Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 16. März 2023, Teil 6
Hirokazu Kore-eda
Seoul (Weltexpresso) – Wie entstand die Idee zu BROKER?
Während meiner Arbeit an LIKE FATHER, LIKE SON (2013) entwickelte ich ein starkes Interesse an Fragen rund um Adoptionen. Ich denke das verstärkte sich noch, weil mein eigenes Kind zu genau dieser Zeit geboren wurde. In Japan begegnete mir das Konzept der „Babyklappe“ in einem Buch und später konnte ich sogar an einem Workshop zu genau diesem Thema teilnehmen.
Während meiner Recherche erfuhr ich, dass es mit den „Babyboxen“ in Korea ein sehr ähnliches System gab und das dieses Thema dort sehr viel präsenter war und intensiver diskutiert wurde als in Japan. Bereits zu dieser Zeit sprach ich mit meinen späteren Darstellern Song Kang-ho, Gang Dong-won und Bae Doona, ob wir diesen Film gemeinsam in Korea machen sollten. Gemeinsam mit ihnen, so dachte ich, könnte ich aus der Idee einen Film entstehen lassen. Also schrieb ich im Herbst 2016 ein etwa 5-seitiges Skript mit dem Titel „Cradle“, mit den Dreien als Hauptfiguren. So begann die Arbeit an BROKER.
Welche Art von Geschichte möchten Sie mit BROKER erzählen?
Während des Drehbuchschreibens und der Recherche in Südkorea konnte ich die Geschichten der Kinder hören, die in einer Babybox abgelegt worden waren. Als ich diese verzweifelten Kinder fragen hörte, ob es denn überhaupt gut sei, überhaupt geboren worden zu sein, wollte ich einen Film machen, der diese Frage beantwortete. Von Beginn an sollte der Film sowohl eine Geschichte über einen Mann sein, der dieses Kind aus der Babybox verkauft, als auch über zwei Frauen, die über ihre Verbindung mit diesem Kind zu Müttern werden. Ich wollte auf keinen Fall, dass mein Film den Kindern am Ende suggeriert, es sei schlecht, geboren zu werden. Oder, dass ihre Mutter die Geburt bereut hätte. Ich wollte, dass der Film ganz klar sagt: „Es ist gut, geboren zu werden“.
In dieser Hinsicht ist BROKER ein Film über das Leben.
Warum haben Sie sich für Song Kang-ho, Dong-won Gang, Bae Doona, Ji-eun Lee und Lee
Joo-young als Hauptdarsteller enschieden?
Bei Song Kang-ho wusste ich von Anfang an, dass er die Rolle des Sang-hyun spielen sollte, noch bevor ich das Drehbuch schrieb. Diese Figur, mit ihrem Mix aus kaltem Materialismus und tiefer Menschlichkeit, passt perfekt zu ihm, da er diese Ambivalenz sehr authentisch verkörpert. Dong-won Gang hatte mich mit seiner Leistung in SECRET REUNION (2010) sehr beeindruckt. Seine Augen haben in diesem Film dieses Stechende und zutiefst Einsame, das ich auch für BROKER wollte. Als trüge er die Traurigkeit der ganzen Welt auf seinen Schultern. Bae Doona hatte ich das ursprüngliche Kurz-Skript zugeschickt und als sie mich später in Japan traf, besprachen wir gemeinsam, wie wir ihre Rolle ausgestalten wollten. Sie hat dieses geniale Timing in ihren Dialogen, das man nicht lernen kann. Sie schafft es, mit perfekt gesetzten Pausen zwischen ihren Sätzen für die richtige Emotion zu sorgen. Von Ji-eun Lee war ich hin und weg als ich ihr nuanciertes Spiel in der TV-Serie „My Mister“ (2018) sah. Es war beeindruckend, wie sie über die gesamte Länge der Serie den gleichen Ton in ihrem Spiel traf. Vor allem ihre einzigartige, leicht heisere Stimme fand ich sehr anziehend. Für die Rolle der Ermittlerin Lee habe ich eine ganze Reihe Schauspielerinnen gecastet. Darunter auch Lee Joo-young, die ich bereits in ITAEWON CLASS (2020) und A QUIET DREAM (2016) gesehen hatte. Ich fand ihre aufrechte und fröhliche Art sehr passend für die Rolle.
Gab es eine Sprachbarriere am Set?
Die gibt es immer. Selbst, wenn ich nur mit Japanern drehe, verstehen nicht immer alle Schauspieler, was ich von ihnen will. Das Wichtige ist, dass man weiß, wie man sie überwindet.
Welche Reaktion des Publikums erhoffen Sie sich auf BROKER?
Ich überlasse es gänzlich den Zuschauern, wie sie auf den Film reagieren! Was ich aber sagen
kann, ist, dass jeder Schauspieler im Film wirklich beeindruckend war – sogar das Baby. Es ist ein
Film, in dem man die Freude am Spielen sofort spürt. Ich hoffe, dass sich dieser Aspekt so gut es
geht für das Publikum zur Geltung kommt.