Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Was hat Sie an dem Projekt gereizt?
Mich hat das Projekt vor allem gereizt, da ich Robert Schwentke kenne, schon mit ihm gearbeitet habe und ihn für sehr klug, talentiert und kultiviert halte. Ich mochte seinen Film DER
HAUPTMANN sehr, den er vor ein paar Jahren gedreht hat. Als ich das Drehbuch zu SENECA las, dachte ich, dass hier der Keim von etwas sehr Interessantem liegt.
Die Sprache des Films ist eine moderne – gab es eine Diskussion über die Ausdrucksweise?
Mir gefällt, was Robert bereits in DER HAUPTMANN geschaffen hat, und ich persönlich mag einen anachronistischen Touch. Da ich selbst aus dem Theater komme, ist das für mich nicht
wirklich ungewöhnlich, aber im Film ist Anachronismus nicht üblich. Die Zuschauer sagen dann: „Oh, er trägt eine Armbanduhr!“ oder Ähnliches. Im Theater haben wir uns an eine moderne Interpretation gewöhnt, und die Sprache ist natürlich ein Teil davon.
Was denken Sie über Seneca als Life Coach?
Ich denke, ein Life Coach bzw. die Idee einer Person, die anderen sagen kann, wie sie sich verhalten sollen, ist sehr gefährlich. Ich kann anderen nicht sagen, wie sie sein sollen. Ich glaube, es ist eine große Anstrengung für Menschen selbst herauszufinden, wie sie sein sollen. Ich finde etwas Faschistisches an dem Konzept, dass eine Person A einer Person B sagt, was sie wählen soll, was sie glauben soll, was das Leben ist. Ich kenne die Erfahrung des anderen nicht. Ich möchte selbst solche Dinge nicht gesagt bekommen. Es verrät einen gewissen Blick auf sich selbst, eine Art von Arroganz, zu sagen, auf diese Weise sollte man sich durch das Leben bewegen.
Sie sind das Zentrum jeder Szene. Wie viel Zeit verschlang die Textarbeit?
Ohne das Lesen des Skripts, ohne das Notieren von Anmerkungen und ohne Diskussionen... vier Monate. Also zwei Monate habe ich für das Auswendiglernen aufgebracht, weil es
eigentlich mehr oder weniger eine Art 90-Seiten-Monolog ist. Diese zwei Monate plus die Zeit, die ich während der Dreharbeiten hatte, was wiederum so gut wie keine war, da ich fast jeden Tag gedreht habe. Dennoch habe ich jeden freien Moment genutzt.
Foto:
©Verleih
Info:
Land / Jahr Deutschland, Marokko 2023
Länge 112 Minuten
FSK Ab 16 Jahren
Kinostart 23. März 2023
Regie Robert Schwentke
Drehbuch Robert Schwentke, Matthew Wilder
Konzeption „Thyestes“ Ersan Mondtag
Kamera Benoît Debie
Besetzung
John Malkovich (Seneca)
Tom Xander (Nero)
Geraldine Chaplin (Lucia)
Louis Hofmann (Lucilius)
Lilith Stangenberg (Paulina)
Samuel Finzi (Statius)
Mary-Louise Parker (Neros Mutter Agrippina)
Andrew Koji (Felix)
Julian Sands (Rufus)
Alexander Fehling (Decimus)
Wolfram Koch (Fabius)
Annika Meier (Cecilia)
Samia Chancrin (Balbina)