trau1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Donnerstag, 14. September 2023, Teil 9

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) -  ZUSAMMEN IST DER BESTE WEG – Lena May Graf stößt zum Projekt. Gerade, weil die alte Weisheit beim Verfassen von Drehbüchern besagt, man solle das schreiben, was man kennt, merkte Finn Christoph Stroeks, dass er bei der Arbeit am Drehbuch an Grenzen stieß. Leicht fiel es ihm, den richtigen Ansatz für Jakob und Marie, die beiden Hauptfiguren, zu finden. Schwerer tat er sich indes bei der Entwicklung der Welt um das chaotische Paar herum. „Als ich die Ursprungsidee zu TRAUZEUGEN hatte, musste ich viel an HARRY & SALLY denken, ein Film, den ich sehr, sehr schätze, die absolute Krönung dessen, was eine romantische Komödie leisten kann“, erzählt Stroeks.

„Ein Grund dafür ist, denke ich, dass Autorin Nora Ephron auch während des Drehs immer noch sehr involviert war, immer im Austausch mit Regisseur Rob Reiner stand. Da entstand eine ganz besondere Dynamik, zwischen den beiden Gewerken, Drehbuch und Regie, aber auch zwischen der männlichen und weiblichen Perspektive.“ So etwas schwebte der PANTALEON für TRAUZEUGEN vor. „Uns war es
wichtig, bei TRAUZEUGEN ein weibliches Gegengewicht zu schaffen“, erklärt Dan Maag. „Die beiden Hauptfiguren sollten sich auf Augenhöhe begegnen, da erschien es uns angebracht, auch auf kreativer
Seite die weibliche Komponente abzubilden, mit einem Mann und einer Frau zu arbeiten. Lena May 

Graf hat Finn perfekt ergänzt, es herrschte blindes Verständnis zwischen den beiden. Dass beide Debütant:innen waren, habe ich eher als Vorteil gesehen. Eins plus eins ergibt allemal zwei.“ Stroeks und Graf, aufgewachsen in einer Filmemacherfamilie und bekannt als versierte Drehbuchautorin, unter anderem von Charly Hübners Verfilmung von Thees Ullmanns Roman SOPHIA, DER TOD UND ICH (2023), kannten sich bereits gut: 2018 hatten sie zusammen die Texte für den von Edin Hasanovic moderierten Deutschen Filmpreis geschrieben – eine so gute Erfahrung, dass sie 2020 noch einmal antraten, um für Hasanovic die Texte für die ungewöhnliche Corona-Ausgabe des Filmpreises maßzuschneidern.

Zwischenzeitlich waren Finn Christoph Stroeks und Lena May Graf in Kontakt geblieben. „Als Autor oder Autorin verbringt man immer viel Zeit allein, da ist es gut, wenn es jemanden gibt, mit dem man
sich austauschen kann, um nicht betriebsblind zu werden“, berichtet Lena May Graf. „Wir haben uns also immer auf dem Laufenden gehalten, woran wir arbeiten, sprachen beim Spazieren im Wald mit
unseren Hunden oder bei langen Telefonaten einzelne Szenen durch, die wir im Kopf hatten, Geschichten, die wir erzählen wollten.“ Bei einem dieser Gespräche erzählte Stroeks seiner Kollegin
von der Tauben-Sequenz in TRAUZEUGEN, die ihm gerade durch den Kopf ging. „Das war das erste Bild, das er mir beschrieb“, erinnert sie sich. „Ich weiß noch, dass ich schallend in meinem Wohnzimmer gelacht habe.“ Fortan wurde Lena May Graf über die Fortschritte des Drehbuchs auf dem Laufenden gehalten, schließlich schickte Stroeks ihr auch eine erste Fassung zu. „Wir tauschten uns inhaltlich darüber aus und merkten dabei, dass wir langsam an einen Punkt kamen, den nächsten Schritt zu gehen und gemeinsam an dem Projekt zu arbeiten. Es fühlte sich an wie eine logische Entwicklung.“ Es entpuppte sich als richtige Entscheidung – und positive Erfahrung für die beiden Autor:innen. „Dieses Gefühl hat mich eigentlich die gesamte Zeit begleitet: Zusammen ist der beste Weg.“

„Wenn man sich mehr als fünf Jahre kennt wie wir und schon das eine oder andere anstrengende Projekt zusammen gemeistert hat, weiß man, dass man sowohl in guten wie auch schwierigen Situationen, die sich bei der Arbeit an einem Film nie ausschließen lassen, miteinander harmoniert“, merkt Finn Christoph Stroeks an und verweist auf den Deutschen Filmpreis 2020, dessen Texte sie zusammen für Edin Hasanovic während der Corona-Pandemie in einer absoluten Ausnahmesituation geschrieben haben. „Wir hatten also schon eine gemeinsame Kommunikation entwickelt, eine gute Basis geschaffen, wo man weiß, dass man auch dann zusammenhält, wenn es mal hart auf hart kommt.“

„Wir sind in das Projekt reingegangen mit dem Wissen, dass wir einander gut verstehen und gut miteinander arbeiten“, fügt Lena May Graf hinzu. „Viele der wichtigen Details haben wir von Anfang an ähnlichgesehen, wir mussten uns nicht erst finden. Wir hatten bereits eine Streitkultur entwickelt, bei der wir wissen, dass am Ende produktive, großartige Dinge herauskommen.“ Das sei wichtig, wenn
man gemeinsam an einem Film arbeitet. „Es kommt nicht darauf an, immer gleich einer Meinung zu sein. Das ist unmöglich. Es kommt darauf an, dass man gemeinsam zu guten Lösungen kommt. Das ist
bei uns gegeben.“

In der neuen Konstellation machte das Drehbuch schnell Fortschritte. So schnell, dass sich die Produzenten bald schon die Frage stellen konnten, wer am besten geeignet wäre für die Regie von  TRAUZEUGEN. Eine ganze Reihe von Optionen wurde durchgespielt. „Es gab interessante Gespräche, aber wir hatten nie den Eindruck, dass die Kandidaten den Nerv so richtig trafen, eine Vision und
Vorstellung von der genauen Tonalität hatten, die mit der übereinstimmte, die Finn, Lena und wir mit dem Stoff verbanden“, erinnert sich Alexander Dreissig. Schnell änderte man die Herangehensweise:
Wäre es denn eine schlechte Idee, wenn Finn Christoph Stroeks selbst die Regie übernehmen würde?

„Keiner kannte den Stoff besser als er“, findet Alexander Dreissig. „Wenn er von TRAUZEUGEN erzählte, hatte man förmlich den fertigen Film vor Augen. Und er hatte im Lauf der Zeit schon öfter anklingen lassen, dass er es sich grundsätzlich vorstellen könnte, eines seiner Bücher auch selbst zu inszenieren.“ „Bei PANTALEON hat man mir immer wieder Mut gemacht und mich unterstützt, das zu machen, was ich wirklich machen will“, bestätigt Finn Christoph Stroeks. „Beim Deutschen Filmpreis 2018, für den ich zusammen mit Lena die Texte für Edin geschrieben habe, hat uns dann auch Lenas Mutter Sherry Hormann, die in diesem Jahr die Regie übernommen hatte, sehr abverlangt, Dinge zu schreiben, für die wir stehen. Das hat mir tatsächlich noch einmal einen anderen Blick ermöglicht.“ Und ermutigte ihn, verstärkt auch darüber nachzudenken, eines seiner Drehbücher tatsächlich selbst zu verfilmen.

„Bei TRAUZEUGEN spürte ich schnell, dass das der richtige Stoff dafür sein könnte“, merkt Stroeks an. Wie in seinen persönlichen Favoriten im Genre der romantischen Komödie sollte es nicht einzig um die Irrungen und Wirrungen einer Liebesgeschichte zwischen zwei gegensätzlich erscheinenden Charakteren gehen. „Es war auch das Potenzial gegeben, einen launigen Film zu machen, der viel über
die Figuren erzählt, der ganz nah dran ist an den Menschen, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen“, sagt er. „Ich denke, diese Art von Film will das Publikum gerne sehen. Wo man sich gut fühlt. Wo man
zwei Menschen gerne zusieht, wie sie miteinander sind.“

 
Foto:
©Verleih
 
Info:
BESETZUNG

Jakob      Edin Hasanovic
Marie.     Almila Bagriacik
Ruth       Cristina do Rego
Tobi     László Branko Breiding
Frau Dr. Kober.    Iris Berben
Heinke Kurt Krömer
Astrid Nilam Farooq
Paar im Baumarkt Paola Maria
Paar im Baumarkt Stefano Zarrella
Sanitäter Aurel Mertz
Trauredner Fatoni

STAB
Regie Finn Christoph Stroeks & Lena May Graf
Drehbuch Finn Christoph Stroek

Drehorte Berlin & Brandenburg, Hessen und Bayern
Drehzeit Frühjahr 2022
Länge 100 Minuten

Abdruck aus dem Presseheft