Katharina Klein
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die berühmte 1968er Revolution, die sich mit dem Drang nach sexueller Befreiung gegen die Geschichte der Elterngeneration auflehnt, geht die Bewegung von Jugendlichen in den 1970er etwas unter. Sie setzen sich in Westdeutschland für die Errichtung von Jugendzentren ein. Sie fordern sowohl in der Stadt als auch auf dem Land freie Räume, in denen sie über die Gestaltung ihrer Freizeit entscheiden können.
Die 68er-Bewegung hatte mit ihrem Kampf gegen das Erbe des Nationalsozialismus im Nachkriegsdeutschland, gegen den „Muff von tausend Jahren unter den Talaren“ an den Universitäten, für sexuelle Selbstbestimmung die deutsche Nachkriegsgesellschaft heftig erschüttert. Im Schatten der Studentenrevolte folgte Anfang der 1970er Jahre in Westdeutschland eine Jugendbewegung, die selbstverwaltete Jugendzentren und Treffpunkte forderte, in denen sie ihre Freizeit selbst gestalten konnten, ohne elterliche Kontrolle und Konsumzwang. Es gab Demonstrationen, Unterschriftenaktionen und heftige Diskussionen mit Kommunalpolitikern – mit Erfolg. Mit Parolen wie „Was wir wollen: Freizeit ohne Kontrollen“ eroberte die Jugendzentrumsbewegung die Republik und brachte das linkskalternative Milieu bis in die westdeutsche Provinz: Selbst in dörflichen Gemeinden lösten die selbstverwalteten Treffpunkte kleine politischkulturelle Revolutionen aus.
Die Jugendlichen erprobten sich in zivilem Ungehorsam, mussten aber auch ganz prosaisch das Putzen nach der Party organisieren.
„Freie Räume“ geht dieser von der Geschichtsschreibung kaum beachteten Bewegung nach und versucht herauszufinden, was von ihr übrig geblieben ist. Dank umfangreichem Archivmaterial und geschickt geführten Interviews mit Protagonisten und Protagonistinnen von damals schafft der Regisseur, damals selbst Teil der Szene in Mannheim, ein lebendiges Gefühl für den subkulturellen politischen Kosmos der 1970er.
Zum anschließenden Filmgespräch erwarten wir den Mannheimer Regisseur Tobias Frindt sowie Rainer Kilb, Erziehungswissenschaftler und emeritierter Professor der Hochschule Mannheim. Die Moderation hat Christina Budde, naxos.Kino.
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Die berühmte 1968er Revolution, die sich mit dem Drang nach sexueller Befreiung gegen die Geschichte der Elterngeneration auflehnt, geht die Bewegung von Jugendlichen in den 1970er etwas unter. Sie setzen sich in Westdeutschland für die Errichtung von Jugendzentren ein. Sie fordern sowohl in der Stadt als auch auf dem Land freie Räume, in denen sie über die Gestaltung ihrer Freizeit entscheiden können.
©Verleih
Info:
Dienstag, 4. Juli 2023 19.30 Uhr, Naxoshalle, D 2019 (102 Min.)
naxos.Kino – Dokumentarfilm & Gespräch e.V. im Theater Willy Praml – produktionshaus naxos, Waldschmidtstraße 19 / Hinterhof rechts. Weitere Informationen unter www.naxos-kino.org.