fuchsSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. April 2023, Teil 13

Redaktion

Wien (Weltexpresso) - Partner- und Drehortsuche: Die Zusammenstellung der Produktion und das Auffinden geeigneter Partner war nicht leicht. Neben Goigingers eigenen Produktionsfirmen, 2010 Entertainment aus Österreich und Giganten Film aus Deutschland, fand der Filmemacher Mitstreiter in Geißendörfer Pictures aus München und der Wiener Lotus-Film. Als Finanzierungspartner stieg noch die Wiener Film AG ein, Senderpartner sind SWR, ARTE, BR und der ORF über das Film/Fernseh-Abkommen. Förderung erhielt DER FUCHS von DFFF, Film- und Medienstiftung NRW, FFF Bayern, Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, BKM, Österreichisches Filminstitut, FISA – Filmstandort Austria, Filmfonds Wien, Land Salzburg/Kultur, Land Salzburg/Wirtschaft, Stadt Salzburg.


„Es war megakompliziert. Aber bei einem historischen Arthousefilm geht es nicht ohne viele Partner. In der Praxis funktionierte dieses Produzentenkonstrukt sehr gut, weil wir uns alle super verstanden haben und auf einer Wellenlänge waren“, erzählt Goiginger.

Der ursprüngliche Drehstart im Frühjahr 2020 musste aufgrund der Coronapandemie um ein Jahr verschoben werden, wobei die Verschiebung um ein ganzes Jahr auch mit der Geburt der jungen Füchse zusammenhing, die jeweils nur im Frühjahr stattfindet. Los ging es dann am 21. April 2021 an Drehorten in Nordrhein-Westfalen, Niederösterreich und dem Salzburger Land. Der Frankreich-Teil entstand in Deutschland. „Wegen Corona war es uns zu riskant, in Frankreich zu drehen, zur damaligen Zeit gab es noch keine Impfung, vieles war unklar, und behördliche Genehmigungen einholen, war alles andere als einfach“, erinnert sich der Filmemacher.

Als schwierig gestaltete sich die Locationsuche des elterlichen Hofs. „Ich hätte nie für möglich gehalten, dass es so schwierig werden würde, einen passenden Bergbauernhof zu finden“, erzählt er. Die ursprüngliche Idee, im Pinzgau fündig zu werden, musste begraben werden. „Im Pinzgau hat der Tourismus vieles zerstört. Es gibt nur noch wenige originale Bauernhöfe. Die meisten wurden umgebaut bzw. abgerissen und durch riesige Hotelkomplexe ersetzt. Das ist echt traurig“, erzählt der gebürtige Salzburger. Auch die Suche in Tirol blieb erfolglos. Erst im Pongau am Großarl im Salzburger Land fand Goiginger den passenden Hof: die Karseggalm, die mit 400 Jahren die älteste Almhütte im Großarltal ist. „Sie hat noch eine originale Rauchkuchl aus dem 17. Jahrhundert, Lehmboden, kein Strom und Alleinlage am Hang. Das war mir wichtig“, erklärt Goiginger.

Die Szenen, die an der deutschen Westgrenze spielen, wurden an Originalschauplätzen gedreht. Die Kaserne, in die Franz‘ Trupp geschickt wird, liegt fünf Kilometer von der belgischen Grenze entfernt und diente im Zweiten Weltkrieg als Munitionslager der Deutschen. Die französische Küste wurde in Amrum an der Nordsee gedreht, das Haus von Marie fand die Produktion in Niederösterreich, und das französische Schloss, in dem sich die Kompanie niederlässt, steht bei Düsseldorf.

 

Eine besondere Bildsprache

Wie bereits bei DIE BESTE ALLER WELTEN arbeitete Adrian Goiginger auch bei DER FUCHS wieder mit den Kameramänner Yoshi Heimrath und Paul Sprinz zusammen. Die Bildsprache legt den Fokus klar auf Franz Streitberger: „Uns war das Mitgehen mit unserem Protagonisten sehr wichtig, das Erzählen aus seiner Perspektive. Als Referenzfilm hatten wir SON OF SAUL von László Nemes im Hinterkopf, einer der intensivsten Filme, die ich kenne“, erzählt der Filmemacher. Auch SON OF SAUL wurde im 4:3-Format gedreht. „Ich bin kein 4:3-Fetischist, finde aber, dass es zu historischen Filmen sehr gut passt. Es schafft auf eine sehr einfache Art einen historischen Flair“, so Goiginger, der einräumt, dass er am liebsten auch noch auf 35 Millimeter gedreht hätte, was die praktische Umsetzung allerdings erheblich erschwert hätte. Um nah an Franz zu sein, kam auch die Handkamera viel zum Einsatz. Wenn Franz und Marie durch die Getreidefelder bzw. Wiesen spazieren, war Terrence Malick eine Referenz. „Das Traurig-Schöne am Krieg war, dass viele Menschen, mein Urgroßvater eingeschlossen, zum ersten Mal in ihrem Leben aus ihren Heimatdörfern, ihrem Land kamen. Die meisten waren bettelarm, Urlaub machte von denen keiner. Durch den Krieg konnten sie die Welt bereisen, kamen zum ersten Mal ans Meer...“, erzählt der Filmemacher. „Gutes Filmemachen findet über Bilder statt, nicht über Dialog. Mir macht es irre Spaß, Bilder zu überlegen, Handlungen, Blicke.“

Bei der Ausstattung und den Kostümen setzte Adrian Goiginger auf historische Genauigkeit. Die Produktion zog dafür extra einen Historiker zu Rate, der wiederum eng mit dem Szenenbild- und Kostümbilddepartment zusammenarbeitete. Das meiste stammt aus einem riesigen Fundus in Polen, der auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs spezialisiert ist. „Zudem gibt es viele Freaks, die alles Mögliche aus dieser Zeit sammeln und vermieten. Wir hatten nur Originalsachen im Einsatz, auch die LKWs, die dann allerdings die Hälfte der Zeit nicht ansprangen“, so Goiginger. So akkurat und penibel auf das Kostümbild geachtet wurde, so wichtig war dem Filmemacher auch, dass die Kleidung nicht zu sauber ist. „Soldaten sind nun mal im Dreck marschiert. Die Uniformen waren entsprechend krustig, abgerockt. Mich stört es bei entsprechenden historischen Filmen, wenn die Kleidung keine Patina aufweist.“


Momente voller Glück

Rückblickend waren die Dreharbeiten von DER FUCHS, die nach 33 Tagen Mitte Juni 2021 beendet wurden, die anstrengendsten in Goigingers Karriere. „Wir haben das nur stemmen können, weil wir tolle Schauspieler und eine wirklich gute, große Crew hatten, die alles gegeben hat.“ Goiginger weiß, dass jeder Produzent die Augen rollt, wenn ein Dreh mit Kindern und Tieren ansteht und das Wetter mitspielen muss. „Es war nicht leicht. Aber wenn alles easy von der Hand ginge, wäre es auch fad. Ich will ja etwas Besonderes schaffen!“ Trotz aller Strapazen gab es viele tolle Momente am Set, wenn etwa die Szenen mit dem Fuchs geklappt hatten oder die Schauspieler so in ihren Figuren aufgingen, dass der Regisseur nichts mehr erklären musste.

 Die Tatsache, dass Adrian Goiginger als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent in alle Facetten des Projekts eingespannt war, empfand er nicht als Last: „Das ist meine Art, Filme zu machen. Ich kann gar nicht anders. Für mich bringt das nur Vorteile. Ich bin gerne in alle Prozesse involviert, weiß aber auch, wo ich mich raushalte.“


Foto:
Die Crew hinter DER FUCHS
©Verleih

Info:
DER FUCHS

BESETZUNG
Franz Streitberger.   Simon Morzé
Anton Dillinger.        Marko Kerezovic 
Leo.                         Joseph Stoisits
Jokesch                   Pit Bukowski
Decker                     Maximilian Echtinger 
Maier                       Joshua Bader 
Mitteregger.             Stanislaus Steinbichler 
Glück                      Alexander Beyer   
Joseph Streitberger.     Karl Markovics
Marie                            Adriane Gradziel 
Franz Streitberger (jung)       Maximilian Reinwald 
Ferdi Streitberger          Christian Junghuber 
Liesl Streitberger           Karola Niederhuber
Wachsoldat Unteroffizier       Gerrit Klein
Gefreiter                Tom Stevic
Feldwebel Auer      Maximilian Zanon 
Mönch                    Raphael Muff
Hiasi Seiwald          Alexander Linhardt 
Brückenwache Wehrmacht.  Jannik Görger
Rekrut                Simon Jonathan Gierlich 
Gefreiter            Alduin Gazquez

STAB
Drehbuch & Regie Produktion.   Adrian Goiginger
Bildgestaltung.      Yoshi Heimrath , Paul Sprinz     

Abdruck aus dem Presseheft