Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. September 2023, Teil 9
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nach einer nuklearen Explosion im Jahre 2065 in Raum Los Angeles, bei der eine Million Menschen getötet wurden, wird in den USA die Koexistenz mit der künstlichen Intelligenz (KI) aufgekündigt und ihr den Krieg erklärt. Da man die KI fürchtet, wird sie in Westen verboten und alle künstlichen Individuen werden systematisch zerstört.
In New Asia gehören künstliche Individuen allerdings zum täglichen Leben und man hat gelernt, mit ihnen zusammen zu leben, denn dort wurde die Technologie so weit entwickelt, dass die Roboter menschenähnlich wurden und als Gleiche anerkannt waren. Dort helfen sie auf den Feldern, arbeiten als Taxifahrer oder kümmern sich um menschliche Waisenkinder.
Um weltweit die künstlichen Lebensformen auszuschalten, sind etwas 10 Jahre später amerikanische Spezialkräfte mit einem riesigen Raumschiff namens Nomad unterwegs. Deshalb hat der amerikanische Spezialagent Joshua (John David Washington) die Aufgabe, eine Gruppe von KI-Kriegern zu unterwandern. Dabei verliebt er sich in die menschliche Expertin Maya (Gemma Chan), sie ihm bei seinem künstlichen Arm geholfen hat. Bei einem Angriff wird Joshua von seiner schwangeren Frau getrennt. Da Joshua Maya für tot hält, bricht er zusammen und kehrt in die USA zurück.
Wieder fünf Jahre später wird Joshua von Colonel Jean Howell (Allison Janney) besucht, die ihm Bilder von der vermutlich noch lebenden Maya zeigt, die in der Kriegszone in New Asia lebt. Mit Hilfe dieses Köders will sie erreichen, dass er zusammen mit ihr und einer Gruppe Soldaten in das Kriegsgebiet zurückkehrt. Denn das Militär befürchtet, dass der KI-Mastermind Nirmata eine Superwaffe entwickelt hat, die den Krieg zugunsten von New Asia entscheiden könnte, was möglicherweise auch zur Auslöschung der Menschen führen könnte. Es wird vom Militär vermutet, dass diese geheime Waffe kurz vor ihrem Einsatz steht. Joshuas Aufgabe ist es, sie zu finden und zu zerstören.
Kurz nach seiner Ankunft in Asien entdeckt Joshua, dass es sich bei dieser Waffe um ein sechsjähriges Roboter-Mädchen namens Alphie (Madeleine Yuna Voyles) handelt, das aber ganz besondere Fähigkeiten hat. Er nimmt das Kind gegen den ausdrücklichen Befehl in seine Obhut und beginnt Gefühle für sie zu entwickeln. Er flieht zusammen mit Alphie vor Colonel Jean Howell und ihrer Truppe und macht sich außerdem mit ihr zusammen weiterhin auf die Suche nach Maya. Während seiner Flucht beginnt Joshua alles in Frage zu stellen, was er bisher über KI gedacht hat und was real ist und was nicht…
″The Creator″ ist ein Science-Fiction Film, bei dem Gareth Edwards Regie geführt hat. Edwards ist in den letzten Jahren intelligente Blockbuster wie für ″Godzilla″ (2014) und vor allem für ″Star Wars: Rogue One″ (2016) bekannt geworden. Das Drehbuch stammt vom Regisseur und von Chris Weitz, der u.a. das Drehbuch für Kenneth Branaghs "Cinderella (2015) und für ″Star Wars: Rogue One″ verfasst hat.
Für die Kamera waren Greig Fraser und Oren Soffer verantwortlich. Dabei fanden die Dreharbeiten hauptsächlich in den malerischen Landschaften Thailands, Vietnams, Nepals und Japans statt und überwiegend nicht in einem Filmstudio. Allerdings wurden dann doch im Nachhinein die futuristischen Gebäude, Fahrzeuge und KI-Figuren am Computer hinzugefügt. Für die passende Musik hat Hans Zimmer gesorgt.
″The Creator″ ist nicht der erste Film in dem es um den Kampf Menschen gegen KI geht, da gab es schon vor vielen Jahren die Terminator-Filme und auch die beiden Blade Runner Filme, in denen es darum geht, ob die künstliche Intelligenz die Kontrolle übernimmt und versucht, die Menschen auszulöschen.
Doch im hier besprochenen Film geht es vor allem darum, ob ″Menschlichkeit″ nur etwas mit Fleisch und Blut zu tun hat. Dabei spielt der Film ganz stark mit der Angst in den USA, die alles ablehnen, was sie nicht kennen. Deshalb sprechen sie auch den von Menschen geschaffenen Maschinen die Menschlichkeit ab, auch wenn die neuste Generation nicht nur sehr menschliche Gesichter, sondern auch sehr menschlich Gefühle hat.
Das zeigt sich auch daran, dass sich die künstlichen Menschen in New Asia sehr wohl um die lebendigen Menschen sorgen und mit denen sie zusammen leben und arbeiten. Der Regisseur zeigt das in vielen kleinen Szenen, wenn die KIs z.B. eine Katze streicheln, Kinder im Kindergarten betreuen oder auch ganz reale positive und negative Emotionen zeigen.
Damit sind sie das Gegenstück zu den völlig abgestumpften Soldaten unter Colonel Jean Howell, die in einem überfallenen Dorf nicht einfach nur nach Waffen oder dem Unterschlupf der Roboter suchen, sondern auch gleich alle Personen – menschlich oder nicht - töten wollen. Ganz sicher erinnert das nicht von ungefähr an die Handlung der Amerikaner während des Vietnam-Krieges.
Schauspielerisch lebt der Film vor allem von John David Washington als Joshua. Er zeigt einen vielschichtigen Protagonisten, der bei allen Aktionen nicht nur langsam begreift, was da von Nomad eigentlich gespielt wird und der langsam eine Bindung zu dem Roboter-Kind Alphie aufbaut. Trotzdem verliert er nie seine eigentliche Intension aus den Augen, nämlich seine Frau Maya zu finden.
Maya wird von Gemma Chan sehr zurückhaltend gespielt. Dabei wird erst im Laufe des Film klar, welche Vergangenheit sie hat und welche Rolle sie im Zusammenhang mit der Erschaffung des Roboter-Mädchens spielt. Alphie wird sehr ergreifend von der jungen Madeleine Yuna Voyles gespielt. Sie ist sich jederzeit bewusst, dass sie eine künstliche Person und kein Mensch ist. Aber sie möchte ein friedliches Zusammenleben zwischen Menschen und KI erreichen. Allerdings wird ihr auch irgendwann klar, was ihre Aufgabe im Kampf gegen das Raumschiff Nomad sein soll.
Weitere wichtige Rollen spielen Allison Janney als harte Spezialagentin Colonel Jean Howell, die zwei Söhne im Kampf gegen die KI verloren hat und jetzt unter allen Umständen ihre Aufgabe erfüllen will und die in ihrem Kampf gegen ihre4künstlichen Gegner keine Gnade kennt, und der bekannte japanische Darsteller Ken Watanabe als Harun, der Anführer der KI-Truppen, der Joshua auch irgendwann erklärt, welche Aufgabe Alphie erfüllen soll.
″The Creator″ ist ein Science-Fiction Film mit außergewöhnlichen Schauwerten und einem interessanten emotionalen und philosophischen Kern, der dazu noch eine ganz eigenständige Story erzählt und nicht auf ein Remake, ein Reboot oder eine Fortsetzung zurückgeht.
Insgesamt ist ″The Creator″ ein epischer Science-Fiction Thriller, der inmitten eines zukünftigen Krieges zwischen der Menschheit und den Kräften der künstlichen Intelligenz spielt. Dabei ist Regisseur Gareth Edwards ein spannender und nachdenkenswerter Film gelungen, der glücklicherweise auf gängige Klischees verzichtet und der am Ende doch einige wichtige Fragen offen lässt. ″The Creator″ ist sicher einer der besten Science-Fiction Filme der letzten Jahre, den man sich unbedingt im Kino ansehen sollte.
Foto 1: John David Washington als Joshua © 2023 20th Century Studios
Foto 2: Gemma Chan als Maya © 2023 20th Century Studios
Foto 3: Madeleine Yuna Voyles als Alphie © 2023 20th Century Studios
Foto 4: Ken Watanabe als Harun © 2023 20th Century Studios
Info:
The Creator (USA 2023)
Originaltitel: The Creator
Genre: Science-Fiction, KI, Drama, Action, Thriller
Filmlänge: ca. 133 Min.
Regie: Gareth Edwards
Drehbuch: Gareth Edwards, Chris Weitz
Darsteller: John David Washington, Gemma Chan, Ken Watanabe, Sturgill Simpson, Madeleine Yuna Voyles, Allison Janney, Ralph Ineson, Marc Menchaca u.a.
Verleih: Walt Disney Motion Pictures Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 28.09.2023