Jean-Luc Godards Meisterwerk kommt in 4K restauriert am Donnerstag, 8. Juni 2023 zurück ins Kino
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der Krimiautor Paul Javal (Michel Piccoli) erhält von dem amerikanischen Filmproduzenten Jeremy Prokosch (Jack Palance) das Angebot, einige Szenen bei dem ins Stocken geratene Filmprojekt über die Irrfahrten des Odysseus von Regisseur Fritz Lang (spielt sich selbst) umzuschreiben. Lang kommt mit dem Film nicht voran, auch weil sich Prokosch immer wieder in die Produktion einmischt. Da er vom Produzenten für die Erarbeitung eines neuen Drehbuches zehntausend Dollar erhalten soll, willigt Paul Laval ein.
Als Pauls Ehefrau Camille (Brigitte Bardot) ebenfalls in der italienischen Filmstadt ankommt, bietet Prokosch ihr eine Mitfahrgelegenheit in seinem Zweisitzer an und lädt sie auch zu einem Drink ein. Da nur eine Person in dem Auto mitfahren kann, treten ersten Unstimmigkeiten zwischen den Eheleuten auf, da es zu der für Camille unbehaglichen Situation kommt, allein mit dem Produzenten mitfahren zu müssen, während Paul zusammen mit der Assistentin zurückbleibt, um dann mit einem Taxi nachzukommen.
Dass Paul verspätet bei dem Haus des Produzenten ankommt und nur fadenscheinige Entschuldigungen nennt, erhöht die Spannungen zwischen dem Ehepaar. Außerdem flirtet Paul ganz offen in Gegenwart Camilles mit der Assistentin. Das Treffen endet mit einer Einladung der beiden nach Capri, damit Paul und Camille Zeugen der Dreharbeiten zu Fritz Langs Odysseus-Verfilmung sein können.
In der außergewöhnlichen Villa Malaparte auf Capri ist Paul so in das Schreiben des Drehbuchs vertieft, dass er das deutliche Interesse des Filmproduzenten an seiner schönen Ehefrau nicht zu bemerken scheint. Camille ist beleidigt und macht Paul später eine Szene.
Das scheinbar so banale Ereignis wird zum Beginn einer schmerzhaften Trennung. Camille glaubt, dass Paul sie an Prokosch verkaufen wolle, damit er den Job bekommt: Diese Erkenntnis führt bei Camille dazu, dass sie erkennt, dass sie ihren Mann nicht mehr liebt. Sie empfindet nur noch Verachtung für ihn und so wird der Zuschauer Zeuge, wie sich die Ehe von Paul und Camille auf verletzende Weise entwickelt…
″Die Verachtung″ (1963), der auf dem gleichnamigen Roman des italienischen Schriftstellers Alberto Moravia von 1954 basiert, ist einer der bekanntesten Filme des französischen Drehbuchautors und Regisseurs Jean-Luc Godard, der am 22. September 2022 im Alter von 91 Jahren verstorben ist.
Jean-Luc Godards Film ist eine ebenso komplexe wie einnehmende Reflexion über das Filmemachen und die Welt des Kinos. Dabei besticht das Werk besonders durch seine konsequente Farbdramaturgie, aber auch durch die originelle Bildsprache von Kameramann Raoul Coutard.
Die Hauptdarsteller sind Brigitte Bardot als Camille Javal und Michel Piccoli als ihr Ehemann Paul Javal. . Neben Fritz Lang, der sich in einer Nebenrolle selbst als Regisseur spielt, hat auch Jean-Luc Godard zwei kurzen Auftritte als Langs Assistent. Der Titel des Films bezieht sich hauptsächlich auf Camille Javals Reaktion, die durch eine einzige Situation plötzlich erkennt, dass sie ihren Mann nicht nur nicht mehr liebt, sondern ihn sogar verachtet.
Der Film ist aber nicht nur die Geschichte einer scheiternden Liebesbeziehung, denn er zeigt auch das Scheitern von Fritz Langs Filmprojekt "Die Odyssee", der in seiner Rolle von seinen Geldgebern - personifiziert von dem von Jack Palance gespielten US-Produzenten Jeremy Prokosch - zu künstlerischen Kompromissen gezwungen wird. Darin kommt nicht nur Godards eigene Verachtung für die damalige Entwicklung der Filmindustrie Hollywoods zum Ausdruck, sondern auch seine eigenen Probleme bei diesem Film mit seinem Produzenten Carlo Ponti.
Insgesamt ist Jean-Luc Godards großer Klassiker vor allem eine komplexe Reflexion über das Filmemachen und die Welt des Kinos, die sich mit dem Konflikt zwischen Kommerz und künstlerischer Unabhängigkeit auseinandersetzt.
Zum 60jährigen Start des Films wurde ″Die Verachtung″ vom Verleih Studiocanal aufwendig in 4K restauriert und kommt, nachdem das Drama zur Feier des Jubiläums bei den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen in Cannes im Rahmen der ″Cannes Classics″ Reihe gezeigt wurde, ab Donnerstag, 8. Juni 2023 in Deutschland in ausgewählte Kinos.
Es lohnt sich also, sich den Film in der neuen Restaurierung noch einmal oder zum ersten Mal im Kino anzusehen, denn das wird dem Publikum ermöglichen, das Drama so zu entdecken, wie der Film ursprünglich gesehen werden sollte. Denn dank der Vorgaben des Regisseurs und dank dokumentierter Informationen konnten die ursprünglichen Kontraste, Details und Sättigungswerte wiederhergestellt werden.
Zusatz: ″Die Verachtung″ wird in der restaurieren Fassung ab dem 29.06.2023 auch im Home-Entertainment in 4K UHD, Blu-ray, DVD und Digital veröffentlicht werden. Ein exquisites, neu designtes Poster des belgischen Künstlers Laurent Durieux rundet die neuerliche Veröffentlichung stilvoll ab.
Foto 1: Das neu designtes Poster des belgischen Künstlers Laurent Durieux © Studiocanal GmbH
Foto 2: Brigitte Bardot als Camille Javal © Studiocanal GmbH
Foto 3: Brigitte Bardot als Camille Javal und Jack Palance als Jeremy Prokosch © Studiocanal GmbH
Info:
Die Verachtung (Frankreich, Italien 1963)
Originaltitel: Le Mépris
Genre: Romanze, Drama, Romanverfilmung
Filmlänge: ca. 103 Min.
Regie: Jean-Luc Godard
Drehbuch: Jean-Luc Godard nach dem gleichnamigen Roman von Alberto Moravia (1954)
Darsteller: Brigitte Bardot, Jack Palance, Michel Piccoli, Giorgia Moll, Fritz Lang u.a.
Verleih: Studiocanal GmbH
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 08.06.2023
Die aufwendig restaurierte Fassung kann in Deutschland ab Donnerstag, dem 8. Juni 2023 in ausgewählten Kinos zu sehen sein. Ab dem 29. Juni 2023 wird sie dann fürs Heimkino als 4K UHD, Blu-ray, DVD und Digital veröffentlicht.