casarSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos seit Mittwoch, 17. Mai 2023, Teil 3

Redaktion

Paris (Weltexpresso) - Waren Sie überrascht, als Guillaume Canet Sie bat, Julius Cäsar zu spielen? 

 

Bevor ich das beantworte, möchte ich die Gemeinsamkeiten erwähnen. Unsere Karrieren verlaufen seit den 1990er Jahren parallel und wir haben schon ein paarmal versucht, etwas zusammen zu machen. Als Laurent Grégoire, mein Agent, dieses Angebot erwähnte, war ich sofort Feuer und Flamme. Außerdem wollte ich schon seit einiger Zeit eine Komödie drehen. Das heißt, es war wirklich ein Geschenk! Dann fand ich heraus, dass Guillaume ursprünglich für die Rolle des Cäsar vorgesehen war, also dachte ich mir, er wird sich bestimmt eine gute Rolle geschrieben haben! 

 

Wie haben Sie sich in der Rolle eines römischen Kaisers vorgestellt? 

 

Als ich die Kostüme und Haare das erste Mal ausprobierte, fiel mir auf, dass ich wirklich wie der Cäsar im Comic aussah. Das erschien mir als ein gutes Zeichen. 

 

Waren Sie in Ihrer Jugend ein Fan der Uderzo-Goscinny-Comics? 

 

Total. Als ich mit 19 zum ersten Mal nach Brasilien reiste, war es Asterix, der mir geholfen hat, mich verständlich zu machen! Ich war ein durchschnittlicher Schüler und schlecht in Fremdsprachen, aber ich konnte dank der lateinischen Schnipsel in den Comics, etwas Portugiesisch lernen. So bekam ich eine grundlegende Vorstellung davon, wie eine lateinische Sprache funktioniert. Ich würde gerne Asterix auf Korsika für die Leinwand adaptiert sehen und das nicht nur, weil ich korsische Wurzeln habe, sondern weil es eine erstaunliche Geschichte mit unglaublichen Charakteren ist. Auch Asterix in Spanien gefällt mir ausgesprochen gut. 

 

Sie übernehmen mit Cäsar eine Figur, die auf der Leinwand bereits von Alain Delon, Alain Chabat und Fabrice Luchini verkörpert wurde. Haben Sie darüber nachgedacht? 


Ich kann Ihnen versichern, mir ist das wirklich egal! Die Vergangenheit bereitet mir keine Sorgen. Wenn ich eine Rolle übernehme, dann gehört sie mir. Das sind alles wunderbare Schauspieler, aber ich fühle mich unbelastet von ihren Leistungen. Ich identifiziere mich nicht damit, auch wenn ich einige der früheren Filme angeschaut habe. Aber ich erinnere mich an Delons Cäsar, der in einer sehr interessanten Szene einen Dialog mit seinem Spiegelbild führte, wodurch man einen Einblick in sein Innenleben zu erhaschen schien.

 

Ihr Cäsar macht eine schwere Zeit mit Kleopatra durch und ist entschlossen, sie zurückzugewinnen.

 

Genau. Julius Cäsar ist zwar der Kaiser, aber gleichzeitig ein ganz normaler Typ, dessen Beziehung in Scherben liegt und der nicht weiß, was er tun soll! Das ist etwas, das jeder Mensch mit etwas Lebenserfahrung nachvollziehen kann. Außerdem dachte ich, dass es in der Welt von Asterix einige ungestüme, fast kindliche Reaktionen geben könnte. Cäsar ist ein Geschenk des Himmels für einen Schauspieler und wir haben uns beim Dreh einiges einfallen lassen, unter anderem die Szene, in der ich an meinem Schreibtisch einen Zusammenbruch erleide. Guillaume bat die Spezialeffekte-Jungs, etwas digitalen Taubendreck hinzuzufügen! Das zeigt auch, dass es trotz der Größe des Projekts, immer Raum gab für komische Elemente. 

 

Cleopatra wird von Marion Cotillard dargestellt, mit der Sie in Xavier Dolans Einfach das Ende der Welt in einem ganz anderen Genre gespielt haben. 


Ich habe früh herausgefunden, dass sie Cleopatra spielen würde und war begeistert davon. Marion ist einer unserer größten Stars, eine außergewöhnliche Schauspielerin, die immer einen Weg findet, einen frischen Ansatz in ihre Figur einzubringen. Sie ist sehr professionell, kann aber auch instinktiv agieren und es ist faszinierend, mit ihr zu spielen. In diesem Fall hatten wir leider nicht allzu viele gemeinsame Szenen.

 

ASTERIX & OBELIX IM REICH DER MITTE ist ein riesiges Projekt, für einen französischen Film. Haben Sie das als Druck wahrgenommen?


Für einen Schauspieler zählt vor allem, dass man zwischen ‚Kamera läuft‘ und ‚Cut‘, den Nervenkitzel spürt. Das ist unabhängig von der Größe des Films. Am Anfang meiner Karriere war ich gelegentlich von den Sets oder Kostümen beeindruckt, aber mittlerweile habe ich gelernt, dass man vor allem eine gute Geschichte und begabte Kollegen braucht. Zu viele Filme setzen auf teure Spezialeffekte und verfehlen dabei den Punkt, um den es geht. Bei diesem Projekt hatte ich eine lustige Rolle zu spielen und wirklich Spaß, obwohl ich eigentlich kein Schauspieler für Komödien oder Serien bin. Ich bedaure nur, dass ich nicht mehr gemeinsame Szenen mit Guillaume, Gilles und Jonathan hatte. Aber ich habe mich immer wieder in der Gesellschaft von Jungs wie Vincent Desagnat und José Garcia wiedergefunden, der im wirklichen Leben ein enger Freund ist.

 

Er spielt Biopix, den hingebungsvollen Schreiber und totalen Cäsar-Fan.

 

José ist einfach eine Maschine und hat einen wirklich ungewöhnlichen Charakter erschaffen. Er kam als Biopix auf das Set und es war eine riesige Freude zu sehen, wie er anfing zu spielen und dabei ständig neue Ideen einbaute. Ich habe auch mit einem anderen Freund, Bun-Hay Mean, die Klingen gekreuzt. Im Grunde war ich in guter Gesellschaft mit der Bande aus nicht so bösen Buben.

 

 

Das alles fand vor dem Hintergrund von schwierigen Wetterbedingungen statt.


Für einen Regisseur ist es schlimm, von den Elementen überwältigt zu werden, aber wir Schauspieler kommen relativ glimpflich davon. Sicher, es war kalt und windig, aber Guillaume muss es deutlich schwerer gehabt haben. Ständig hatte er Entscheidungen zu fällen. Ich arbeitete zum ersten Mal mit ihm zusammen, aber von Anfang an war klar, dass er nicht grundlos Regie führte! Er legte Selbstlosigkeit, die Fähigkeit zu harter Arbeit, die Bereitschaft zuzuhören, sowie Flexibilität und ein solches Talent an den Tag, dass man nur von einem großen Regisseur sprechen kann. Manche Jungs wissen einfach, wie man ein Set leitet und anderen zuhört, Guillaume ist einer von ihnen. Mir ist klar, dass er seine Schauspieler so schätzt, weil er selbst einer ist. Er vermag es, seine Zweifel auszudrücken. Guillaume ist ehrlich und in seinen Filmen findet man das als Handschrift wieder. 

 

INTERVIEW MIT JONATHAN COHEN (GENMAIS)

 

Wie würden Sie Genmais, Ihre Figur im Film, beschreiben?

 

Ich würde sagen, er ist ein kluger Kopf mit einem Auge für das Wesentliche. Vermutlich glaubt er, seiner Zeit voraus zu sein! Er ist ein visionärer Phönizier, bei dessen jüngster Idee es sich um eine Art Energydrink, auf Basis des Zaubertranks, handelt. Genmais greift zu unschönen Methoden, um seine Ziele zu erreichen. Aber er ist ein echter Romantiker, der sich in die Prinzessin verguckt. 

 

Er könnte ein sehr entfernter Cousin einiger Ihrer früheren Charaktere sein, vor allem wegen seines Witzes und seiner Ausdrucksweise. 


Ja, er hat zum Beispiel Gemeinsamkeiten mit Serge le Mytho, und ich weiß, dass Guillaume mich zum Teil deswegen für die Rolle in Betracht gezogen hat. Ich fühlte mich geehrt, als er mich bat, Genmais zu spielen. Meiner Meinung nach ist Guillaume einer der besten französischen Regisseure der aktuellen Generation. In einem Film der Asterix-Saga mitzuwirken, stellt einen Meilenstein in der Karriere eines jeden Schauspielers dar. Es ist eine großartige Gelegenheit, mit dem Publikum in Kontakt zu treten, das sehnsüchtig auf den Film wartet. 

 

Kannten Sie das Asterix-Universum bereits vor dem Dreh?


Natürlich. Ich habe einige der Comics gelesen, die Zeichentrickversionen und natürlich die Spielfilme gesehen, wie den von Alain Chabat. Das von Uderzo & Goscinny über all die Jahre erschaffene Material neu zu überdenken und zu versuchen, es zu aktualisieren, stellte eine große Herausforderung dar. Asterix und Obelix sind nun mal die beliebtesten französischen Helden. 

 

In Bezug auf das Aussehen von Genmais, seine Haare und Kostüme, haben Sie den Jackpot gewonnen! 

 

Als ich mich in meiner gallisch-blonden Perücke sah, musste ich zuerst furchtbar lachen. Der Look führt einen in den kultigen Aspekt dieses Universums ein. Es war eine verrückte Erfahrung. Der nächste Schritt bestand darin, die Dialogzeilen der Figur mit Leben zu füllen. Natürlich hatte sich Guillaume auf das konzentriert, was er am interessantesten fand, aber er nahm sich die Zeit, zuzuhören.

 

Ist Ihnen ein bestimmter Moment im Gedächtnis geblieben? 

 

Als wir mit fast allen Hauptdarstellern, bestehend aus Galliern, Römern und Chinesen, in die Auvergne zogen. Das war einfach magisch, sich am Fuße dieser prächtigen Berge in der Kälte wiederzufinden und das mit Guillaume, Gilles, Vincent, Manu, José und den anderen zu teilen. Ich erinnere mich besonders an einen Tag, als Gilles und ich zwölf Stunden in unseren Wohnwagen warten mussten, bevor wir ein paar Szenen drehen konnten. Es wurde alles ein bisschen strapaziös, weil uns das endlose Warten langsam wahnsinnig machte! Wir lachten wie verrückt und absolvierten gefühlt tausend Stunden Improvisation. Dieser Moment kommt immer zur Sprache, wenn wir uns treffen. 

 

Was halten Sie von Guillaume als Kapitän dieses riesigen Schiffes? 

 

Es gab unfassbar viele Einstellungen zu drehen. Die Sets, Schlachtenszenen und Spezialeffekte waren so aufwendig. Gleichzeitig musste er mit dem unbeständigen Wetter kämpfen, während er auch noch die Hauptrolle spielte. Respekt. Besonders großartig war, dass wir für ASTERIX & OBELIX IM REICH DER MITTE ein enormes Budget hatten, um die bestmögliche Abenteuerkomödie zu realisieren, aber dabei immer noch viel Spaß haben konnten. Der Druck ist an mir vorbei gegangen. Vor allem sind wir erfinderisch und dabei respektvoll geblieben. Wenn ich mir den Film jetzt anschaue, denke ich, dass wir einen guten Job gemacht haben. Das Publikum wird ein großes Spektakel erleben. 

 

INTERVIEW MIT MARION COTTILARD (KLEOPATRA)

 

In ASTERIX & OBELIX IM REICH DER MITTE spielen Sie Kleopatra so extrovertiert wie selten zuvor. Wie haben Sie in die Rolle gefunden? 

 

Kleopatra versetzte mich zurück in meine Kindheit. Wir hatten die komplette Sammlung von Asterix und Obelix-Comics zu Hause, aber meine Fantasie wurde insbesondere durch Asterix und Kleopatra beflügelt.  Für den Film war das die Stimmung, die ich einzufangen versuchte: eine sehr farbenprächtige Dame! Ich wollte mir einen Spaß erlauben mit dieser krisengebeutelten Kleopatra, es ein wenig übertreiben. 

 

Vor allem mit dem fast hysterischen Lachen, das mehrmals vorkommt. Wie sind Sie darauf gekommen? 


Es kam einfach raus, während einer Lesung mit Guillaume. Im Drehbuch stand, dass ‚sie lacht‘ und das ist, was ich mir spontan ausgedacht habe. Es wirkte übertrieben, comichaft und passte somit zu unserem Universum. Also beschlossen wir, es zu einzusetzen. 

 

Monica Bellucci hat auch bereits Kleopatra gespielt und noch davor Elizabeth Taylor. Haben Sie an die beiden gedacht, als Sie die Rolle übernommen haben? 


Es ist nur normal, an Schauspielerinnen zu denken, die diese mythische Figur verkörpert haben, und ich erinnerte mich auch an Mimi Couteliers Leistung in Jean Yannes Die verrücktesten 90 Minuten vor Christi Geburt.  Es war der komödiantische Aspekt der Figur, der mich interessierte, nicht unbedingt der epische Blickwinkel von Filmen wie dem mit Vivien Leigh.

 

Wie fühlt es sich an, sich im Spiegel zu betrachten, geschminkt wie Kleopatra und mit ihrem Kopfschmuck? 


Es wirkte sehr imposant! Das Äußere der Figur ist entscheidend. Ihre prächtigen Kostüme, die unglaublichen Kopfbedeckungen, der Schmuck und das Make-up. Die historischen Nachforschungen waren faszinierend. Wenn man sich das erste Mal wie in der Haut von Kleopatra fühlt, dann ist man dem Ziel nah!

 

Sie spielen wieder mit Vincent Cassel, der Cäsar verkörpert. 

 

Vincent ist einer meiner Lieblinge, als Mensch und als Schauspieler. Wir haben in Einfach das Ende der Welt von Xavier Dolan zusammengearbeitet. Da hat mich seine Performance umgehauen. Das ist aber ein ganz anderes Genre! Wir hatten viel Spaß in unseren gemeinsamen Szenen. Vincent ist ein Energiebündel und voller Charisma, aber ein sehr netter Kerl. 

 

Sie verfügen über Erfahrung mit amerikanischen Big Budget-Produktionen. Haben Sie bei ASTERIX & OBELIX IM REICH DER MITTE Druck verspürt oder konnten Sie sich davor bewahren? 


Diese Art von Filmen sind immer ehrfurchtgebietend, mit ihren gigantischen Sets. Anstatt sich dem zu entziehen, lässt man sich von der Größe des Projekts mitreißen. Das bringt mich zurück zu meinem Traum als junges Mädchen, Schauspielerin zu werden. Für die Darsteller gibt es immer nur ein Ziel, egal wie groß das Projekt ist: Man muss Authentizität erreichen. 

 

Dies muss der größte Film sein, den Guillaume Canet je realisiert hat. Nachdem Sie mehrmals in seinen Filmen zu sehen waren, wie hat er sich ihrer Meinung nach diesmal geschlagen?

 

Ich konnte beobachten, wie er frei und selbstbewusst blieb, während er die Ideen der Menschen um sich herum aufnahm. Vor allem sah ich, wie er das tat, was er besonders liebt: die Menschlichkeit der Figuren herauszuarbeiten. Danach sucht er, egal wie groß das Projekt ist. Deshalb berühren seine Filme das Publikum. Natürlich war der Druck diesmal enorm. Es ist der Höhepunkt von vier Jahren Arbeit. Am Set blieb Guillaume, trotz aller Schwierigkeiten, konzentriert bei der Sache und sorgte dafür, dass er stets von kreativen Leuten umgeben war.