TV-Tipp für den späteren Abend am Sonntag 23. Juli 2023 bei Pro Sieben
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Im Mai 1940 sind hunderttausende Soldaten britischer, französischer und belgischer Truppen von den Deutschen eingeschlossen. Sie haben sich am Strand von Dünkirchen bis direkt ans Meer zurückgezogen. Sie befinden sich in einer nahezu ausweglosen Situation, da es kaum möglich ist, mit den wenigen Kriegsschiffen die Truppen über den Kanal nach England in Sicherheit zu bringen.
Nachdem es der junge Soldat Tommy (Fionn Whitehead) als einziger seiner Truppe von der Stadt an den Strand geschafft hat, trifft er auf einen anderen jungen Soldaten namens Gibson (Aneurin Barnard). Die beiden bemühen sich mit allerlei Tricks auf eines der wenigen auslaufenden Kriegsschiffe zu kommen, die versuchen, den deutschen Fliegern zu entkommen, um die etwa 40 km entfernte englische Küste zu erreichen. Nachdem sie einen verwundeten Soldaten an Bord gebracht haben, werden sie wieder von Bord geschickt. Kurz nach dem Auslaufen wird das Schiff unter den Augen von Commander Bolton (Kenneth Branagh), der zusammen mit Captain Winnant (James D'Arcy) den Abzug der Truppen koordiniert, von deutschen Fliegerbomben versenkt. Tommy und Gibson können einige der Soldaten von dem Schiff retten, einer der Geretteten ist Alex (Harry Styles). Auch das nächste Schiff auf das sie aufgenommen werden, wird torpediert und die drei landen wieder am Strand von Dünkirchen.
Im Cockpit einer Spitfire versuchen der Pilot Farrier (Tom Hardy) zusammen mit seinem Kollegen Collins (Jack Lowden) und einem anderen Piloten, die Boote und die am Ufer wartenden Soldaten gegen die deutschen Flieger zu beschützen. Sie liefern sich unerbittliche Kämpfe mit den Deutschen.
Zur gleichen Zeit macht sich der Hobbysegler Mr. Dawson (Mark Rylance) zusammen mit seinem Sohn Peter (Tom Glynn-Carney) und dessen Freund George (Barry Keoghan) auf, um mit ihrer Jacht namens Moonstone nach Dünkirchen zu segeln, wie auch viele andere Engländer mit Fischkuttern und Privatbooten, um so viele Soldaten wie möglich über den Kanal hinweg zurück nach Hause zu bringen.
Schon auf dem Hinweg ziehen sie einen schwer traumatisierten Soldaten (Cillian Murphy) aus dem Wasser, dessen Schiff durch einen Torpedoangriff zerstört wurde und der unter keinen Umständen nach Frankreich zurück will. Mr. Dawson lässt sich aber davon nicht stoppen, auch nicht als der Soldat seinen jungen Helfer George (Barry Keoghan) im Streit schwer verletzt.
Während die wenigen englischen Piloten versuchen die deutschen Flugzeuge daran zu hindern, ihre Bomben abzuwerfen, kommt eine Armada kleiner englischer Schiffe am Strand von Dünkirchen an und beginnt die englischen Truppen über den Kanal in Sicherheit zu bringen…
Regisseur von "Dunkirk" ist Christopher Nolan, der hier sein eigenes Drehbuch verfilmt hat. Nolan hat die Geschichte der Rettung von etwa 330 000 Soldaten Ende Mai/Anfang Juni 1940 mit dem Namen "Operation Dynamo" über den Ärmelkanal von Dünkirchen nach England als eine Geschichte zu Lande, zu Wasser und in der Luft aufgeteilt. Da sitzen die englischen (und französischen) Soldaten am Stand von Dünkirchen fest (als Beispiel dienen die Soldaten Tommy, Gibson und Alex) während die Spitfires der Royal Air Force den Feind über dem Ärmelkanal attackieren (die Piloten Farrier und Collins), um die Männer am Strand und die wenigen Kriegsschiffe zu schützen. Währenddessen starten Hunderte von Zivilisten mit ihren kleinen Booten eine Rettungsaktion (Mr. Dawson) von der englischen Küste von Kent aus, um möglichst viele Soldaten der britischen Armee aufzunehmen.
Dadurch entsteht keine zusammenhängende Geschichte, sondern es werden immer wieder Schlaglichter auf die unterschiedlichen Probleme der handelnden Personen geworfen. Dabei sind auch die Zeitebenen der drei Teile unterschiedlich: Während die Geschichte der Soldaten am Stand eine Woche umspannt, braucht Mr. Dawson einen Tag, um nach Dünkirchen und zurück zu fahren und der Spitfire des Piloten Farrier kann sich nur eine Stunde in der Luft halten, dann ist das Benzin alle.
Besonders hervorzuheben sind die packenden Bilder von Kameramann Hoyte van Hoytema (die übrigens im IMAX-Format und auf 65 Millimeter-Film gedreht wurden). Auch die intensive Musik von Hans Zimmer unterstützt die Spannung des Films.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kriegsfilmen verzichtet Christopher Nolan (fast) vollständig auf blutige Einzelheiten. Ihm geht es vor allem darum zu zeigen, wie man eine solche Katastrophe überleben kann. Während des ganzen Films erfährt man eigentlich nichts über die Vorgeschichte der handelnden Charaktere. Trotzdem wachsen dem Zuschauer die Personen ans Herz und man hofft, dass sie das Inferno lebend überstehen werden.
Nolan hat für sein großes Ensemble neben bekannten Schauspielern wie Kenneth Branagh, Cillian Murphy, James D’Arcy, Tom Hardy und in einer der größeren Rollen Mark Rylance vor allem auf junge und noch nicht so bekannte Darsteller gesetzt, wie Fionn Whitehead, Harry Styles und Aneurin Barnard. OK, Harry Stiles war als der Film gedreht wurde schon bekannt - als Sänger der sehr erfolgreichen britisch-irischen Boygroup One Direction. Auch wenn Styles hauptsächlich als Sänger bekannt ist, war dies seine erste aber nicht seine letzte Filmrolle.
Nolan hat bewusst während des gesamten Films die deutschen Soldaten ausgelassen - außer den Fliegern, deren Gesicht man aber auch niemals sieht. So wird der Blick auf das wirklich Wesentliche gerichtet. Das Überleben. Dies gilt natürlich vor allem für die Soldaten am Strand von Dünkirchen aber auch für die vielen Menschen in ihren kleinen Booten, die das Unmögliche schaffen und viele Soldaten retten - gerade, weil sie in unzähligen kleinen Booten unterwegs sind und die deutschen Flieger vor allem auf die Kriegsschiffe geschossen haben. Keine der Aktionen wirkt im Film heroisch, dies gilt eigentlich nur für den aufopferungsvoll immer weiter kämpfenden Piloten Farrier, nachdem seine beiden Kameraden abgeschossen wurden und ihm der Treibstoff ausgegangen ist.
"Dunkirk" ist ein mitreißender, atemberaubender aber völlig untypischer Kriegsfilm. Es ist auf jeden Fall ein Historienfilm, der das Gute im Menschen zeigt und dabei aber auch klarmacht, dass es trotz der Rettung von 330 000 Soldaten Opfer gegeben hat. Es schadet deshalb ganz sicher nicht, wenn man sich vorher etwas über die geschichtlichen Hintergründe informiert hat. Der Film ist großartiges Kino und auch im Fernsehen absolut sehenswert.
Zusatz: Für alle Fans des Regisseurs Christopher Nolan: Sein großartiger neuer Film ″Oppenheimer″ ist seit Do. 20.07.2023 in den Kinos – man sollte ihn sich unbedingt ansehen!
Foto 1: Fionn Whitehead als Tommy © Warner Bros. / Pro Sieben
Foto 2: James D'Arcy, l. als Colonel Winnant und Kenneth Branagh, r. als Commander Bolton © Warner Bros. / Pro Sieben
Foto 3: Tom Hardy als Pilot Farrier © Warner Bros. / Pro Sieben
Info:
Dunkirk (Großbritannien, USA, Frankreich, Niederlande 2017)
Originaltitel: Dunkirk
Genre: Drama, Historienfilm, Actionfilm
Filmlänge: 107 Min.
Drehbuch und Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Fionn Whitehead, Harry Styles, Aneurin Barnard, James D’Arcy, Kenneth Branagh, Cillian Murphy, Mark Rylance, Tom Hardy u.a.
FSK: ab 12 Jahren
″Dunkirk″ wird am So. 23.07.2023 um 23:25 Uhr bei Pro Sieben gezeigt. Der Historienfilm wird am Mo. 24.07.2023 um 04:05 Uhr wiederholt.