Deutsches Filmmuseum Frankfurt: RHEINGOLD am 24. April

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Den TEE RHEINGOLD gibt es nicht mehr. Schon über 30 Jahre ist dieser Ausweis bundesdeutscher Wohlanständigkeit und luxuriöser Gehobenheit von den Gleisen verbannt, die ihn den Rhein entlang von Holland nach Basel brachten.Niklaus Schilling hat ihm ein Denkmal gesetzt.

 

Das kann man erst heute so richtig erahnen, welche zusammenhängende Geschichte dieser Zug im gleichnamigen Film erzählt. Eine Geschichte erzählen, heißt ja, aus der stattgefundenen Wirklichkeit und Gegenwart, die wir im Nachhinein Geschichte nennen, das an Geschehnisse, Begegnungen und Bildern durch einen erzählerischen Zusammenhang aufzubewahren. Ein Zug namens Rheingold konnte das nun mit seinem Fahrprogramm gleich in mehrfacher Hinsicht, ist doch der Rhein als Fluß schon ein urdeutscher Mythos. Andererseits verbindet er auch in der Wirklichkeit die genannten drei Länder.

 

Donnerstag, 24. April, 18 Uhr

Niklaus Schilling zum 70. Geburtstag

RHEINGOLD

BRD 1978. R: Niklaus Schilling

D: Elke Haltaufderheide, Rüdiger Kirschstein. 91 Min. 35mm

 

Niklaus Schilling zeichnete sich schon durch seinen ersten Spielfilm NACHTSCHATTEN (BRD 1972) als einer der besonders interessanten Regisseure des deutschen Kinos aus. Er verband filmisches Traditionsbewusstsein mit einer starken Neigung zu technischen Innovationen. Aus Schillings Archiv, das er dem Deutschen Filmmuseum anvertraute, zeigt das Kino anlässlich seines 70. Geburtstags Schillings dritten Spielfilm RHEINGOLD. Das faszinierende Melodram über eine Dreiecksgeschichte spielt im Trans-Europ-Express zwischen Düsseldorf und Basel und wurde auch komplett dort gedreht.

 

Das entspricht schon der alten griechischen Auflage von den drei Prinzipien bei der Konstruktion von Dramen, den aristotelischen Einheiten von Raum, Zeit und Handlung in einem Stück, wie gerne gesagt wird, auch wenn dies streng erst in der Renaissance/dem Barock zur Forderung wurde. Eine Zugfahrt und ihre filmische Begleitung ist sozusagen die Verkörperung dieser Einheiten per se. Es geht um Elisabeth, eine Diplomatengattin, die aus bestimmtem Anlaß den Rheingold TEE zu benutzen lernt, für sie zwischen Düsseldorf und Genf und Genf und Düsseldorf.

 

Denn als sie sozusagen noch unschuldig im Zug sitzt, weil sie einfach nur ihre Mutter besuchen will, trifft sie den Jugendfreund Wolfgang wieder. Der ist 'nur' Zugkellner, aber es funkt und wird zur Leidenschaft. Doch eines Tages sitzt auch ihr Mann in UN-Auftrag im Zug und bekommt ihre Liaison mit. Sie aber hat nicht mit der Reaktion auf ihre Liebesgeschichte gerechnet. Er sticht mit dem Brieföffner zu. Er flieht entsetzt, steigt aus, fährt aber mit dem Taxi dem Zug hinterher. Was dann passiert und zur auch für den Zuschauern unvergessenen Fahrt den Rhein entlang wird, soll nicht verraten werden.

 

Niklaus Schilling ist Schweizer, gebürtig in Basel. Er lernte, die Kamera zu bedienen und arbeite für Thome, Straub undLemke, bevor er mit NACHTSCHATTEN 1971 seinen ersten Film drehte, auch dieser ein Melodrama, diesmal in der Heide, wo es nie um die psychologischen Hintergründe der Geschehnisse geht, sondern um die Volten, die das Schicksal, die Vorsehung oder einfach das Leben schlägt. Morgen wird Niklaus Schilling siebzig Jahre!

 

 

Donnerstag, 24. April, 18 Uhr

Niklaus Schilling zum 70. Geburtstag

RHEINGOLD

BRD 1978. R: Niklaus Schilling