moment zu Beginn des Films. Wir sehen sie, wie sie zusammen singen und sich aneinander erfreuen. Sie genießen das, was Emmett so sehr liebte, nämlich die Musik. Und sie sind in diesem Moment einfach lebendig und frei“, erinnert sich Deadwyler. „Und dann tauchen wir in das matriarchalische Gefühl ein, das man immer hat, wenn man sich um sein Kind kümmern will. Was es bedeutet, eine Mutter zu sein, eine schwarze Mutter, und dafür sorgen zu wollen, dass es dem eigenen Kind gut geht. Zu erfahren, was mit ihm passiert. Und dann zu versuchen, aus dem, was deinem Kind widerfahren ist, das Beste zu machen, was du kannst. Es ist eine absolut liebevolle und liebenswerte Dynamik, ich tue nichts anderes, als aus dem zu schöpfen, was ich selbst erlebe, aus Mamies Memoiren, die sie zusammen mit einer Gleichaltrigen geschrieben hat. Und was es bedeutet, jemand zu sein, der einen anderen Menschen zutiefst liebt und sich um ihn kümmert."
Foto:
©Verleih
Info:
Besetzung
Danielle Deadwyler – Mamie Till-Mobley
Whoopi Goldberg – Alma Carthan
Jalyn Hall – Emmett Till
John Douglas Thompson – Moses Wright
Sean Patrick Thomas – Gene Mobley
Jayme Lawson – Myrlie Evers
Tosin Cole – Medgar Evers
Frankie Faison – John Carthan
Haley Bennett – Carolyn Bryant
Die Filmemacher
Chinonye Chukwu – Regisseurin
Keith Beauchamp – Produzent
Barbara Broccoli – Produzentin
Bobby Bukowski – Kamera
Marci Rodgers – Kostümbildnerin
Abruck aus dem Presseheft