golemBegleitprogramm zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH im September im Deutschen Filminstitut und Filmmuseum (DFF) Frankfurt

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Frauen beim und im Film der Weimarer Republik sind das Thema der Ausstellung WEIMAR WEIBLICH. Frauen und Geschlechtervielfalt im Kino der Moderne (1918-1933), die zudem untersucht, wie das Kino Geschlechterrollen und -verhältnisse insgesamt thematisiert. Im September spricht Heike Hambrock über das Werk der Architektin und Bildhauerin Marlene Moeschke-Poelzig, die unter anderem an den Filmbauten für Paul Wegeners DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM (DE 1920) beteiligt war. Eine weitere Veranstaltung blickt auf Rennfahrerin Clärenore Stinnes, die in ihrer Adler-Limousine gemeinsam mit Ehemann Carl-Axel Söderström die Welt umrundete und dabei quasi den Prototyp aller „Roadmovies“ schuf.


Heike Hambrock über Marlene Moeschke-Poelzigs Arbeit in
DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM

Dienstag, 26. September, 20:30 Uhr

Entwurfszeichnung von Marlene Moeschke-Poelzig zu DER GOLEM

DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM
Deutschland 1920. R: Paul Wegener
D: Paul Wegener, Albert Steinrück, Lyda Salmonova. 90 Min. DCP. Musikfassung

Zu Gast: Heike Hambrock (Kunst- und Architekturhistorikerin)

Prag im 16. Jahrhundert. Rabbi Löw erkennt am Stand der Sterne, dass der jüdischen Gemeinde im Ghetto großes Unheil droht. Zum Schutz erweckt er eine mächtige Lehm-Figur, den Golem, zum Leben. Dieser kann die Geschicke zunächst zum Guten wenden, doch als er von Löws Assistenten für die falschen Zwecke benutzt werden soll, gerät er außer Kontrolle.

Paul Wegeners Film war einer der international größten Erfolge des deutschen Stummfilms. Die stark vom Expressionismus und Jugendstil bestimmten Bild- und Dekorgestaltung verleiht dem Werk einen hohen künstlerischen Rang. An den Filmbauten beteiligt war Marlene Moeschke-Poelzig (1894–1985), die ab 1920 ein gemeinschaftliches Bauatelier mit ihrem Mann Hans Poelzig führte. Vor dem Film spricht die Kunst- und Architekturhistorikerin Heike Hambrock über das Werk der Bildhauerin und Architektin Marlene Moeschke-Poelzig und ihre Mitwirkung am GOLEM-Film.
Weitere Informationen



DFF-Podcast "Filmgeschichte in Objekten":
Heike Hambrock über Marlene Moeschke-Poelzig


Im Podcast erläutert Architekturhistorikerin Heike Hambrock, inwiefern die Skizzenbücher von Moeschke-Poelzig, auch in der Ausstellung WEIMAR WEIBLICH zu sehen, wegweisend für die Gestaltung von Szenenbildern vieler Filme, unter anderem Paul Wegeners DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM (DE 1920), waren.
Zum Podcast


Filmgespräch zu Clärenore Stinnes und
IM AUTO DURCH ZWEI WELTEN
Mittwoch, 27. September, 18 Uhr


Clärenore Stinnes (rechts) unterwegs mit Carl-Axel Söderström

IM AUTO DURCH ZWEI WELTEN
Deutschland 1931. R: Clärenore Stinnes, Carl-Axel Söderström
Dokumentarfilm. 60 Min. 35mm

Im Gespräch: Kim Engels (Vorständin im Frauenmuseum Wiesbaden) und Eva Hielscher (Sammlungsleiterin des Non-Film-Archivs des DFF)

In ihrer Adler-Limousine legten die Rennfahrerin Clärenore Stinnes (1901–1990) und ihr Kameramann (und späterer Ehemann) Carl-Axel Söderström fast 47.000 Kilometer zurück. Die oft strapaziöse und mitunter gefährliche Fahrt, die von Unternehmen wie Aral, Bosch, Continental und Varta gesponsort wurde, führte die Filmemacherin durch 23 Länder – einmal rund um den Erdball.

Der bei dieser Reise entstandene Dokumentarfilm kann als Prototyp aller „Roadmovies“ gelten. Clärenore Stinnes verstand ihre Reportage, die sie selbst kommentiert, und in der sie touristische Impressionen, Naturschönheiten und Kulturdenkmäler sowie Begegnungen mit Menschen und Tieren festhält, als ein Beweisstück für die „eroberte Ferne“. Nach dem Film spricht Eva Hielscher, Sammlungsleiterin des Non-Film-Archivs des DFF, mit Kim Engels, Vorständin im Frauenmuseum Wiesbaden, über den Film und Clärenore Stinnes.
 

Über die Ausstellung

Bubikopf-Frisuren, luftige Chiffonkleider, extravagante Schuhkreationen und endlich Beinfreiheit – schon auf den ersten Blick sind die Veränderungen gewaltig, die die 1920er Jahre für das weibliche Geschlecht bringen. Zu den wichtigsten gehört die zunehmende Berufstätigkeit von Frauen, die dazu beiträgt, Frauen auch im gesellschaftlichen Alltag präsenter werden zu lassen. Das zeigt sich auch im Kino der Zeit. Frauen beim und im Film der Weimarer Republik sind das Thema der Ausstellung WEIMAR WEIBLICH, die zudem untersucht, wie das Kino Geschlechterrollen und -verhältnisse insgesamt thematisiert.

Foto:
Aus der Golem
©dff.film