Filmreihe von Dienstag, 1., bis Donnerstag, 31. August im Kino des DFF Frankfurt
Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Derzeit sind japanische Filme sehr im Kommen und japanische Regisseure sehr gefragt. Hirokazu Kore-eda gilt schon lange als feinfühliger und zutiefst humanistischer Chronist unterschiedlicher Lebenswelten und sozialer Zusammenhänge im modernen Japan. Die Filme des Regisseurs strahlen auf den ersten Blick eine große Ruhe und Unaufgeregtheit aus, unter der Oberfläche jedoch offenbaren sie eine besondere Komplexität der dargestellten Gefühlswelten und Beziehungen sowie ein Gespür für Texturen, Licht und Bildkomposition.
Seit seinem Debütfilm MABOROSHI NO HIKARI (1995) ist Kore-eda regelmäßig auf den großen internationalen Filmfestivals vertreten. Seine Karriere begann mit Dokumentarfilmen und Auftragsarbeiten für das japanische Fernsehen. Gerade der Aspekt des Dokumentarischen durchzieht auch Kore-edas Spielfilmwerk, dessen Arbeiten darüber hinaus eine Vielzahl von Affinitäten offenbaren: zu Größen des japanischen Kinos wie Mikio Naruse oder Yasujiro Ozu etwa, aber auch zu Regisseuren wie Robert Bresson oder Hou Hsiao-Hsien.
Die Filmreihe im Kino des DFF erfolgt in Kooperation mit Nippon Connection – Japanisches Filmfestival und stellt eine repräsentative Auswahl der Diversität seines Schaffens dar. Zu sehen sind sowohl frühe Arbeiten des Regisseurs als auch junge Erfolgswerke wie SHOPLIFTERS (Foto unten) und BROKERS (2022) (Foto oben):
MABOROSHI NO HIKARI (Das Licht der Versuchung, 1995) erzählt in präzise komponierten Bildern von Yumiko, die aufs Land zieht und erneut heiratet, nachdem der plötzliche und rätselhafte Tod ihres Mannes sie in eine tiefe Krise gestürzt hat. WANDAFURU RAIFU (After Life – Nach dem Leben, 1998) handelt von persönlichen Erinnerungen und davon, was sie im Leben der Menschen bedeuten. Zugleich ist der Film als Liebeserklärung an das Kino zu verstehen. In DARE MO SHIRANAI (Nobody Knows, 2004) werden drei junge Geschwister in einer Wohnung versteckt gehalten, da ihre Mutter ihre Existenz verheimlichen will.
Mit ARUITEMO ARUITEMO (Still Walking, 2008) reiht sich Kore-eda tief in die Tradition des japanischen Familienfilms ein, und setzt dabei doch seine eigenen Akzente, ebenso wie in SOSHITE CHICHI NI NARU (Like Father, Like Son, 2013), dessen dramatischer Ausgangspunkt die Verwechslung zweier Kinder nach der Geburt ist. In UMIMACHI DIARY (Unsere kleine Schwester, 2015) lernen drei Schwestern nach dem Tod des Vaters ihre jüngere Stiefschwester kennen.
Auch MANBIKI KAZOKU (Shoplifters - Familienbande) handelt von einer Familie – wenn auch von einer ganz besonderen. Nachdem der Film 2018 mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, bekam Kore-eda das Angebot aus Frankreich, dort einen Film zu drehen: In LA VÉRITÉ (La Vérité – Leben und lügen lassen, 2019) hat Fabienne Dangeville, ein selbstbezogener Filmstar, ihre Autobiographie mit dem Titel „La Vérité“ veröffentlicht, aber nicht alle sind der Ansicht, dass es sich tatsächlich um die Wahrheit handelt. Auch in BEUROKEO (Broker – Familie gesucht, 2022) schließlich, Kore-edas erstem koreanischen und seinem zweiten im Ausland gedrehten Film, geht es letzten Endes darum, wie sich eine Familie herausbildet.
Fotos:
SHOPLIFTERS
UNSERE KLEINE SCHWESTER
©dff.film
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Quelle:DFF