dsliSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7. September 2023, Teil 1

Redaktion

London (Weltexpresso) – Die Regisseurin Mary Harron und Drehbuchautor John C. Walsh über das Projekt „Vor ungefähr sieben Jahren erhielt ich einen Anruf von Ed Pressman, der auch meinen Film AMERICAN PSYCHO produzierte. Er erzählte mir, dass sein Freund David O. Sacks und seine Firma Room 9 ein Projekt über das Leben von Salvador Dalí entwickelt hatten. Mein erstes Gefühl war, dass ich mich bereits in I SHOT ANDY WARHOL der Arbeit einer Künstlerikone widmete und mich nicht nochmal auf ein ähnliches Terrain begeben wollte.“

Als Mary Harron jedoch das bisher recherchierte Material ihrem Ehemann, dem Filmemacher John C. Walsh, zeigte, hatte dieser eine Idee, die ihre Einstellung zu dem Projekt völlig änderte.
„Was ich an der vorliegenden Geschichte, mit der sie arbeiteten, am überzeugendsten fand, war Dalís Angst vor dem Tod“, erklärt Drehbuchautor John C. Walsh. „Das machte ihn sehr menschlich. Es war wichtig, die Person hinter der Fassade zu zeigen und Elemente in ihm zu finden, mit denen sich jeder identifizieren kann. Auch, wenn er ein außergewöhnliches Genie war, gab es doch universelle Ähnlichkeiten zu uns allen. Wir waren uns einig, dass dies kein klassisches Biopic werden würde. Dalís Leben und Karriere erstreckten sich über sechs Jahrzehnte. Das in einen zweistündigen Film zu pressen, wäre unmöglich. So beschlossen wir, den Zeitrahmen kurz zu halten und den Schwerpunkt nicht so sehr auf den Künstler, sondern auf den Menschen Salvador Dalí zu legen.“

„Mary und ich liebten auch Gala, aber sie wurde in den vorherigen Versionen überhaupt nicht als Figur entwickelt. Wir beschlossen ihre Rolle auszubauen und waren von der Idee begeistert, einen Einblick in diese turbulente und verwirrende Ehe zu gewähren.“

Da Gala und Dalí in ihrem Verhalten und in ihrer Beziehung so „weltfremd“, aber auch faszinierend und lustig waren, brauchte die Geschichte einen Bezugspunkt, in dem sich das Publikum wiederfindet. So entschieden sich Harron und Walsh für die Erschaffung der Figur James, ein junger Mann, der sich in die Welt der beiden begibt und hofft, von seinem Helden Dalí zu lernen.
Die eigene persönliche und berufliche Beziehung der beiden Filmemacher floss ebenfalls mit ein, diese ungewöhnliche Ehe zu untersuchen, erklärt Harron: „Die Ehe von Dalí und Gala war offensichtlich viel ungestümer als unsere. Es war wirklich eine stürmische, unbeschreibliche Ehe. Ich hörte Gala sagen, sie hätte Dalís Karriere mehr als jeder andere gefördert und mehr als jeder andere geschädigt. Das ist ein interessantes Paradoxon.“

Ein weiteres Element, das Harron und Walsh durchleuchten wollten, war der älter gewordene Dalí im New York der 1970er Jahre, der mit Leuten wie Alice Cooper Kunst machte und im Studio 54 abhing: „Er lebte zwar das moderne 70er-Jahre-Leben, aber wir alle kennen ihn als den Surrealisten der 1930er Jahre“, sagt Harron.

Das New York der 1970er Jahre liegt Mary Harron sehr am Herzen, da sie 1975 mit 22 Jahren nach dem College selbst dorthin zog. Es war eine sehr entdeckungsreiche Zeit für sie, als die New Yorker Punkszene aufkam: „Als junger Mensch, der naiv, unbescholten und sehr offen war, passierten mir die erstaunlichsten Dinge. Ich wurde zu Partys eingeladen, von denen ich nie zu träumen gewagt hätte, Leute gaben mir Jobs und für ein paar Jahre stieg ich auf dieses Karussell auf. Ich wollte einen Film machen, der an diese wunderbare Zeit in meinem Leben erinnert. Also schufen wir James, den New

Yorker Galerieassistenten, der zu Dalís Assistenten wird und ebenfalls auf dieses wahnsinnige Karussell steigt. Aber irgendwann muss das Karussell natürlich anhalten“, sagt Harron, „oder man wird abgeworfen“, fügt Walsh hinzu.



Foto:
©Verleih

Info:
Besetzung 

Sir Ben Kingsley als Salvadore Dalí
Barbara Sukowa als Gala
Christopher Briney als James
Andreja Pejić als Amanda Lear
Rupert Graves als Captain Peter Moore
Suki Waterhouse als Ginesta 
Ezra Miller als Junger Dalí 

Der Stab
Marry Harron   Regie
John Walsh     Drehbuch

Abdruck aus dem Presseheft