Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Donnerstag, 14. September 2023, Teil 4
Corinne Elsesser
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der "Club Méditerranée" ist in Frankreich Legende. Zunächst auf Mallorca und an der südfranzösischen Riviera, dann auch in Ferienregionen in Übersee konnten die Urlauber im Rahmen eines exklusiven Ferienclubs Sommerfreuden pur erleben. Wenn man in dieser Umgebung aufwächst, kennt man nur ein unbeschwertes Leben, das mehr oder weniger aus Spiel, Spass und Animation besteht.
Tridan Lagache (Dany Boon) ist in einem solchen "Club Med" gross geworden. Seine Eltern führten einen der besonders beliebten Clubs im mexikanischen Acapulco. Nachteile hat das Ganze allerdings auch, denn der Junge schloss Freundschaften, die immer nur eine oder zwei Wochen lang dauerten, dann war wieder Abreise und man sah die neu gefundenen Freunde nie wieder.
Nach dem Tod des Vaters ist Tridan bei seiner Mutter geblieben, um ihr beizustehen. Doch seine Jugendliebe Violette hat er nie vergessen. So entschloss er sich eines Tages, da ist er immerhin schon 50, nach Paris zu reisen, um sie dort zu suchen. Wie ein kleiner unerfahrener Junge stolpert Tridan in die reale Welt der Grossstadt, die er bislang nicht kannte.
Dany Boon spielt seinen Tridan tollpatschig und übertrieben clownesk und gesteht ihm eigentlich nur die Gabe des Animierens zu, wenn er zum Beispiel in der Metro alle Mitfahrer zu einem Lächeln auffordert und zum fröhlichen Begrüssen der jeweils neu einsteigenden Fahrgäste. Die Wohnung des Vaters, die ihm vererbt wurde, ist bereits besetzt. Dort hat sich der Halbbruder Louis (Kad Merad) eingemietet, von dem Tridan nichts wusste. Louis passt der Eindringling nicht, doch Tridan lässt sich nicht so einfach vertreiben. So heckt Louis einen Plan aus, in dem er sich bereiterklärt, Tridan bei seiner Suche nach Violette zu unterstützen, insgeheim hoffend, ihn dann bald wieder los zu werden. Doch ganz so einfach ist die Suche nicht. Und so fragt Louis, der auf verschiedenen dating apps unterwegs ist, schliesslich eine seiner Geliebten, ob sie sich als Violette ausgeben und Tridan geschickt weglocken könne. Auch dieser hinterlistige Plan geht nicht auf, denn Roxanne (Charlotte Gainsbourgh) ist fasziniert von dem unschuldig naiven Fremdling, der sie mit seinem Charme immer mehr für sich einnimmt. So steht Louis am Ende ohne seine Lieblingsfreundin da und verliert auch noch seinen Job als Uber-Fahrer, da er vor lauter Zerstreutheit zuweilen seine Fahrgäste vergisst und sich schlechte Bewertungen einhandelt.
Dany Boon lässt in seiner neuen Regiearbeit, in der er zugleich die Hauptrolle spielt, nicht nur Erinnerungen aus der Welt der Sch’tis - "Bienvenue chez les Ch’tis" (Willkommen bei den Sch’tis) war 2008 einer er erfolgreichsten Filme in Frankreich - wieder aufleben, er treibt die Komik und Blödelei noch um einiges weiter. Mit Kad Merad, nach seiner Rolle als Postbeamter bei den Sch’tis nun als klobiger, muffiger Halbbruder neben Charlotte Gainsbourg als schöne, agile, feingliedrige Geliebte aus der dating app, die im wirklichen Leben selbstbewusst einen Second Hand Laden betreibt, ist Boon eine Konstellation unterschiedlicher Charaktere gelungen, die jeweils für ihren eigenen Lebensentwurf stehen. Eine Wohlfühlkommödie, deren Überdrehtheit immer wieder durch überzeugende schauspielerische Leistungen aufgefangen wird.
Foto:
© Verleih
Info:
La vie pour de vrai (Voll ins Leben), Frankreich, 2023
110 Minuten
Stab
Drehbuch & Regie Dany Boon
Besetzung
Tridan Lagache Dany Boon
Louis Kad Merad
Roxane Charlotte Gainsbourg
Didier Lagache Maxime Gasteuil
Francoise Lagache Caroline Anglade
Francoise Lagache (70) Aurore Clément