Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Mit 11,2 Millionen Einwohnern ist Kuba der größte und bevölkerungsreichste Staat der Karibik. Kuba ist in 15 Provinzen und das Sonderverwaltungsgebiet Isla de la Juventud unterteilt. Die Landessprache ist Spanisch. Kuba ist ein zentralistisch organisierter, sozialistischer Inselstaat, in dem die führende Rolle der Kommunistischen Partei (PCC) per Verfassung festgeschrieben ist. Aus seiner Sicht bezieht der Staat seine Legitimität aus der Revolution von 1959 unter Fidel Castro sowie der Abgrenzung zu den USA und deren Embargopolitik. Kuba ist stolz auf sein kostenfreies Erziehungs-, Gesundheits- und Bildungssystem. Das Ergebnis zeigt sich auch darin, daß die Analphabetenrat pro Einwohnerzahl sehr viel geringer ist als in der Bundesrepublik Deutschland. Noch einmal: hier können sehr viel mehr nicht lesen und schreiben als in Kuba, wo es fast jeder kann. Rechtsstaatlichkeit und Individualfreiheitsrechte entsprechen nicht unserem Verständnis.
Mit einer umfassenden Verfassungsänderung im Jahr 2019 (erstmalige Verfassungsgarantie des Privateigentums) sowie mit vorsichtigen Reformen – unter anderem seit 2021 Zulassung von kleinen und mittelständischen Privatunternehmen - versucht Staatspräsident Diaz-Canel, das sozialistische System effizienter zu machen (Kuba hat unter großen wirtschaftlichen Opfern eigene Impfstoffe gegen die Covid-19 Pandemie entwickelt).
Quelle: Auswertiges Amt
Prostitution ist auf Kuba offiziell verboten. Inoffiziell boomt das Sex-Geschäft wie kaum ein anderes. Viele mexikanische und spanische Zuhälter organisieren den Sextourismus in den
nobleren Hotels von Havanna und anderen Großstädten Kubas. Auch Kanadier, Russen und Italiener stecken hinter dem Mega-Deal. Für 60 bis 100 kubanische Pesos, etwa 45 bis 75
Euros, bieten die Profi-Huren in vielen Bars kaum übersehbar ihre Dienste an. Im Vergleich zum durchschnittlichen Monatsverdienst einer Lehrerin oder eines Arztes von rund 20 kubanischen Pesos ist das extrem viel Geld. Den Prostituierten bleibt davon freilich nur ein kleiner Teil übrig. Der Löwenanteil geht in den Rachen der Banden, die dafür mehr oder weniger versteckt die Staatsbediensteten in den Hotels schmieren, einen Taxiverkehr stellen, Hotelzimmer anmieten und Schutzbedienstete für die Mädchen organisieren und die Prostituierten selbst mit gutem Essen in den Hotels bei Laune halten.
Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)
Zum Film
Die Student*innen Benjamin, Katharina und Judith reisen nach Kuba, um Katharinas abgetauchten Bruder Wanja zu finden. Doch dieses Vorhaben wird schnell zur Nebensache – Katharina sucht nach sexuellen Abenteuern, für die sie auch bereit ist zu zahlen, Benjamin nach echter Liebe und Judith will eigentlich gar keine Beziehung. Als der kubanische Tanzlehrer Ignacio auftaucht und die Dreierkonstellation durcheinander wirbelt, verstricken sich alle immer tiefer in emotionalen Widersprüchen, sexuellen Begierden und aufrichtigen Gefühlen. Zunehmend kollidieren zudem die klischeehaften Projektionen der westlichen Tourist*innen mit der komplexen Realität wirtschaftlicher Ungleichheit auf der Insel.
Das Roadmovie VAMOS A LA PLAYA begleitet drei junge Deutsche auf ihrer äußeren und inneren Reise, wirft auf tragikomische Weise Fragen um jugendliche Befindlichkeiten, kulturelle Missverständnisse, Sex-Tourismus und soziale Ungerechtigkeiten auf und gibt einen Einblick in das Verhältnis von naivem Tourismus und kubanischer Lebensrealität. Regisseurin Bettina Blümner wurde für ihr Langfilmdebüt PRINZESSINNENBAD mit dem Deutschen Filmpreis und dem Preis Dialogue en Perspective der Berlinale ausgezeichnet. VAMOS A LA PLAYA feierte seine Weltpremiere im Rahmen des Zürich Film Festivals 2022.
Foto:
©Verleih
Info:
Stab
Regie: Bettina Blümner
Buch: Bettina Blümner & Daniel Nocke
Kamera: Janis Mazuch
Schnitt: Anna Mbiya Katshunga (BFS)
Darsteller
Leonard Scheicher, Victoria Schulz, Maya Unger, Jakub Gierszal, Eugenio Torroella Ramos
Produzentin: Jamila Wenske, María Carla del Río Betancourt (Ko-Produzentin)
Producerin: Jana Lotze